Projekt On-Demand-Verkehr im Landratsamt vorgestellt
Reisen ohne Fahrplan: Rufbusse bald im gesamten Landkreis BGL?
Drei Gemeinden im Berchtesgadener Land haben schon einen Rufbus. Nun soll das On-Demand-Konzept auf den ganzen Landkreis ausgeweitet werden. Ein Mammutprojekt.
Bad Reichenhall - Im Berchtesgadener Land gibt es schon in Ainring, Teisendorf und Berchtesgaden einen Rufbus als Ergänzung zum klassischen Linienbusverkehr. Nun soll ein landkreisweiter On-Demand-Verkehr erarbeitet werden. Am Mittwoch (21. Juni) stellte Stefan Löw vom Fachbereich Mobilität das Projekt dem Umweltausschuss im Landratsamt vor.
Was ist ein On-Demand-Verkehr?
Beim On-Demand-Verkehr erfolgt der Fahrdienst auf Bestellung. Dieser Service wird in der Regel mit Pkw oder Kleinbussen durchgeführt und kann fahrplan- oder haltestellengebunden sein oder als Tür-zu-Tür-Bedienung angeboten werden. Das Hauptziel besteht darin, damit Lücken im öffentlichen Nahverkehrsnetz zu schließen, etwa in dünn besiedelten Gebieten und zu Tagesrandzeiten. Fahrgäste können das Fahrzeug telefonisch oder per App anfordern.
On-Demand als Ergänzung bestehender Angebote
Bereits am 20. Mai 2022 hatte der Kreistag den aktuell gültigen Nahverkehrsplan beschlossen. Dieser beinhaltet, dass die Angebote in Ortsteilen und Gemeinden mit geringem Nachfragepotenzial sowie in nachfrageschwachen Zeitbereichen, etwa am Abend oder am Wochenende, ein bedarfsorientiertes ÖPNV-Konzept eingeführt werden soll. Mit dem On-Demand-Verkehr soll nun das Kreisgebiet räumlich und zeitlich für den ÖPNV weiter erschlossen werden, und zwar in einem wirtschaftlich machbaren und sinnvollen Umfang. Zum Sachstand heißt es hierzu in der Beschlussvorlage: „Das geplante On-Demand-System versteht sich als modernes und attraktives Mobilitätsangebot mit softwareunterstützter und automatisierte Disposition, Bündelung von Fahrten sowie digitaler Buchungs- und Abrechnungsmöglichkeit (per App) als Ergänzung und Stärkung bestehender Mobilitätsangebote.“
Zeitplan und Projektablauf
Im Zeitplan sind für den Projektablauf drei Arbeitspakete vorgesehen:
- Das Arbeitspaket 1 beginnt gerade und umfasst eine Bestands- und Bedarfsanalyse. Zunächst werden in einer Ist-Analyse alle zur Verfügung stehenden Daten und Konzepte erfasst. Dann wird der Bedarf mithilfe von Workshops ermittelt. Aufgrund der Analysen soll schließlich das Potenzial festgestellt werden. Bis Ende Juli soll dieser Prozess abgeschlossen sein
- Im Arbeitspaket 2 geht es um die Konzeption. Von Anfang August bis Mitte September werden Betriebsszenarien ausgearbeitet und Abstimmungstermine zum Beteiligungsprozess abgehalten.
- Das Arbeitspaket 3 schließt im September an und erstreckt sich bis Ende Oktober. Hier werden Betriebskomponenten und ein Umsetzungsplan erarbeitet sowie die Kosten ermittelt. Zum Schluss folgt ein Endbericht.
Im 4. Quartal dieses Jahres soll dann der Beschluss erfolgen. Doch damit nicht genug. Denn bis zur Einführung eines landkreisweiten On-Demand-Verkehrs sind noch viele weitere Schritte erforderlich, wie etwa die Vorabbekanntmachung, die Beantragung von Fördermitteln, die europaweite Ausschreibung und die Testphase. Der genaue Zeitplan hierzu wird erst im Rahmen des Projektes erarbeitet.
Keine parallelen Fahrten zu bestehenden Konzepten
Franz Eder (Grüne) erklärte, dass für den nördlichen Landkreis gerade ein Rufbus in Planung sei. Daher erkundigte er sich, ob dieser dann in das Konzept aufgenommen werde. Löw bestätigte dies: „Es wird kein separater Rufbus dazu installiert.“ Auch habe das Landratsamt den Verkehrsverbund mit dem Landkreis Traunstein im Auge. Hier werde es „keinen Kannibalisierungsprozess mit bestehenden Angeboten geben“.
Simon Köppl (Grüne) bat darum, mögliche Förderungen zu prüfen. „Förderungen sind Teil der Projektstudie. Wir werden einen Förderspiegel machen und die Rahmenbedingung eruieren“, bestätigte Löw. Die Finanzmittel für die Vorarbeiten des Projektes sind im Haushalt 2023 sowie die Mittel für einen Betrieb im Finanzplan für die kommenden Jahre enthalten.
mf