Robert Anderl in Ruhestand verabschiedet
„Menschen fühlen sich dank euch sicher“: Gerhard Holzinger neuer Leiter der Grenzpolizei Piding
Nach knapp 43 Jahren bei der Polizei ist Robert Anderl in den Ruhestand verabschiedet worden. Zwar war er nur in seinem letzten Jahr Chef der Pidinger Grenzpolizei, doch seine Laufbahn und sein Wirken setzten in ganz Oberbayern regelrechte Maßstäbe. Mit Gerhard Holzinger steht sein Nachfolger bereits parat. Und wie es Landrat Bernhard Kern ausdrückte, ist der kein Unbekannter im Berchtesgadener Land, sondern „einer von uns“.
Piding/Ainring - Frank Hellwig ist erst seit wenigen Wochen als neuer Präsident des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd im Amt, da musste er im Fortbildungsinstitut Ainring gleich einen langjährigen Kollegen in den Ruhestand verabschieden und dessen Nachfolger zum neuen Posten gratulieren. Als „zwei herausragende Persönlichkeiten“ bezeichnete er Anderl und Holzinger. Die Grenzpolizei in Piding sei mit „speziellen Aufgaben“ betraut, verdeutlichte er. „Es braucht schon ein besonderes Gespür bei den Schleierfahndern, denn normalerweise wird man vorher nicht angerufen und gewarnt, wenn man im Verkehr herausziehen muss“, meinte Hellwig.
Der Präsident ließ die beeindruckende Laufbahn von Anderl, der 1982 seine Karriere mit der Ausbildung im damals mittleren Polizeivollzugsdienst begann, Revue passieren. Münchener Einsatzhundertschaft, Unterstützungskommando Dachau, stellvertretender Dienstgruppenleiter der Inspektion Trostberg, Leiter des Einsatzzuges der früheren Direktion Traunstein, Leiter der Inspektionen Murnau, Raubling, Mühldorf: Die Liste an Stationen wollte in der Rede nicht enden. Und wie Hellwig klarmachte, handelte es sich nur um eine grobe Zusammenfassung. „Du hast immer für die Einsätze gelebt, warst aber auch ein Allrounder, der sich auch im Büro zurechtfand“, lobte Hellwig. Doch es sei auch der Mensch Anderl gewesen, der mit seiner Hingabe, aber auch seinem Humor seine Kollegen beeindruckte und für ein positives Klima sorgte.
Früherer Leiter der Polizeiinspektion Rosenheim
Holzinger lobte der Präsident für seine „positiv moderne Führungskultur“, die er bereits als stellvertretender Leiter des Fortbildungsinstituts in Ainring oder damaliger Leiter der Rosenheimer Polizeiinspektion bewiesen habe. Unter anderem bei der Polizeiinspektion Bad Reichenhall habe er das Handwerk von der Pike auf gelernt. „Zeitgleich hast du eine große Leidenschaft zum Beruf gemacht, beziehungsweise diese in deinen Job integriert“, spielte Hellwig auf Holzingers Hobby als Bergsteiger an.
Wenig verwunderlich folgten deshalb die Ausbildung zum polizeilichen Berg- und Skiführer sowie die Leitung der alpinen Einsatzgruppe Bad Reichenhall. Schon vor der Polizei kannte sich Holzinger als Angehöriger und Gruppenführer eines Hochgebirgszuges der Gebirgsjäger Strub in den Bergen bestens aus. Im Umgang mit der Corona-Pandemie - Hellwig nannte beispielhaft die Errichtung von Teststraßen oder die Einrichtung des Freilassinger Impfzentrums - sowie bei zwei G7-Gipfeln habe er seine organisatorischen Qualitäten gezeigt. „Du bist genau der richtige Nachfolger.“
„Du bist einer von uns“
Landrat Kern fand ebenfalls nur positive Worte und richtete sich nicht nur an die Grenzpolizei, sondern auch an die Inspektionen im Landkreis: „Die Menschen fühlen sich hier sicher, weil wir polizeilich gut aufgestellt sind“. Es tue dem Landkreis gut, dass die Schleierfahnder als Unterstützung agierten.
Der Landrat freute sich bereits, mit Holzinger einen alten Bekannten als Nachfolger gratulieren zu dürfen. „Wir kennen uns schon lang und du bist der optimale Mann für diesen Posten. Du bist im Berchtesgadener Land bestens vernetzt, du bist einer von uns.“
Wie der Vater, so die Tochter
Der künftige Ruheständler - laut Polizeipräsident Hellwig mit Verweis auf ein T-Shirt von Anderl „kein Rentner, sondern ab sofort Vollzeitopa“ - bedankte sich für die Glückwünsche. „Es gab schöne, aber auch schwere Zeiten in meiner Laufbahn. So ist das Leben“, nahm es Anderl gelassen. Als traurige Erinnerung erwähnte er einen tödlichen Verkehrsunfall einen Polizeikollegen in Mühldorf. In seiner Laufbahn sei er nicht nur „mit Fleiß und Engagement, sondern auch mit Glück und lehrreichen Mentoren“ die Karriereleiter aufgestiegen.
Zur Polizei zu gehen, das habe er nie bereut. „Ich würde es genau so wieder machen“, betonte Anderl. Nur das frühe Aufstehen und die teilweise langen Anfahrtsstrecken zur Arbeit werde er definitiv nicht vermissen. Ein klein wenig Stolz schwang in seiner für ihn typischen Anekdote mit, als er von einem Vorfall bei einem Burgfest berichtete, dass ihm mal wieder den Spruch „Papa, du bist so peinlich“ von seiner Tochter einbrachte. „Ich war eigentlich nicht im Dienst, aber als ich eine Cannabis-Pflanze - damals noch verboten - entdeckte und wie sich ein paar ,Kollegen´ daran zu schaffen machten, konnte ich nicht anders und griff ein“, erzählte Anderl mit einem Grinsen. „Und so schlecht kann ich als Vorbild nicht gewesen sein, wenn meine Tochter heute bei der Polizei arbeitet“, sagte der verheiratete Familienvater, der noch einen Sohn hat.
Das gilt auch für seinen Nachfolger, Gerhard Holzinger, der ebenfalls verheiratet ist und zwei Kinder hat. Er trete die neue Aufgabe mit Vorfreude, aber auch dem nötigen Respekt an. Holzinger lobte seinen Vorgänger für die Dienststelle und deren Professionalität. In Richtung seiner künftigen Mitarbeiter sagte er: „Die Herausforderungen sind nicht einfach. Ihr steht an den Straßen oder Bahnhöfen. Da braucht es Fachwissen und Fingerspitzengefühl“. Er werde dafür sorgen, an diesem herausfordernden Standort, der mit hohen Erwartungen verbunden sei, für die richtigen Rahmenbedingungen zu sorgen. (ms)