Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

„Die Höhenluft“ im Kino Berchtesgaden

Filmdreh in der Schellenberger Eishöhle - „Waren danach alle krank“

Eine Frau und ein Mann steigen in der Schellenberger Eishöhle den Eishügel hinauf.
+
Die Dreharbeiten in der Schellenberger Eishöhle stellten die Filmcrew vor eine große Aufgabe.

Anspruchsvolle Kunst statt Popcorn-Kino, Nietzsche-Prosa statt stumpfe Dialoge, Nachdenken statt Berieseln lassen: Die Filmpremiere von „Die Höhenluft - für Alle und Keinen” am Dienstagabend im Berchtesgadener Kino ließ die Köpfe der Besucher rauchen. Wem der außergewöhnliche Film von Mika’Ela Fisher eine zu harte Kost war, der konnte sich an den tollen Aufnahmen satt sehen. Denn: Die meisten Orte kamen dem Publikum bestens bekannt vor.

Berchtesgaden - „Ich weiß selbst, dass es ein spezieller Film ist”, eröffnete die Münchnerin den Abend im AlpenCongress-Kino vielsagend und unerwartet ehrlich. Künstlerisch, tiefgründig, philosophisch und alles andere als einfach: Die Autorin, Regisseurin, Produzentin und Hauptdarstellerin versprach den Besuchern nicht zu viel. 

2015 kam ihr die Idee, einen solchen Film zu drehen. „Ich wusste: Wenn ich es jetzt nicht tue, wird es vielleicht gar nicht mehr dazu kommen.” Über Karin Mergner, langjähriges Gesicht der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH, führte der Weg in die Region. „Ich habe im Tourismus-Büro angerufen und wurde direkt an Karin weitergeleitet. Sie hat mich vier Tage herumgefahren und mir fantastische Orte gezeigt. Sie war von Anfang an dabei und war eine großartige Unterstützung”, bedankte sich Fisher

Mika’ela Fisher ist eine deutsche Filmregisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin, Schauspielerin, Model und Schneidermeisterin.

Nur 19 Tage für die Dreharbeiten

Als Schauspielerin, Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin hat sich bereits in zahlreichen Filmen Erfahrungen gesammelt. Doch sie erinnerte sich, dass die Dreharbeiten für „Die Höhenluft” das totale Chaos gewesen seien. „Wir hatten nur 19 Tage, und durch das kleine Budget habe ich gleich noch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt”, erklärt die Münchenerin, die sich auch in der Modebranche einen Namen gemacht hat.

Laurens Walter, ihr männlicher Filmpartner und Gegenspieler - je nachdem, wie man die Geschichte interpretiert - habe sich anfangs schwergetan mit der Rolle. Das galt auch für den restlichen Cast, denn Fisher ist, wie sie zugibt, sehr detailverliebt. „Ich habe genaue Vorstellungen und Erwartungen, da achte ich auf jedes Detail. Natürlich ist es schwierig, wenn man selbst vor der Kamera steht. Ein Stück weit geht da die Kontrolle verloren.” Auch wenn drei Szenen nochmal nachgedreht wurden: Die bunt zusammengewürfelte Crew findet schnell zueinander, auch Walter findet Gefallen an seiner Rolle.

Nach Eishöhlen-Dreh werden alle krank

Ein besonderes Erlebnis gibt es in der Schellenberger Eishöhle, in der am 26. August 2019 ebenfalls gedreht wird. „Es war bestimmt 40 Grad warm, und wir haben drei Stunden gebraucht, bis wir mit dem kompletten Equipment oben angekommen sind. Und in der Höhle waren es dann nur minus 1 Grad. Am nächsten Tag waren alle krank”, muss Fischer bei dem Gedanken daran schmunzeln. 

Auch Paul Schmaus muss grinsen, als er von den Dreharbeiten an und in der Höhe zurückdenkt. Der Höhlenführer erinnert sich: „Die waren für den Aufstieg natürlich nicht optimal ausgerüstet. Aber es war uns eine Ehre, dass wir beim Filmdreh helfen und diesen begleiten durften.”

Bestens bekannte Orte aus der Region

Generell tauchen während des Films, der bei den 55. Hofer Filmtagen 2021 erstmals ausgestrahlt wurde, immer wieder bekannte Orte auf. Als Zuschauer ertappt man sich jedenfalls häufig beim Gedanken: „Moment, das kenne ich doch!“. In Bad Reichenhall wurde unter anderem in der Alten Saline, am Rathaus- und Florianiplatz und im Hotel Axelmannstein gedreht. In Ramsau waren die Mordaualm und das Gasthaus „Altes Forsthaus” Drehorte. Hinzukommen die Schellenberger Eishöhle, die Weißbachschlucht sowie in Ruhpolding der Hochfelln, das Holzknechtmuseum, der Staubfall und der Weitsee. Auch in Österreich am Attersee sind einige Szenen entstanden. Fisher: „Ich wollte unbedingt den Film unbedingt in meiner Heimat Bayern drehen. Das ist quasi auch eine Art Hommage geworden.”

Gut und Böse in Person: Fisher spielt die Hauptdarstellerin, Laurens Walter den männlichen Gegenpart.

Untermalt werden die majestätischen Landschaftsbilder von einer minimalistischen, aber stellenweise sehr gewaltigen Musik. Auch die Ästhetik des Films überzeugt. Doch am Inhalt scheiden sich die Geister, wie auch in der anschließenden Diskussion nach dem 100-minütigen Film deutlich wird. Denn Fisher will wissen, was die Zuschauer davon gehalten haben. Vier ältere Damen stehen einfach auf und gehen, noch während die Münchenerin erzählt. Ein Verhalten, das bei allem Verständnis über den anspruchsvollen Inhalt des Streifens und dessen Streitbarkeit für Kopfschütteln sorgt.

Geschichte lässt mehrere Interpretationen zu

Die Meinungen aus dem Publikum bleiben zurückhaltend, die meisten müssen das Erlebte erst sacken lassen und verarbeiten. Und so ist es der Philosoph Florian Huber aus Bad Endorf, der seine Interpretation des Films erläutert: „Mir sind jetzt, nachdem ich den Film das zweite Mal gesehen habe, noch ganz andere Aspekte und Momente aufgefallen. Ich glaube, es wird einfach deutlich, wie schnell das Normale von Extremen angezogen werden kann. Unbewusst, ohne dass man es merkt, kann man zwischen die Fronten geraten.”

  • Der Film handelt von einem Paar, das sich auf dem Weg zu einem Gipfel befindet: Spenta (Walter) und Angra (Fisher) tragen ähnliche Kleidung und verhalten sich anfangs auch ziemlich ähnlich. Doch ihr Umgang untereinander nimmt verwirrende Züge an: Angra fängt an, Spenta in ein Spiel zu verwickeln, doch dieser versucht zunächst noch, ihr Verhalten zu ignorieren. Zunehmend wird auch er genervter davon, ehe die Beiden in einem Marathonlauf eine namenlose Frau entdecken. Sie beobachten sie und fangen an, um ihre Gunst zu werben. Die Namenlose wird zur Zielscheibe und zum Objekt des Wettkampfes zwischen den beiden Hauptprotagonisten.

Eine Zuschauerin nahm für sich eine andere Botschaft mit: „Die beiden Hauptcharaktere zeigen: Manchmal geht es nicht ohne, aber auch nicht miteinander. Und diese Boshaftigkeit und Zerrissenheit passt in die heutige Zeit.” Das spielte tatsächlich eine Rolle bei der Entstehung des Drehbuchs, wie die Autorin Fisher erklärte. „Ich habe versucht, ein Spiegelbild der heutigen Zeit darzustellen, aber in eine andere Geschichte projiziert. Mir ist schon klar, dass es sich um keinen Kassenschlager handelt, aber ich will damit aufrütteln.“ Bei dem ein oder anderen Besucher ist ihr das definitiv gelungen.

Kommentare