Geplantes Kaindl-Kraftwerk erhitzt Gemüter im Grenzgebiet
Freilassing befürchtet riesiges Müll-Kraftwerk vor der Haustür – Diskussion heute im Stadtrat
Kaindls geplantes Kraftwerk kurz hinter der Grenze könnte die Fernwärme in Salzburg erhöhen. Doch Freilassing sieht eine weitere Belastung aus Österreich auf sich zukommen. Und auch der Bund Naturschutz äußert ernste Bedenken.
Salzburg/Freilassing – Der Spanplattenproduzent Kaindl knapp hinter der Grenze will für 200 Millionen Euro ein eigenes Kraftwerk bauen, in dem neben Holzresten aus der Produktion und Altholz aus Bayern auch Abfall verbrannt werden soll. Die Rede ist von Verpackungen und Gartenabfällen, Kritiker warnen vor der größten Müllverbrennungsanlage im Land Salzburg, Kaindl selbst spricht von einer „Mischverbrennungsanlage“. In Freilassing sieht man nach dem Fluglärm die nächste Belastung aus Salzburg auf sich zukommen, „niemand weiß, was am Ende beim Kaindl aus den Kaminen rauskommt“, sagt Erich Prechtl vom Bund Naturschutz. Heute Abend (1. April) stellt Kaindl sein Projekt im Stadtrat vor.
Während Freilassing wieder einmal befürchtet, nur die negativen Folgen vom Nachbarn abzubekommen, rechnet die Stadt Salzburg bereits mit dem Kraftwerk. In der Präsentation der Energiebilanz 2023 für die Stadt wurde deutlich, dass das geplante Kraftwerk – eigentlich in der Gemeinde Wals-Siezenheim – den Anteil der Fernwärme in der Stadt von derzeit 40 auf dann 60 Prozent erhöhen könnte. Fernwärme sei dabei aber beim Primärenergieverbrauch (Wärme, Energie) ohnehin nur mit knapp 20 Prozent vertreten.
Kaindl will mit dem eigenen Kraftwerk in erster Linie die gestiegenen Energiepreise in den Griff bekommen, man stehe im Wettbewerb mit anderen Unternehmen in Polen oder der Türkei. Derzeit verbrennt Kaindl Erdgas, um mit der Energie Fußböden und Spanplatten zu produzieren, das soll sich mit der geplanten Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ändern. Verbrennen will man dann wenige hundert Meter von der Saalach entfernt dann Holz, dass bei der Produktion übrigbleibt, aber eben auch zugekauftes Altholz, in Freilassing hörte man auch, dass darunter auch Bahnschwellen sein könnten. Eine so große Anlage muss natürlich auch ausgelastet werden, darum sollen auch 60.000 Tonnen Abfall pro Jahr zugekauft werden. Ein Sprecher des Unternehmens versucht zu beruhigen, es soll „ein bisschen mehr sein als im gelben Sack ist“.
„Müllverbrennung größer als in Burgkirchen“, so Erich Prechtl
Der Bund Naturschutz in Freilassing hat als „Träger öffentlicher Belange“ seine Stellungnahme zum geplanten Projekt schon abgegeben, natürlich negativ. „Wir haben uns über 500 Megabyte Unterlagen von dieser Umweltverträglichkeitserklärung heruntergeladen“, so Erich Prechtl, „da steht klar drinnen, dass ein Drittel Holz verbrannt wird und zwei Drittel Abfallstoffe“. Dazu zählen laut Prechtl auch behandeltes Holz, „also zum Beispiel Bahnschwellen oder teergetränkte Holzmasten“. Bei Südwind oder den häufigen Inversionswetterlagen würden die Schadstoffe aus dem Kamin dann im gesamten Zentralraum verteilt, „also auch nach Freilassing“.
Zum Stadtrat heute Abend geht Prechtl übrigens nicht, „da müsste ich mich nur ärgern“, und sagen dürfe er in der Stadtratssitzung ohnehin nichts. (hud)