Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Wenn eine Hebamme Geschichten schreibt

Filmteam dreht in Berchtesgaden: Unterwegs mit „Lena Lorenz“ am Königssee – hinter den Kulissen

Hinter den Kulissen: Kameramann Andreas Zickgraf und Regisseurin Ulrike Hamacher bilden ein eingeschweißtes Team. Seit vielen Jahren arbeiten sie zusammen.
+
Hinter den Kulissen: Kameramann Andreas Zickgraf und Regisseurin Ulrike Hamacher bilden ein eingeschweißtes Team. Seit vielen Jahren arbeiten sie zusammen.

Ulrike Hamacher und Andreas Zickgraf sind das kreative Duo hinter der erfolgreichen Serie ‚Lena Lorenz‘. Ihr Alltag ist geprägt von straffen Zeitplänen und höchster Konzentration. Doch wie sieht ihr Arbeitsalltag wirklich aus?

Berchtesgaden/Schönau am Königssee – Der Stellplatz unweit des Bahnhofs in Berchtesgaden gleicht einem geschäftigen Ameisenhaufen, auch wenn es jetzt erst einmal Mittagessen gibt. Menschen mit Smartphones am Ohr huschen von Wagen zu Wagen, Kleiderständer voller Kostüme werden aus einem Transporter gerollt. Filmfahrzeuge parken Stoßstange an Stoßstange, es duftet nach frisch Gekochtem. Der Parkplatz an der Bavariakreuzung unweit des Hauptbahnhofes ist die Homebase des Filmteams von „Lena Lorenz“ – und heute wird gedreht.

Inmitten des geschäftigen Treibens fällt eine Frau besonders auf: Ulrike Hamacher, Regisseurin der aktuellen Staffel. Sie trägt Kappe, gerade spricht sie konzentriert mit ihrem Kameramann, Andreas Zickgraf. Die beiden arbeiten seit vielen Jahren zusammen, verstehen sich beinahe wortlos. Hamacher bringt ihre langjährige Erfahrung ein, Zickgraf sorgt mit seinem Gespür für Licht und Bildkomposition dafür, dass jede Szene lebendig wird. Gemeinsam steuern sie den Dreh, immer mit Blick auf die Vision der Geschichte, die sie zum Leben erwecken wollen. 

Drehtag am Berchtesgadener Bahnhof: Ein Blick hinter die Kulissen von „Lena Lorenz“

Seit über einem Jahrzehnt zählt die Serie zu den verlässlichen Publikumslieblingen des deutschen Fernsehens. Woche für Woche folgen Millionen Zuschauer den Geschichten rund um die engagierte Hebamme in der Berchtesgadener Bergwelt – zuletzt im Schnitt vier Millionen pro Folge, mit wachsendem Erfolg auch in der ZDF-Mediathek. Der Stoff trifft einen Nerv: Naturverbundenheit, familiäre Themen und existenzielle Fragen werden erzählt. „Die Vision der Autoren zum Leben zu erwecken, das ist mein Auftrag“, sagt Regisseurin Hamacher, während sie mit wachem Blick das geschäftige Treiben rund um die Fahrzeuge, Technik-Container und das Catering überblickt. Seit mehr als 25 Jahren dreht sie für Produktionen wie „Die Chefin“, „Der Bergdoktor“ und „Soko Köln“. Bereits zum dritten Mal verantwortet sie Folgen von „Lena Lorenz“ – diesmal zwei von sechs Episoden. 

Ihr Alltag ist geprägt von straffen Zeitplänen: Aufstehen um 7.30 Uhr, dann direkt an den Drehort. Dort fordert das Tagesgeschäft höchste Konzentration. Abends werden Szenen gesichtet, Schnitte besprochen, Drehbücher überarbeitet. „Man muss flexibel bleiben, immer wieder neu denken“, betont Hamacher. Zeit für Privates bleibt kaum. Kochen ist ihre kleine Flucht aus der Betriebsamkeit. „Ich bin während der Drehzeit voll und ganz in der Geschichte.“

Das Kamerafahrzeug ist vorbereitet. Es wird gleich vor den Schauspielern herfahren.

An ihrer Seite arbeitet Kameramann Andreas Zickgraf. Die beiden kennen sich seit langem. Seit 1986 ist Zickgraf in der Branche. Er hat sich vom Lichtassistenten zum gestandenen Bildgestalter entwickelt. Zickgraf, Absolvent der Filmhochschule und der Kunstakademie, bringt nicht nur technische Brillanz mit, sondern auch ein besonderes Gespür für das Zusammenspiel von Licht und Landschaft. „Das Spiel von Sonne und Nebel ist in Berchtesgaden einzigartig“, schwärmt er. Unterstützt wird er von zwei Kameraassistenten drei Beleuchtern, einem Praktikanten, Bühnenleuten und Kranfahrern, die sein Team bilden, das jede Szene bestmöglich verewigen möchte. 

Organisation und Herausforderungen: Wie 60 Crewmitglieder die Geschichten zum Leben erwecken

Heute gilt es, Autofahrten der Hauptdarstellerin Judith Hoersch, die in der Serie die Hebamme Lena Lorenz verkörpert, durch Schönau am Königssee einzufangen. Die Schauspielerin soll sich im Gespräch befinden, im Auto fahren, während ihr Spiel aus verschiedenen Perspektiven eingefangen wird. Kameras werden sorgfältig im Fahrzeug verbaut, zusätzliche Aufnahmen entstehen von einem Begleitfahrzeug aus –millimetergenaue Abstimmung ist gefragt. Solche Fahrten wirken später beiläufig, sind aber oft eine Herausforderung, weiß Kameramann Andreas Zickgraf, während sein Team letzte Vorbereitungen trifft. Jede Einstellung muss sitzen, denn Fahrten auf öffentlichen Straßen lassen nur begrenzte Wiederholungen zu. Doch am Set ist nicht nur die Technik eine Herausforderung. „Das Wetter in Berchtesgaden ist unser unberechenbarer Mitspieler“, sagt Producer Sebastian Voss. Sonne, Schnee, Regen – alles kann innerhalb weniger Stunden passieren.

Producer Sebastian Voss vor Watzmann-Kulisse in Berchtesgaden: „Das Wetter in Berchtesgaden ist unser unberechenbarer Mitspieler.”

Voss erinnert sich an eine Szene am Marktplatz von Berchtesgaden: „Erst strahlende Sonne, dann prasselnder Regen. Wir mussten improvisieren und die Schauspieler kurzerhand unter Schirme setzen.“ Flexibilität und Zusammenhalt sind die Basis der Produktion. Rund 60 Crewmitglieder – von Technikern über Maskenbildner bis zu Aufnahmeleitern – arbeiten Hand in Hand. „Man wächst zusammen wie eine große Familie“, sagt Voss. Besonders bei Außendrehs ist Vertrauen untereinander entscheidend, denn manchmal müssen ganze Tagespläne in Minuten neu gestrickt werden.

Hinter den Kulissen wirkt Herstellungsleiter Björn Grünler als stiller Architekt des reibungslosen Ablaufs. Über 100 Motive müssen pro Staffel gefunden und koordiniert werden – Bauernhöfe, Kliniken, Landstraßen, versteckte Almen. Dazu kommen Kalkulationen, Verträge und Postproduktionsvorbereitungen. „Alles muss ineinandergreifen wie ein Uhrwerk“, sagt Grüner. Dass „Lena Lorenz“ trotz aller Widrigkeiten seine erzählerische Kraft bewahrt, ist das Ergebnis minutiöser Planung: Im Vorjahr beginnen die Arbeiten an den Drehbüchern, anschließend wird rund neun Monate lang gedreht, bevor im darauffolgenden Jahr die Nachbereitung mit Schnitt, Mischung und Fertigstellung erfolgt.

Während die aktuellen Folgen der 11. Staffel gerade donnerstags um 20.15 Uhr im ZDF und in der ZDF-Mediathek zu sehen sind, entsteht derzeit Staffel 12 mit den Geschichten von morgen. Am späten Nachmittag kehrt langsam Ruhe auf dem Stellplatz ein. Die Autoszenen sind im Kasten, Kabel werden eingerollt, letzte Handgriffe erledigt. Zufriedene, aber müde Gesichter prägen das Bild. Ein weiterer intensiver Drehtag geht zu Ende – einer von vielen, die seit elf Jahren in Berchtesgaden zur Routine gehören. Und wenn es nach dem Team geht, soll das noch lange so bleiben. Der Erfolg der Serie gibt ihnen schließlich recht. (kp)

Kommentare