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Polizei-Experte äußert sich

Zahnstocher in der Haustürklingel: TikTok-Streich oder neue Methode von Einbrechern in Laufen?

Eine Packung Zahnstocher wird in die Luft gehalten, im Hintergrund sind eine Haustür und eine Klingelanlage zu sehen. Auf einem Schreibtisch sind ein Fußabdruck und Erde von einem zerbrochenen Pflanzenkübel zu sehen. Ein Fenster steht offen.
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Mit einem Zahnstocher wird ein Dauerklingeln ausgelöst. Am nächsten Morgen sehen die Unbekannten, ob dieser entfernt wurde oder nicht.

An mehreren Haustüren in Laufen wurden am Wochenende spätabends Zahnstocher in Klingelanlagen gesteckt. In der Facebook-Gruppe „Du kommst aus Laufen” wird gerätselt, ob es sich um einen TikTok-Trend handelt oder eine neue Masche von Einbrechern, um herauszufinden, ob jemand im Urlaub ist. Die Polizei klärt auf und gibt wertvolle Tipps.

Laufen - Es klingt wie ein schlechter Scherz: Eine Userin schildert, dass nachts um 1.10 Uhr bei ihr an der Haustür geklingelt und ein Zahnstocher in die Anlage gesteckt wurde. Die Folge: ein Dauerklingeln. Eine andere Frau erklärt, dass sie Ähnliches erlebt hat. „Wir haben heute eine neue Klingel in der Hagenauerstraße montieren müssen: durchgebrannt”, schreibt eine weitere Userin. Angeblich sollen die gleichen Unbekannten um Mitternacht auch im benachbarten Surheim unterwegs gewesen sein.

Wenn bei der Polizei jemand die neuesten „Trends” unter den Kriminellen kennt, dann ist es Karl-Heinz Busch. Der Hauptkommissar der Kriminalpolizei Traunstein ist als Fachberater nicht nur im Chiemgau, sondern auch im Berchtesgadener Land unterwegs. Bei Infoständen oder Vorträgen informiert er, klärt auf, gibt Tipps und Einblicke in die Methoden der Kriminellen. Busch weiß, auch wenn es durch die Einträge in der Facebook-Gruppe den Anschein erwecken mag: „Der Trick mit dem Zahnstocher ist aktuell wenig im Umlauf.” Auch die Polizei in Laufen bestätigt auf Nachfrage: Bislang wurde nur ein solcher Fall den Beamten gemeldet, der jedoch eher auf einen privaten Streit zurückzuführen sei.

Zahnstocher gehören zu den „Gaunerzinken“

Wie Busch verrät, kann auch nicht von einem neuen Trend gesprochen werden. Ihm zufolge gehören die Zahnstocher zu den sogenannten „Gaunerzinken”: optische Zeichen, mit denen sich Einbrecher potenzielle Objekte im Vorfeld kennzeichnen, die über längere Zeit ausgespäht wurden. In diesem Falle eher ein akustisches Zeichen: Wenn die Zahnstocher entfernt werden, wissen die Kriminellen Bescheid, dass hier die Bewohner zu Hause sind. „Das können die Einbrecher aber auch herausfinden, in dem sie mit Prospekten oder Zeitungen ausgestattet an die Türen gehen und klingeln“, beschreibt Busch eine weitere Methode. Möglichst wenig auffallen, lautet die Devise. Denn wenn sie von Nachbarn angesprochen werden, können sie immer noch behaupten, Austräger zu sein.

Doch es sind auch die Bewohner selbst, die mit ihrem Verhalten die Täter abschrecken oder es ihnen schwer machen können. „Man braucht nur durch die Straßen zu laufen, um festzustellen, wie viele Garagen den ganzen Tag offen sind“, beschreibt der Experte ein Beispiel. Auf den Anrufbeantworter sprechen, dass man im Urlaub ist? Auch das erlebt Busch immer wieder. Das gilt auch für Abwesenheitshinweise bei Mails: Beruflich eher weniger problematisch, aber bei privaten Adressen durchaus gefährlich.

Einbruch- und Diebstahlserien

Wie jedes Jahr werden auch die Einbrecher mit Beginn der dunklen Jahreszeit wieder aktiver. In diesem Jahr gab es in Berchtesgaden schon eine ganze Reihe an E-Bike-Diebstählen. Und Ende 2023 beziehungsweise Anfang 2024 suchten Einbrecher mehrfach Geschäfte, Gaststätten und Bäckereien in Bad Reichenhall heim.

Bei dunklen Gestalten muss man für Licht sorgen.

Karl-Heinz Busch

Auch deshalb rät Busch, kein Geld in den Geschäftsräumen zu lassen. Und gibt es den folgenden Tipp: „Bei dunklen Gestalten muss man für Licht sorgen“. Damit meint er, mit zwei bis drei billigen Stehlampen und Zeitschaltern für „Alarm“ zu sorgen. Die Einbrecher sollen dadurch das Gefühl bekommen, dass eben doch jemand in der Firma oder zu Hause ist. „Man kann auch den Nachbar bitten, dass er sein Auto in den Hof stellt oder die Mülltonnen auf die Straße stellt und dann wieder in den Hof bringt, wenn sie geleert wurden.“

Kostenlose Beratung vor Ort

Eine wichtige Rolle spielen auch technische Nachrüstungen an Fenstern und Türen. Viele Bürger wissen nicht, dass sie sich an jede kriminalpolizeiliche Beratungsstelle wie in Traunstein, Mühldorf oder Rosenheim wenden können, um einen Termin für eine Vor-Ort-Beratung auszumachen. „Wir kosten nichts und wir verkaufen auch nichts. Aber in zwei Stunden schauen wir uns alles vom Keller bis zu den Fenstern und der Haus- und Terrassentür an und geben Tipps“, verdeutlicht der Hauptkommissar und Fachberater.

Er betont, dass man diese Nachrüstungen nicht selbst vornehmen könne. Doch die Polizei habe einen Katalog an Fachfirmen, die sich auskennen und genau wissen, was zu tun sei. „Um in diesen Katalog gibt es drei Kriterien: Man muss ein Meister sein, muss alle zwei Jahre in Lehrgängen sein Wissen auffrischen und die Nachrüstungen müssen an einem Tag umgesetzt werden. Die Fenster können schließlich nicht mitgenommen und erst eine Woche später zurückgebracht werden“, verdeutlicht Busch.

„Sorgen für besseres Sicherheitsgefühl“

Denn eins ist klar: Auch die Einbrecher sind Profis und kennen sich in ihrem „Metier“ bestens aus. Und auch wenn es keinen hundertprozentigen Schutz gibt, weiß der Polizist ganz genau: „Die Überprüfungen vor Ort und die Nachrüstungen sorgen für ein besseres Sicherheitsgefühl. Es gibt nichts Schlimmeres, als zu wissen, dass sich ein Fremder in die eigenen vier Wände Zutritt verschafft hat“.

Die Polizei rät allgemein zu folgenden Verhaltenstipps zum Einbruchschutz:

  • Die Tür immer abschließen
  • Auch bei kurzer Abwesenheit Fenster, Balkon- und Terrassentürn verschließen. Gekippter Fenster sind für Einbrecher offene Fenster.
  • Schlüssel sollten niemals draußen versteckt werden.
  • Wenn ein Schlüssel verloren geht, sollte der Schlüsselzylinder ausgetauscht werden.
  • Auf Fremde im/am Haus oder auf dem Nachbargrundstück achten.
  • Keine Hinweise auf Abwesenheit geben, stattdessen Anwesenheit vortäuschen. Das heißt zum Beispiel: Rollläden tagsüber auflassen und Briefkasten leeren lassen.
  • Weitere Tipps, auch zu anderen Themen wie Betrug oder Gefahren im Internet, gibt es unter www.polizei-beratung.de. (ms)

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