Polizei-Studentin als Schiedsrichterin bei Männerspielen
Laufenerin Verena Weber (24) pfeift Herren-Fußball: „Die Körpersprache ist sehr, sehr wichtig“
Wenn Verena Weber den Fußballplatz betritt, „tanzt“ alles nach ihrer Pfeife. Denn wenn sie nicht gerade ihr Studium Richtung gehobenen Polizeidienst verfolgt, dann leitet sie als Schiedsrichterin auch Herren-Fußballspiele. Wir haben die 24-Jährige zu Hause besucht.
Laufen - Ein Foul im Sechzehner, Verena Weber zeigt sofort auf den Punkt. Die Gemüter der Kreisliga-Spieler kochen hoch, doch die Schiedsrichterin hat alles im Griff und setzt sich durch. Von der physischen Präsenz um sie herum lässt sie sich schon lange nicht mehr einschüchtern.
Seit fünf Jahren ist die Schiedsrichterei eine Leidenschaft der jungen Frau. Als Kind begann sie, selbst zu spielen. Doch während der Abiturzeit wollte sie sich Geld dazuverdienen. Irgendwas, das ihr Spaß macht, sollte es sein. Kurzerhand erwarb sie den Schiedsrichterschein und legte los. Verena Weber berichtet selbstbewusst und begeistert von ihrem Hobby.
Mittlerweile pfeift sie auch Herrenspiele. Dass sie es als Frau in der „Männerdomäne“ schwerer hat, spürt sie nicht. „Ich glaube, dass man als Frau etwas selbstbewusster auftreten muss“, erzählt sie dennoch. „Ich glaube es macht einen Unterschied, ob da ein 1,90 Meter großer, gestandener Mann auf dem Platz steht, oder eben ein junges Mädel.“ Doch sie werde voll akzeptiert und habe bislang keine Probleme gehabt, sich durchzusetzen. Ganz im Gegenteil.
„Vor allem wenn es hitzig wird, wenn man merkt, dass die Stimmung im Spiel kippt, dann fällt es mir als Frau leichter, die Jungs oder Männer zu beruhigen.“ Mal „ein kurzes Lächeln“ wirke beruhigend auf alle. Einmal habe ein emotional aufgeladener Trainer gesagt, sie solle lieber Frauen-Spiele pfeifen. „Mir ist gar nicht aufgefallen, was der da eigentlich von sich gegeben hat. Das ist mir erst später bewusst geworden“, erzählt sie. Doch im Nachhinein habe er sich dann entschuldigt. Dennoch würde sie so etwas „heute nicht mehr einfach so hinnehmen.“ Sexismus hat nirgends etwas verloren, auch nicht im Fußball.
„Die Hemmschwelle, sich gegenüber einer Frau im Ton zu vergreifen, ist höher“, glaubt Verena Weber aber auch. Besonders wenn es um körperliche Aggressionen geht, seien Schiedsrichterinnen vielleicht sogar im Vorteil.
Körpersprache entscheidend
Haltung und Gesichtsausdruck hält Verena Weber für extrem wichtig. „Man sagt immer, man kann die ‚richtigste‘ Entscheidung falsch rüberbringen, wenn man nicht selbstbewusst ist“, erklärt sie. „Andersrum kann man eine Entscheidung, die nicht ganz so richtig war, gut verkaufen.“
Selbst spielt sie übrigens nicht mehr Fußball. Mit fünf Jahren hatte sie damit begonnen. Zunächst mit den „Jungs“ aus der Nachbarschaft, später dann auch im Verein. Derzeit ist sie nicht mehr als Spielerin aktiv. Jedoch verfolgt sie den boomenden Frauen-Fußball. Gerade hier wirbt sie dafür, dass Spielerinnen besser bezahlt werden. „Es wäre halt schön, wenn auch kleinere Vereine ihre Spielerinnen gut bezahlen könnten. Damit die sich voll auf den Fußball konzentrieren können.“
Den Nachwuchs im Blick
„Jedes Mädchen kann davon profitieren“, wirbt Verena Weber für die Schiedsrichterei. „Wir bekommen bei den ersten Spielen Unterstützung. Man ist anfangs nicht allein.“ Der „Mix aus mentaler Anstrengung“ und der körperlichen Belastung fasziniert sie. „Wir laufen so acht bis 11 Kilometer.“ Als Schiedsrichter könne man sich während des Spiels auch nicht richtig ‚ausruhen‘“. Man muss einfach immer dort sein, wo gespielt wird.
Aber auch das macht der durchtrainierten Schiedsrichterin wenig Probleme. Denn sie hat einfach großen Spaß an ihrem Hobby und das gibt ihr Schwung.
ar
