Wetterexperte ärgerte sich über ignorante Aussagen
Ein Sommer, wie er früher einmal war? Erstes Zwischenfazit zum Sommer im Berchtesgadener Land
In den vergangenen Wochen zogen fast täglich Gewitter durch den Landkreis.
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Der bisherige Sommerverlauf im Berchtesgadener Land besticht vor allem durch seine Unbeständigkeit. Unser Wetterexperte Markus Dorfberger schildert, dass heuer vieles an die 70er-, 80er- und 90er-Jahre erinnert. Er findet: „Wir wurden in den vergangenen Jahren einfach nur so sehr verwöhnt, dass einige den Sommer gar nicht mehr so kennen, wie er eben damals war.“ Was ihn ärgert, ist die Ignoranz von manchen Menschen in puncto Warnungen.
Berchtesgadener Land - Kaum zeigt sich der Sommer im Berchtesgadener Land von seiner schönen Seite, kracht und blitzt es. So ungefähr lassen sich die vergangenen Wochen zusammenfassen: Während sich die erste Tageshälfte meistens noch von ihrer besten hochsommerlichen Seite zeigte, braute sich im weiteren Verlauf am Himmel ein ordentliches Gewitter zusammen. Ein Nachmittag oder Abend ohne Blitz, Donner und Starkregen hatte zuletzt eher Seltenheitswert. Hobbymeteorologe Markus Dorfberger von „WAS! Wetter für Altbayern und Schwaben“ schildert, wie er den bisherigen Verlauf einordnet und warum ihn manchen Aussagen in Bezug auf Warnmeldungen ärgern.
Gefühlt ist der Hochsommer im Berchtesgadener Land erst seit einigen Tagen angekommen, davor zeigte sich das Wetter oft sehr unbeständig. Lässt sich dieser Eindruck anhand der Zahlen bestätigen?
Dorfberger: Uns standen in den vergangenen Jahren sehr heiße und trocken Sommer bevor. Vieles wurde durch „Blockade“-Stellungen von einigen Omega-Hochs hervorgerufen. Teilweise fing der Sommer in den vergangenen Jahren schon im Mai an und fand bis August statt, die Wetterlage wiederholte sich immer wieder. In diesem Jahr erleben wir den Sommer, wie er in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren eher normal war. Neben sonnigen Tagen zogen dann meist nachts Schauer und Gewitter durchs Berchtesgadener Land. Wir wurden also in den vergangenen Jahren einfach nur so sehr verwöhnt, dass einige den Sommer gar nicht mehr so kennen, wie er eben damals war.
Wie groß fallen die Temperaturunterschiede zwischen dem Talkessel und dem restlichen Landkreis aus? Wie sehr wirkt sich das auf das Wetter aus?
Dorfberger: Der Talkessel bringt meist sein eigenes Wetter mit sich. Besonders Föhn oder auch Regengebiete können sich dort besonders gut entfalten. Mit den Bergen herum halten sich auch Gewitter meistens länger, da sie nicht gerade gute „Bergsteiger“ sind. Was die Temperaturen betrifft, ist es im Kessel überwiegend etwas kühler als im nördlichen BGL. Allerdings sind das nur minimale Temperaturunterschiede. Anders ist die Situation im Winter, wenn Schnee liegt und es aufklart. Dann liegen die negativen Temperaturabweichungen durchaus höher.
Seit Wochen zieht ein Gewitter nach dem anderen durch die Region. Ist das normal oder sorgen besondere Wetterlagen dafür?
Dorfberger: Nach der Hitze folgen eben die Blitze. Das ist nichts Ungewöhnliches, dass dieses Jahr mit mehr Tiefdruck auch mehr Gewitter möglich sind. Oftmals sind die es die schwülen und dampfigen Wetterlagen, die gut für Sommergewitter sind. Die gab es schon immer und das wird wohl auch den nächsten Jahren uns bevorstehen. Nur durch die „Klimaveränderung“ können sie auch häufiger kräftiger und unwetterartiger ausfallen. Das war aber in den vergangenen „Warmzeiten“ bestimmt auch schon so.
Schwere Unwetter mit größeren Schäden gab es bislang nur im Rosenheimer Landkreis und im Chiemgau. Hatte das BGL bislang einfach nur Glück?
Dorfberger: Ja, durchaus hatten wir bis jetzt in diesem Jahr Glück und wurden bis jetzt eher verschont. Dass es auch andere Zeiten geben kann, hat man ja in der Vergangenheit gesehen. Das Blatt könnte sich jederzeit wieder wenden und „unseren“ Landkreis wieder schwere Unwetter zurückbringen.
Gibt es im Allgemeinen wirklich mehr Extremwettereignisse oder lässt sich das für diesen Sommer noch nicht feststellen?
Dorfberger: Der Sommer dauert noch ein paar Wochen, sodass man nicht wirklich ein Resultat daraus ziehen kann. Viele sind immer von unseren Wetterwarnungen überrascht, und man liest dann oft: „Bei mir war es gar nicht so schlimm, also das war sicherlich nicht eine Warnung wert.“ Da stellt man sich die Frage, wie ignorant manche Leute eigentlich geworden sind. Man sollte froh sein über die Warnungen vor Gefahren. Und ob diese dann durch ein Gewitter mit den möglichen Begleiterscheinungen auch wirklich eintreten, ist ein anderes Blatt. Wir sprechen hier von Mutter Natur, die ihre eigenen Gesetze hat. Man soll also froh sein, wenn es dann bei einem nicht so schlimm kommt wie vorhergesagt. Lieber Vorsicht als Nachsicht, lieber einmal zu viel die eigenen Sachen in Sicherheit gebracht. Ob die Wetterwarnungen die Menschen abstumpfen lassen, liegt im Auge des Betrachters. Mit Wetterereignissen ist teilweise nicht zu spaßen. Und wir beziehen uns auf mehrere Wettermodelle, die nur Wahrscheinlichkeiten berechnen.
Welches Fazit lässt sich bislang zum Sommer im BGL ziehen?
Dorfberger: Der Sommer ist noch nicht vorbei, daher lässt er sich bis jetzt nur schwer einschätzen. Der Frühsommer tat sich oftmals schwer, immer wieder regnete es. Erst in den vergangenen zwei Monate wurde er beständiger, wenn auch nur für ein paar Tage. Danach zogen Schauer und Gewitter durch und verdrängten die sommerliche Luftmasse. Oft baute sich danach der Sommer nach einigen Tagen immer wieder neu auf. Besonders in den ersten August-Wochen hielt der Sommer wirklich gut durch, allerdings zogen auch wieder Schauer und Gewitter durch den Landkreis.
Was könnten die kommenden Tage und Wochen noch parat halten?
Dorfberger: Jetzt steht uns zum Wochenende zum Beispiel eine möglich VB-ähnliche Wetterlage bevor, die auch in der Region viel Niederschlag bringen könnte. Dadurch könnte es sogar zu örtlichen Überschwemmungen kommen. Danach könnte es wahrscheinlich mit der gleichen Wettersituation wie in den vergangenen Wochen weitergehen. Es wird wieder sommerlich, allerdings sind erneute Schauer und Gewitter nicht auszuschließen. Aber das erfahrt ihr jeden Mittwoch und Samstag in unseren Wetterberichten auf den 24er-Portalen. (ms)
