Mysteriöser Weg eines Dodge RAM ans Laufener Amtsgericht
Betrug mit PS-starkem US-Truck? Siegsdorferin verliert 40.000 Euro
Eine 48-jährige Siegsdorferin hat 40.000 Euro in einen Dodge RAM investiert, der von einem Bischofswiesener aufgemotzt und teurer verkauft werden sollte. Doch der Mann hat das Fahrzeug auf sich zugelassen und ist verschwunden - das Amtsgericht Laufen auf Spurensuche.
Laufen / Berchtesgadener Land - Der Dodge RAM sollte für 17.000 Euro gekauft, aufgemotzt, höhergestellt und mit neuen Felgen versehen, und dann teurer verkauft werden. Die Idee soll einem 44-jährigen Fahrzeug-Aufbereiter gekommen sein, das Geld von einer 48-jährigen Siegsdorferin. Dabei lief nicht alles nach Plan.
Nach rund fünf Jahren stand der Bischofswiesener nun wegen Unterschlagung vor Gericht. Dazu kam, dass er vor eineinhalb Jahren beim Obergerichtsvollzieher im Laufener Amtsgericht nicht die ganze Wahrheit über seine Einkünfte verraten und damit eine „falsche Versicherung an Eides Statt“ geleistet hatte. Dies und die Sache mit dem Super-SUV fand nun eben dort eine Fortsetzung.
40.000 Euro für den Super-Truck - 44-Jähriger in Laufen vor Gericht
Die unvollständigen Angaben bestritt der Angeklagte nicht. Tatsächlich war er als Skilehrer angemeldet und als Hausmeister in einem Hotel. „Aus Zeitgründen konnte ich die zweite Sache nicht mehr ausüben“, erklärte er, „doch das hatte ich bei meinen Angaben nicht mehr auf dem Schirm.“ Er hatte zudem eine Pfändung nicht angegeben. „Es ist bei mir zwei Jahre lang alles aus dem Ruder gelaufen“, gestand der 44-Jährige, „der Stapel war sooo hoch.“
Weit komplizierter ist die Geschichte mit dem PS-starken US-Truck. „Der Mann ist ein guter Redner“, beschrieb die 48-jährige Siegsdorferin den ihr ehemals freundschaftlich verbundenen Angeklagten. Die Frau hatte nach eigener Angabe 18.500 Euro für den Kauf und weitere Gelder für „Teile und so weiter“ vorgestreckt. Auf „insgesamt rund 40.000 Euro“, bezifferte die Zeugin ihre Beiträge. Der erzielte Gewinn durch den Verkauf sollte geteilt werden. Im Gerichtssaal nannte sie den Angeklagten einen „Lügner und Betrüger.“
Geld investiert - doch warum landete der Truck plötzlich im Netz?
Den Umstand, dass der Angeklagte den Dodge schließlich auf sich zugelassen hatte ,erklärte er mit notwendigen Fahrten. Schließlich war das Fahrzeug bei einer Werkstatt in Aschaffenburg gelandet. Warum? Weil dort ein Spezl „aus der Szene“ arbeitete. Doch der soll den Motor total „vermurkst“ haben, weshalb der Wagen schließlich zu einer weiteren Werkstatt gebracht wurde, wo auf Druck eines Rechtsanwaltes der Motor getauscht wurde. Die Zeugin hatte das Fahrzeug dann „zufällig“ auf mobile.de zum Preis von 32.000 Euro entdeckt.
Im Mai 2020 war die Sache dann beim Arbeitsgericht Rosenheim gelandet, „weil der Angeklagte auf verschollen gemacht hat“, wie es die Siegsdorferin beschrieb. Damit nicht genug. „Ich habe dann seine Freundin besucht und bekam anschließend von ihm einen Anruf: ‚Ich soll mich nicht mehr sehen lassen, sonst passiert was‘.“ Die Vereinbarungen vorm Arbeitsgericht habe der Bischofswiesener nicht eingehalten. Die Frau vermutete, dass er mit ihrem Geld „andere Löcher gestopft hat.“
„Doch plötzlich war das Fahrzeug weg“ - Siegsdorferin bleibt auf Kosten sitzen
Die Zeugin widersprach dem Eindruck, sie habe Arbeiten „schwarz“ erledigen lassen. „Es gab Rechnung von der Werkstatt, wo er arbeitete.“ Dass der Bischofswiesener das Fahrzeug auf sich selbst zugelassen hat, will die Frau erst später erfahren haben. Der Inhaber der Werkstatt bestätigte, dass er Rechnungen an die Siegsdorfer Stammkundin ausgestellt hatte. „Doch plötzlich war das Fahrzeug weg.“ Die Frage nach dem Wo, soll der Angeklagte nicht beantwortet haben. Der Bischofswiesener war 2020 wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu 750 Euro Geldstrafe verurteilt worden; 2021 wegen Untreue in zwölf Fällen zu neun Monaten, die auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt und die nochmal verlängert wurden.
Nach einem neuerlichen Rechtsgespräch einigten sich die Beteiligten auf die Einstellung der Kfz-Angelegenheit, so dass ein Urteil nur noch wegen falscher Vermögensauskunft erfolgte. Während Staatsanwalt Benedikt Metzl eine sechsmonatige Freiheitsstrafe zur Bewährung beantragte, hielt Verteidiger Oliver Franke eine Geldstrafe für ausreichend. Richterin Ann Kathrin Dolge entschied auf sechs Monate und eine vierjährige Bewährungsfrist. Sie warnte den Mann: „Eine dritte Bewährung wird es nicht mehr geben.“ Von einer Geldauflage sah Dolge in Anbetracht der Schulden ab, die der Angeklagte mit rund 80 000 Euro angegeben hatte. hhö