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Studienergebnisse vorgestellt

„Axt anlegen und einfacher machen“ - Wie es mit dem Verkehrsverbund Traunstein und BGL weitergeht

Das Deutschland-Ticket soll als „Flatrate für den Regionalverkehr“ bundesweit die Tarife vereinfachen. Für die Busse sind jedoch die Landkreise als Aufwandsträger zuständig.
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Mit nur einem Ticket durch beide Landkreise. Der Zeitplan, wann es soweit sein soll, steht inzwischen.

„Ein Ziel, ein Ticket“ lautet das Motto für den geplanten Verkehrsverbund der Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land. Für die Kunden im ÖPNV soll sich beim Ticketkauf vieles vereinfachen. Doch auch die Kosten und das neue Deutschlandticket dürfen nicht aus dem Blickfeld geraten, so die neuen Studienergebnisse.

Bad Reichenhall/Traunstein - Die beiden Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land streben einen Verkehrsverbund im ÖPNV an. Um Fördergelder zu erhalten, ist hierfür eine umfangreiche vorbereitende Grundlagenstudie nötig, die bereits im September 2021 initiiert wurde. Im November 2022 wurden die ersten Ergebnisse vorgestellt. Damals ging es darum, ob ein Verkehrsverbund verkehrlich sinnvoll ist. Am Mittwoch (21. Juni) präsentierten nun die beiden Verantwortlichen für die Studie, Stefan Schwarzbach von VCDB sowie Tarik Shah von civity, drei neue Punkte in ihrem Zwischenbericht dem Umweltausschuss im Landratsamt Berchtesgadener Land: Den Status-Quo, die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit und den Zeitplan.

1. Status-Quo-Analyse des ÖPNV

Die Vor-Conona-Daten von 2019 ergeben: Sowohl Traunstein als auch das Berchtesgadener Land sind stark ländlich geprägt. Die Motorisierung ist hoch. Bus und Bahn benutzen vorwiegend Schüler, aber auch Touristen. Es gibt 160 verschiedene Tarifprodukte. Unter den Verkehrsunternehmen herrscht bisher wenig Kooperation, daher sind auch die Tarife kaum vernetzt. „Da tut es Not, mal die Axt anzulegen und die Tarife etwas einfacher zu machen“, erklärte Schwarzbach.

2. Wirtschaftliche Sinnhaftigkeit

Angestrebt wird ein einheitliches Tarifmodell. Dies wird aber auch zu Mindereinnahmen führen. Shah erklärte, dass hier die richtige Balance gefunden werden muss, denn der Freistaat gleiche nur Mindererlöse bis zu einem Tarifniveau von 90 Prozent gegenüber heute aus. Auch müsse man darauf achten, wie viele Tarifzonen es geben soll. Viele kleinteilige Zonen, zum Beispiel je eine pro Gemeinde, seien für Kunden schwer nachvollziehbar, auch wenn sie die Tarifergiebigkeit steigern. Wenige große Zonen, etwa vier bis fünf pro Landkreis, seien zwar für Kunden leicht verständlich, senken aber die Ergiebigkeit. „So einfach wie möglich, aber auch so ergiebig wie möglich soll der Tarif sein.“

Als Tickets soll es Einzelfahrscheine, Tageskarten und Gruppenkarten geben. Monatskarten für den Lokal- und Nahbereich müssten günstiger sein als das Deutschlandticket. Auch für die Nutzung der 1. Klasse, Gästekarten, Kinderermäßigung und Fahrradkarten gibt es Entwicklungspläne. Pauschaltickets wie das Bayern- und Quer-durchs-Land-Ticket werden anerkannt und vertrieben. Für Personen in Ausbildung, Senioren, Bedürftige und Arbeitnehmer wird wohl das Deutschlandticket am attraktivsten sein.

Als Organisationsform für den Verkehrsverbund schlug Shah eine Verbundgesellschaft vor. „Verkehrsunternehmen verantworten selbst Erlöse und sollen daher Stimmrecht haben.“ Neben einer GmbH würden aber auch andere Varianten wie ein Zweckverband oder ein kommunales Unternehmen geprüft.

3. Der Zeitplan

Der aktuelle Zeitplan sieht eine Behandlung und Beschlussfassung zur Grundlagenstudie zeitgleich für beide Landkreise im Dezember 2023 vor. Die Gründung einer Verbund-Organisation erscheint für das Jahr 2024 realistisch. Je nach Dauer der Vertragsverhandlungen mit den erlösverantwortlichen Aufgabenträgern und Verkehrsunternehmen könnte der Verbundtarif ab dem zweiten Halbjahr 2025 starten.

Die Diskussion

Manfred Hofmeister (BLR) erkundigte sich, ob man sich auch vergleichende Beispiele angeschaut habe. „Wir müssen ja das Rad nicht neu erfinden.“ Schah bestätigte, dass dies bereits geschehen sei, „da gibt es aber keinen einheitlichen Trend.“ Franz Eder (Grüne) erklärte, dass es von ihm aus in Laufen keine Verbindung nach Traunstein gäbe. „Ich würde sie aber nutzen, wenn es sie gäbe.“ Bei den Daten von 2019 seien aber eben nicht die Menschen erfasst, die gerne den ÖPNV nutzen würden, aber nicht können. „Wir können nur anschauen, was es gerade gibt“, entgegnete Schwarzbach. Dennoch würden auch Angebotsverbesserungen in der Studie erfasst werden.

Sven Kluba (CSU) stellte in Frage, ob ein Monatsangebot neben dem Deutschlandticket überhaupt nötig sei. „Die Einstiegsschwelle soll nicht zu hoch sein, das ist für den lokalen Bereich einfach zu viel. Sie brauchen schon ein lokales Angebot für Menschen, die nicht so weit fahren und nicht so viel ausgeben wollen“, antwortete Shah. Kluba brachte nun auch den Rufbus in seiner Gemeinde ins Spiel. „Ainring sagt: Das ist uns Geld wert. Wenn der Tarif kommt, wird es in Reichenhall vielleicht günstiger und in Ainring teurer. Diese politischen Strömungen müssen wir dann zusammenführen.“ Shah entgegnete ihm: „Der Grundtarif ist ein Höchsttarif. Wenn Sie als Gemeinde drunter gehen, müssen Sie das finanzieren. Sie können weiterhin lokal zusätzliches Geld in die Hand nehmen, aber wir wollen keinen Flickenteppich.“

Bad Reichenhalls Oberbürgermeister Dr. Christoph Lung (CSU) fasste zusammen: „Die Gründung eines Verkehrsverbundes passt absolut in die Zeit. Zum Weg: Da haben wir noch viel Arbeit vor uns. Angebotsstandard, Finanzierung. Entscheidungsfreiheit: Das sind Themen, an die wir ranmüssen. Es kann nicht sein, dass wir schöne Dinge beschließen und die sich ärgern, die es tun und bezahlen müssen. Wir müssen saubere Antworten parat haben.“

Der Anschluss an Salzburg ist vorgesehen

Langfristig soll auch ein Verbund mit dem ÖPNV im österreichischen Salzburg gebildet werden. „Der SVV (Salzburger Verkehrsverbund) ist eine GmbH, das wäre dann für den Verkehrsverbund als GmbH kompatibel“, so Shah. Da der Verkehrsverbund 2025 startet, werde dieser aber „bestimmt nicht 2027 dem SVV beitreten.“

Der Beschlussvorschlag, die Verwaltung zu beauftragen, die Grundlagenstudie weiter voranzutreiben, wurde schließlich einstimmig angenommen. Ende September soll es den dritten Zwischenbericht geben.

mf

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