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Grüner Traum vom legalen Anbau

Große Hürden für den Start des Cannabis Social Clubs in Freilassing

Marhiuana-Pflanzen in einem Garten in Berchtesgaden. Mehr als drei sind nicht erlaubt.
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Marhiuana-Pflanzen in einem Garten in Berchtesgaden. Mehr als drei sind nicht erlaubt.

Wenn es nach Lars Huthmann geht, könnte es bereits Ende des Jahres mit dem Cannabis Social Club Freilassing losgehen. Erst vor wenigen Tagen hat der deutsche Verein in Grenznähe zu Salzburg seine Anbaulizenz beantragt. „Die Behörden haben nun noch ein bisschen Zeit, um unseren Antrag zu bearbeiten”, sagt er. Mittlerweile ist auch schon klar, wie viele Pflanzen im besten Fall benötigt werden, um den bis zu 500 Mitgliedern gerecht zu werden. Österreicher sind auf deutscher Seite übrigens nicht erlaubt. 

Freilassing – Bis zu 1000 Quadratmeter Platz haben die drei Gründer des Cannabis Social Club Freilassing in einer Immobilie am Feuerhaus im Industriegebiet zur Verfügung. Seit vielen Monaten arbeiten sie an der Umsetzung ihres Ziels, einer von wenig übrig gebliebenen CSCs in der umliegenden Region zu werden. „Die Hürden sind wirklich groß, der bürokratische Aufwand ebenfalls”, sagt Lars Huthmann. Viele, die einen Club eröffnen wollten, haben mittlerweile aufgegeben.

„Es sind nicht mehr viele übrig geblieben. Enige haben es gar nicht erst bis zur Gründung geschafft”, weiß Huthmann. Zu groß waren die Anforderungen, die erfüllt werden müssen. Die Dokumentationspflichten sind in Sachen Cannabis gewaltig. Jede Pflanze, jede Ernte - alles muss nachverfolgbar sein. Mittels QR-Codes soll das geregelt werden. 

Unterkunft in ehemaligem Möbelhaus

Huthmann kommt eigentlich aus der IT. Er wohnt im Altöttinger Raum. In Marcella Drehnten, einer Lehrerin, und Patrick Hirz, der im Berufsleben im Elektronikbereich tätig ist, hat er zwei Mitstreiter gefunden, die ähnlich großes Interesse hatten, Cannabis anzubauen und jenen Verein zu gründen, der im Berchtesgadener Land einzigartigen Charakter haben dürfte. Dass man dazu viel Platz benötigt und im besten Fall eine eigene Immobilie, kommt ihnen entgegen: In einem ehemaligen Möbelhaus in einem Freilassinger Industriegebiet sind sie untergekommen.

Die zweigeschossige Immobilie sei dazu gut geeignet. Mit mittlerweile mehr als 300.000 Euro Investitionskosten rechnen die drei Vereinsgründer im Vollausbau. Das Trio sieht sich aber gut vorbereitet, um künftig Cannabis ernten und ausgeben zu können. „Wir stellen das hier professionell auf”, sagt Huthmann. Sicherheitstüren, ein ausgeklügeltes Kamerasystem, Hygieneschleusen, „alles fast wie im Lebensmittelbereich”, sagt der 44-Jährige ITler. Zuluft und Abluft gibt es, die Frischluft muss frei von Partikeln sein, so lauten die Anforderungen.  

Einige Renovierungsarbeiten in dem für den Anbau geeigneten Gebäude haben bereits stattgefunden. Das Dach wurde etwa saniert. An der Fassade wurde was gemacht. Jetzt geht es darum, zu welchem Zeitpunkt sie endgültig starten dürfen. „Sobald uns die Anbaulizenz vorliegt, legen wir los”, sagt Lars Huthmann. Er rechnet damit, dass es Ende des Jahres so weit sein könnte. 

Die Nachfrage ist ungebrochen hoch

Dabei sollen die ersten 700 Pflanzen, die benötigt werden, zugekauft werden. Klar ist auch: Die erste Ernte für die bis zu 500 möglichen Mitglieder soll recht schnell erfolgen. Weil die Nachfrage möglicher Vereinsmitglieder bereits seit Monaten groß ist, rechnet Huthmann mit mehreren hundert Leuten bereits zu Beginn. Dass die 500 Mitglieder mittelfristig erreicht werden, ist wahrscheinlich. Diese konnten sich online per Formular anmelden. Sie müssen sich persönlich vorstellen, samt Personalausweis.

„Wir hatten auch viele Österreicher, die Interesse zeigten”, sagt Huthmann. Allerdings: Die österreichischen Nachbarn dürfen nicht Mitglied werden. Auch die vielen Polen und Tschechen, die Interesse an einer Mitgliedschaft zeigten, bekamen eine Absage erteilt. Ebenso etliche Jugendliche, die es versucht hatten, in den Verein zu gelangen. Mitglied kann man aber erst mit 21 Jahren werden. „Ein 18-Jähriger ist noch nicht so weit. Da muss man sich erst einmal austoben in dem Alter und das Autofahren lernen”, sagt Huthmann und blickt dabei auf seine eigene Vergangenheit zurück. „Cannabis und Autofahren vertragen sich nicht gut.” 

Dennoch: Das Interesse, Teil der Cannabis-Gemeinschaft zu sein, ist im Landkreis ungebrochen. Bislang herrschte zwar noch etwas Zurückhaltung, aber nun - da die Beantragung der Anbaulizenz raus ist -, sind auch die Nachfragen gestiegen. Hinzu kommt: Wirkliche Konkurrenz in Form weiterer Vereinsgründungen gibt es aktuell nicht. Dem Landratsamt Berchtesgadener Land liegen keine Informationen vor. Dieses verwies an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Eine Antwort dort blieb aus.  

„Im Vollausbau brauchen wir 700 Pflanzen pro Stufe“

In den vergangenen Wochen haben die Gründer beziffert, was für den laufenden Betrieb bei großer Mitgliederzahl, vonnöten wäre und diesen garantieren zu können. Denn jedem der potenziellen 500 Mitglieder stehen bis zu 50 Gramm Cannabis pro Monat zur Verfügung. „Das ist wirklich viel”, sagt Lars Huthmann. Die Vereinsgründer gehen von einer deutlich geringeren Pro-Kopf-Menge aus: 20, 30 Gramm. „Bei 50 Gramm muss man schon sehr viel rauchen”, sagt Huthmann.

Dennoch möchte man gewappnet sein und muss im besten Fall tausende Pflanzen in unterschiedlichen Stadien vorhalten können, um eine regelmäßige Ernte erfüllen zu können. „Im Vollausbau brauchen wir 700 Pflanzen pro Stufe. 700 Stecklinge, plus 700 Pflanzen in der Vegetation, 700, die sich in der Blüte befinden, sowie 700 weitere in der Trocknung.” Für das optimale Wachstum benötigen die Verantwortlichen zwischen 2000 bis 3000 LED-Lampen.

„Unser Vorhaben ist sehr energieintensiv. Das ist ein Kostentreiber”, sagt Huthmann. Mit einer Aufnahmegebühr von 99 Euro und einem monatlichen Beitrag von knapp 30 Euro können Mitglieder Cannabis zum Selbstkostenpreis erhalten. Wie das alles steuerlich behandelt wird, sei aber noch völlig unklar, sagt Huthmann. Fakt ist: Mitglieder werden zur Abholung einen Zeitslot buchen müssen. Nur dann können sie vorbeikommen, um ihr Cannabis persönlich abzuholen

kp

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