Besonderer Moment am Dürreck in Berchtesgaden
CJD verabschiedet erstmals gemeinsam Absolventen von FOS und Leistungssportler des Gymnasiums
Erstmals in der Geschichte des Christlichen Jugenddorfwerks (CJD) Berchtesgaden haben die Leistungssportler des Elitegymnasiums am Dürreck und die Absolventen der Fachoberschule (FOS) gemeinsam ihren Abschluss gefeiert.
Berchtesgaden – Mehr als eine reguläre Entlassfeier sollte es werden und gleich zu Beginn der Feierlichkeit war klar, dass die Absicht Früchte trug: Immerhin hat es eine Doppelverabschiedung zweier CJD-Schulen, so wie am vergangenen Freitag, so noch nicht gegeben. Klar, die Sache mit dem Glauben darf im CJD nicht zu kurz kommen. Pfarrvikar Pater Fidelis Dudek eröffnete mit einem Gebet: „Wir danken dir für alles, was war, ist und was kommen wird.“
Und auch Pfarrer Dr. Josef Höglauer, der sich in seiner Ansprache auf ein Lied von Julia Engelmann bezog, ermutigte die jungen Menschen zum Handeln: „Wartet nicht auf den Startschuss. Legt los, was auch immer als Nächstes kommen mag. Traut euch etwas zu, verliert nicht aus dem Blick, was euch wichtig ist“, gab er den jungen Leuten, die allesamt erfolgreich abgeschlossen haben, mit auf den Weg.
Wie eine Klammer um die Feier wirkte ein Beitrag der Fünftklässler, die den Absolventen Lebensweisheiten mitgaben, organisiert von Lehrerin Antonia Hillebrand. Dazu gab es symbolische Geschenke für die Abiturienten: eine Sonnenblume als Zeichen des Wachstums und einen Christophorus als Glücksbringer und Wegbegleiter. Untermalt wurde die Szene vom traditionellen Lied „Möge die Straße uns zusammenführen“.
Durch das Programm führten der Leiter des CJD-Gymnasiums, Stefan Kantsberger, und Robert Schober für die FOS. Die Doppelspitze sollte ein Zeichen der gelebten Gemeinsamkeit sein, wenngleich Schober aber auch deutlich machte, dass eine zusammengelegte Abschlussfeier natürlich auch dem Budget des Jugenddorfwerks entgegenkommt.
Unter den Ehrengästen befanden sich unter anderem Berchtesgadens zweiter Bürgermeister Sepp Wenig, Hannes Rasp aus Schönau am Königssee sowie Marktschellenbergs Bürgermeister Michael Ernst sowie Bischofswiesens Gemeindechef Thomas Weber, der seiner Tochter gleich persönlich zum erfolgreichen Abschluss gratulieren konnte.
„Willst du ein Jahrhundert planen, so bilde Menschen“
Der Berchtesgadener Landtagsabgeordneter Michael Koller (Freie Wähler) blickte in seiner Rede nicht nur als ehemaliger Berufsschullehrer, sondern auch als einstiger Schüler auf seine Zeit am CJD zurück und wandte sich an die Absolventen: Viele Menschen hätten den langen Weg begleitet und mitgetragen. Dazu gehörten Freunde, Familien und Lehrer. „Ich darf euch heute von Herzen gratulieren“, sagte Koller. „Ihr habt etwas Besonderes erreicht, ein großes Ziel eurer schulischen Laufbahn.“
Dabei erinnerte er auch an die Herausforderungen, die mit dem Schulalltag einhergingen. „Ihr musstet euch durchkämpfen. Ihr habt Prüfungsphasen überstanden, Trainingseinheiten gemeistert, Zweifel ausgehalten und Rückschläge verarbeitet.“ Als ehemaliger Lehrer nutzte er den Moment, um der gesamten Schulfamilie zu danken. „Sie haben euch nicht nur auf Prüfungen vorbereitet, sondern auf das Leben. Dafür gebührt allen Beteiligten große Anerkennung.“ Koller zitierte den Satz: „Willst du ein Jahrhundert planen, so bilde Menschen.“ Die Botschaft sei zeitlos und dringlich. „Eure Zukunft könnte offener kaum sein“, betonte Koller. „Ihr seid intelligent. Ihr seid diszipliniert. Euch steht eine Welt voller Möglichkeiten offen, nicht nur im virtuellen Raum, sondern auch im echten Leben.“
Junge Menschen als Chance für die Demokratie
Ob Studium oder Ausbildung, ob ein Weg ins Ausland oder Engagement vor Ort: Die jungen Menschen hätten alle Voraussetzungen, um in einer freien Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig sprach der Landtagsabgeordnete auch nachdenkliche Worte: Die Welt sei im Wandel. Sie werde zunehmend geprägt von Unruhe und wachsenden extremistischen Strömungen. „Die Ränder des rechten Spektrums gewinnen an Stärke“, sagte Koller. „Es liegt an euch, die Demokratie in den Mittelpunkt zu rücken. Dafür lohnt es sich zu kämpfen.“ Rund 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sei es wichtiger denn je, sich für die Werte einer offenen, humanen Gesellschaft einzusetzen. „Vergesst eure Heimat nicht. Kommt zurück. Bringt das, was ihr gelernt und erlebt habt, auch hierher. Denn eure Heimat braucht euch.“
Spagat zwischen Schule und Training
Auch Bürgermeister Thomas Weber, selbst Vater einer Absolventin, fand nachdenkliche Worte: „Was bleibt, ist nicht nur Wissen. Es ist eure Haltung.“ Er zitierte Albert Einstein, oder zumindest das Zitat, das ihm oft zugeschrieben wird: „Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn man alles vergessen hat, was man in der Schule gelernt hat.“ Dass der Spruch tatsächlich von Einstein stammt, gilt allerdings als umstritten, ähnliche Aussagen sind auch von anderen Persönlichkeiten überliefert. Gerade am CJD, als Eliteschule des Sports, sei der Spagat zwischen Schule und Training besonders fordernd, sagte der Bürgermeister. „Ihr wart hier nie nur eine Nummer. Ihr wurdet wertgeschätzt. Und das nimmt euch keiner mehr.“
Regina Amort, Vorsitzende des Elternbeirats, erinnerte an die Höhen und Tiefen der Schulzeit, an Erfolge, Misserfolge und das Durchhaltevermögen der Jugendlichen: „Ihr habt euch nicht entmutigen lassen. Das ist das eigentliche Fundament für das, was kommt.“ Egal, ob Ausbildung, Studium oder Auslandsaufenthalt, die Wege seien nun offen.
An Herausforderungen gewachsen
Ein besonderes Highlight der Feier war der gemeinsame Auftritt einer Deutschlehrerin und einer Mathematiklehrerin auf der Bühne, der der Jahrgangsstufenleiterinnen Carola Berk (Gymnasium) und Katharina Luibl-Auberger (FOS): “So etwas passiert nicht alle Tage“, wie stellvertretende Schulleiterin Berk augenzwinkernd bemerkte. Jahre voller Anstrengung, Entwicklung und persönlicher Herausforderungen. „Unsere Fächer haben euch alle gefordert, inhaltlich, emotional und manchmal auch existenziell“, sagte sie. Der Weg zum Abschluss sei kein Spaziergang gewesen.
Jeder habe seine eigene Strecke zurückgelegt, mit ganz individuellen Hürden, Zweifeln und Erfolgen.” Ohne Fleiß gebe es keine Punkte und auch keine guten Deutschaufsätze“, sagte sie mit einem Lächeln. Wer heute auf der Bühne stehe, habe sich durchgebissen, durch Korrekturen, mündliche Prüfungen, Lernphasen und vielleicht auch Momente der Frustration. „Aber genau daran wächst man. Und das habt ihr getan.“
Gelebte Gemeinschaft
In ihrer humorvoll-ehrlichen Rede blickten die Abiturientenvertreter Benedikt Wäger (Gymnasium) und Pirmin Kaiser (FOS) auf die Oberstufe zurück: mit Jetlags, Mathekrisen und „manch lautem Hausmeister“. Sie erinnerten an gelebte Gemeinschaft, an Geografie-Stunden mit lebendigem Bezug zum Alltag, an den besten Deutschunterricht der Welt und an eine Versorgung mit Mahlzeiten, die „bis auf einige Tage“ ganz gut war. „Wir haben gelacht, gezweifelt, uns durchgebissen. Und am Ende sind wir stolz auf uns und dankbar für eine Zeit, die wirklich besonders war.“
Im Anschluss folgte der feierliche Moment, auf den die Schüler seit so langer Zeit gewartet haben: die Übergabe der Abschlusszeugnisse. Zunächst wurden die Schüler des Gymnasiums aufgerufen, allesamt aufstrebende Leistungssportler, die drei Jahre lang die Oberstufe besucht haben. Direktor Stefan Kantsberger würdigte jeden Einzelnen per Handschlag. Anschließend erhielten die Absolventen der Fachoberschule ihre Zeugnisse, begleitet von den Glückwünschen durch Robert Schober. Die Zeugnisse selbst übergab Oberstufenkoordinator Axel Fuchslechner.
In der Region vernetzt
„Wenn man so positive Rückmeldungen von den Schülern bekommt, das tut gut”, sagte FOS-Direktor Robert Schober während einer abschließenden Interviewrunde. Deutlich wurde dabei auch, wie stark das CJD mit der Region verbunden ist. Die Vertreter des Gymnasiums und der FOS betonten die Bedeutung lokaler Netzwerke: „Vom Nationalpark bis zu den Praktikumsbetrieben: Ohne die Unterstützung unserer Partner könnten wir unseren Bildungsauftrag nicht erfüllen.“ So wurde etwa die Regionalverkehr Oberbayern (RVO) in besonderem Maße gewürdigt, die jeden Tag die Schüler zur höchstgelegenen Schule Deutschlands befördert. Auch das Thema Feuerwehr wurde nicht ausgespart, „wegen diverser Fehlalarme sind wir mittlerweile Großkunde“, hieß es augenzwinkernd. Das CJD sei für viele ein echter Lebensort: „Und der funktioniert nur, wenn wir gut vernetzt sind.“ (kp)

