Luxus statt Lebensraum?
Weidener investiert in denkmalgeschütztes Traditionsobjekt - „Wir gehen von Wohnraum aus“
Ein Berchtesgadener Traditionshotel, das unter Denkmalschutz steht, schloss im vergangenen Jahr für immer. Ein Weidener Bauunternehmer kaufte daraufhin das Hotel Wittelsbach. Die Hotelzimmer sollten Wohneinheiten werden. Zusätzlicher Wohnraum für Berchtesgaden, hieß es damals. Nun kommt alles anders: Es entstehen Luxus-Ferienwohnungen für gut betuchte Urlauber. Bei der Gemeinde weiß man auf Anfrage von nichts.
Berchtesgaden – Gut informiert sind die Anwohner der Maximilianstraße in Berchtesgaden allemal. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass sich im traditionsreichen Hotel Wittelsbach gerade eine Menge im Umbruch befindet. Ein riesiges Gerüst umfasst das ehemalige Hotel. Viele Bauarbeiter tummeln sich seit Monaten im Gebäude und um das Gebäude herum. Deswegen ist auch die Straße davor nur einspurig befahrbar, weil all die Baufahrzeuge und Anlieferungen sonst keinen Platz hätten. Eine Millionensumme wird hier, an der Zufahrtsstraße in den Ort, investiert. Nicht von einem Einheimischen, sondern von einem Bauunternehmer aus Weiden, Max Völkl. Er hatte das Hotel gekauft. Den Kauf hat er damals telefonisch bestätigt und gesagt, dass hier Wohnungen geschaffen werden. Wohnungen zum Wohnen.
Berchtesgadens Bürgermeister zeigte sich im vergangenen Jahr durchaus zufrieden: „Natürlich ist es schade, dass Bettenkapazitäten im Tourismus wegbrechen.“ Allerdings entstehe hier wichtiger Wohnraum, so Gemeindechef Franz Rasp. „Ich finde die Entwicklung gut, an so zentraler Stelle Platz für Bürger zu schaffen“, sagte die grüne Gemeinderätin Rosmarie Will damals.
Ob tatsächlich noch Wohnraum entsteht, dass kann der Bauunternehmer eineinhalb Jahre später nicht mehr bestätigen. Zwar hatte er das Haus gekauft und wollte es wieder fit für die Zukunft machen. In der Rolle eines Generalübernehmers war er in Berchtesgaden zugange. Von der Planung, der Architektur bis hin zur Umsetzung kommt dabei alles aus einer Hand. Auf Völkls Webseite bei der PAG Planungsgesellschaft heißt es, man manage „das gesamte Bauprojekt – von der Konzeption bis zur Übergabe.“ Die PAG Planungsgesellschaft hat Standorte in Weiden und München. In den Referenzen der vergangenen Zeit finden sich moderne Großprojekte, vor allem im Münchner Raum.
Kenntnis darüber, was mit dem umgebauten Hotel in Zukunft passieren soll, hat er aber nicht. „Ich habe die Hütte wieder verkauft“, bestätigt Völkl. Als Architekt und Planer hat er lediglich für die Umsetzung der Umbauarbeiten gesorgt, die aktuell noch auf Hochtouren laufen.
Ehemaliges Hotel mit langer Historie
Das ehemalige Hotel blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das Haus wird in der Denkmalliste geführt: „Dreigeschossiger Hauptbau mit Satteldächern, Risaliten mit Zierfachwerk und dazwischen gespannten Balkonen mit schmiedeeiserner Brüstung, im historisierenden Heimatstil“, heißt es dort. Ende des 19. Jahrhunderts ist es erbaut worden. Aus 29 Zimmern sollten elf Wohneinheiten entstehen, so lautete der ursprüngliche Plan, der in öffentlicher Sitzung besprochen und von Mitgliedern des Bauausschusses abgesegnet wurde - und den selbst der Geschäftsführer der Marktgemeinde Berchtesgaden noch so im Kopf hat. „Wir gehen davon aus, dass hier Wohnungen entstehen“, sagt Anton Kurz auf Nachfrage. Von einer Umnutzung weiß er nichts. „Die müsste erst beantragt werden.“ Dann müsste darüber aber noch abgestimmt werden.
Bis zur Fertigstellung des ehemaligen Hotels Wittelsbach werden noch rund fünf Monate ins Land ziehen. Im Dezember sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Bauarbeiten liegen laut Völkl im Zeitplan. Was im Nachhinein an Ort und Stelle passieren wird, „das kann ich nicht sagen, weil ich es nicht weiß“, sagt Völkl heute. Zum Käufer möchte er sich nicht äußern. Dass er die Immobilie bereits veräußert hat, wird auch aus dem Umfeld bestätigt. Klar ist: Es hat mehrere Gespräche mit potenziellen Verwaltern gegeben, die die Immobilie mit künftig 17 hochpreisigen Ferienwohnungen im Auftrag anbieten sollen. Ein Verwalter aus Schönau am Königssee soll den Zuschlag erhalten haben und sich künftig mit der Vermietung beschäftigen.
Von Wohnraum keine Rede mehr
Vom angekündigten Wohnraum ist aktuell keine Rede mehr. Bei der Gemeinde heißt es: „Wir arbeiten nur mit uns vorliegenden Tatsachen. Demnach entsteht aktuell Wohnraum“, sagt der Geschäftsführer.
Eine weitere Sache scheint bislang ebenfalls ungeklärt zu sein: das Parkplatzproblem. Eine Tiefgarage existiert nicht im Umfeld des dicht bebauten Areals. Insgesamt stehen nur 17 Parkplätze hinter dem ehemaligen Hotel zur Verfügung - für den Hotel-Eigentümer und drei weitere, wobei allein schon die künftigen Ferienwohnungen knapp 70 Betten zählen: Anreisen mit mehreren Pkw sind wahrscheinlich. „Für die Zukunft bereitet mir das große Sorge“, sagt ein Betroffener. (kp)
