Probleme seit dem 3. Januar
Harsche Kritik von Bürgern: Warum im BGL die Mülltonnen (noch) nicht abgeholt werden
Seit dem 3. Januar kommt es im Berchtesgadener Land zu Verzögerungen und Verschiebungen bei der Rest- und Bioabfallsammlung. Eigentlich sollte am Montagmorgen alles nachgeholt werden, doch noch immer stehen an vielen Stellen in Bad Reichenhall, Piding, Anger, Teisendorf und Berchtesgaden die Mülltonnen am Straßenrand. Das Landratsamt und die zuständige Firma Remondis mit Sitz in Chieming erklären nun die Hintergründe dazu, ob die Bauernproteste etwas damit zu tun haben und wie es nun weitergehen soll.
Berchtesgadener Land - Als die Behörde Anfang Januar bekannt gab, dass es wegen Personalausfälle während der Regeltour und Feiertagsverschiebungen zu Problemen kommt, war nicht klar, dass über eine Woche später noch immer viele Mülltonnen nicht geleert wurden. Betroffen sind im nördlichen und mittleren Landkreis Teile von Bad Reichenhall (Nonner Oberland, Karlstein, Poschengrund, Beethovenstraße und Gruttensteingasse), Piding (Urwies, Högl), Anger (Aufham) und Teisendorf (Touren von Mittwoch, 3. Januar, und Donnerstag, 4. Januar). Dort sollten eigentlich am vergangenen Montag und Dienstag die Leerungen nachgeholt werden - passiert ist bis zum Freitag wenig.
Im südlichen Landkreis ist die Leerung der Restabfalltonnen in weiten Teilen von Berchtesgaden, unter anderem in Maria Gern (Tour vom Freitag, 5. Januar), betroffen. Auch hier sollte der Müll am Montag, 8. Januar, nachträglich abgeholt werden. Die Kommunale Abfallwirtschaft bat jeweils darum, die Tonnen bis 6 Uhr bereitzustellen. Die zuständige Firma sei bemüht, sämtliche Nachleerungen an diesem Tag nachzuholen, hieß es vonseiten des Landratsamtes. Seitdem stehen die Behälter am Straßenrand, vielerorts immer noch gefüllt.
Lenk- und Ruhezeiten lassen keine Leerungen zu
Auf Nachfrage am Freitag erklärt die Behörde, dass die Probleme durch einen akuten Fahrermangel bei der Firma Remondis mit Sitz in Chieming entstanden seien. Am vergangenen Montagmittag sei dem Landratsamt mitgeteilt worden, dass die Leerungen seitens der Firma nicht wie angekündigt gefahren werden könnten. Auf Nachfrage habe die Kommunale Abfallwirtschaft die Antwort erhalten, dass es erneut zu akuten gesundheitlichen Problemen bei einzelnen Mitarbeitern während der angetretenen Tour gekommen sei. „Seither wurde die Nachleerung täglich zum Dienstschluss hin auf den folgenden Tag angekündigt, da die erforderlichen Mitarbeiter innerhalb Ihrer Lenk- und Ruhezeiten keine Erledigung sicherstellen konnten“, teilt eine Sprecherin des Landratsamtes mit. Erst Ende 2023 wurde bekannt gegeben, dass sich die Abfallgebühren im neuen Jahr um satte 40 Prozent erhöhen.
Die Zusicherung der Geschäftsführung in Chieming, die Tonnen würden spätestens am Donnerstag (11. Januar) geleert, konnte ebenfalls nicht eingehalten werden. Am Freitag (12. Januar) seien nun zwei Fahrzeuge im Raum Berchtesgaden unterwegs, um die Missstände abzuarbeiten. Im Rahmen der dem Landratsamt vorliegenden Daten hat die Abfallwirtschaft bereits einzelne noch immer vorliegende Leerungsdefizite im befahrenen Tourgebiet weitergemeldet. Die Erledigung am Freitag wurde dem Landratsamt von Remondis erneut zugesichert, so die Sprecherin. Alle betroffenen Bürger werden gebeten, beide Abfallbehälter (Restmüll und Bioabfall) bereitzustellen.
Spielen die Bauernproteste eine Rolle?
Inwieweit die derzeitigen Protestaktionen sich auf die Entsorgung auswirken, ist nach Angaben des Landratsamtes nicht bekannt. Ein gewisser Zusammenhang könne bestehen, da einige Mitarbeiter der Auftragnehmer auch als Landwirte, beispielsweise im Nebenerwerb, tätig sind. Die Sprecherin weiter: „Als Begründung für die aktuellen Defizite wurde dies dem Landratsamt jedoch noch nicht mitgeteilt. Verkehrsbehinderungen vom Montag haben sich nur begrenzt auf das weitere Leerungsgeschehen ausgewirkt.“
Einem Sprecher der Firma Remondis zufolge seien die Bauernproteste nicht der Grund für die Probleme. „Das wurde in keinem der Gespräche genannt, die ich geführt habe. Die Demonstrationen hatten keinen Einfluss darauf und waren auch kein Thema“, schildert Pressesprecher Michael Schneider. Vielmehr handele es sich um einen ungewöhnlich hohen Krankenstand, durch den seit dem Jahreswechsel nahezu ein Viertel der Belegschaft ausgefallen sei.
Landratsamt von Bürger harsch krisitiert
Trotz intensiver Bemühungen, die Ausfälle zu kompensieren, habe sich auch die gegenüber der Abfallwirtschaft des Landkreises angekündigte Nachabfuhr als nicht realistisch erwiesen, weshalb der Landkreis teils harscher Kritik seitens der Bürger ausgesetzt war. „Wir bedauern diesen Umstand sehr und bemühen uns weiterhin, im Zuge von außerplanmäßigen Nachabfuhren die stehengebliebenen Tonnen nachträglich zu leeren.“
Betroffene Bürger bittet die Firma, ihre Abfallbehälter bis zur erfolgten Leerung am Straßenrand stehenzulassen. Remondis setze alles daran, trotz des außergewöhnlich hohen Krankenstands die beauftragten Leistungen schnellstmöglich wieder im gewohnten Rhythmus zu erbringen. „Wir bedanken uns bei allen Betroffenen für ihre Nachsicht und bitten für die entstandenen Unannehmlichkeiten um Entschuldigung“, so der Sprecher.
Nur ein Vorbote von künftigen Schwierigkeiten?
Aktuell kämen viele Faktoren zusammen: Die krankheitsbedingten Ausfälle träfen auf schwierige Witterungsverhältnisse und die Urlaubszeit rund um den Jahreswechsel. Schneider betont: „Das Hauptproblem ist nach wie vor der akute Personalmangel. Es gibt immer weniger Fahrer, und wenn die Generation der Babyboomer in den Ruhestand geht, wird sich die Situation noch verschärfen. Solche Probleme wie im Berchtesgadener Land könnten künftig häufiger vorkommen.“
Bei Reklamationen und Fragen zur Nachabfuhr können sich die betroffenen Haushalte unter der Nummer 08664 9885 304 direkt an die Disposition der Firma Remondis wenden.