Inklusive großer Sarghalle
Bestattung im Berchtesgadener Freimannlehen: Max Aicher investiert Millionen in Neugestaltung
Das denkmalgeschützte Freimannlehen, eines der ältesten landwirtschaftlichen Gebäude Berchtesgadens, steht vor einer umfangreichen Neugestaltung durch die Freilassinger Max Aicher-Firmengruppe. Ein Berchtesgadener Bestatter soll in dem Gebäude, das von der B305 gut sichtbar ist, unterkommen - inklusive großer Sarghalle.
Berchtesgaden - „Es wird unter Denkmalschutzaspekten gearbeitet”, weiß Markus Hölzl von der Abteilung Rechtliches Bauwesen im Rathaus von Berchtesgaden. Der Bauausschuss hat am Dienstag einstimmig den Bauantrag des Millionenprojekts genehmigt, der von der Max Aicher Firmengruppe vorgelegt wurde.
Das millionenschwere Vorhaben sieht nicht nur eine Sanierung des Hauptgebäudes vor, sondern auch den Neubau eines Anbaus und die Einrichtung eines Bestattungsunternehmens auf dem Gelände. Das Freimannlehen, einst Wohnsitz des Berchtesgadener Scharfrichters, gilt nicht nur als historisches Juwel, sondern ebenfalls auch als prägendes Element der Kulturlandschaft, weiß Hölzl. „Es ist von der Hauptstraße immer sichtbar”, sagt er.
Linker Anbau wird abgerissen und neugebaut
Die Historie des Hauses ist eng verbunden mit Berchtesgadens Geschichte. Das Gebäude aus dem 17. Jahrhundert steht unter Denkmalschutz, befindet sich aber in höchst desolatem Zustand. Im Rahmen der Planungen gab es im Vorfeld bereits Abstimmungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Landratsamt Berchtesgadener Land über die Zukunft des Gebäudes. Denn Fakt ist: Der Grund ist landwirtschaftlich genutzte Fläche im Außenbereich.
Das geplante Projekt umfasst die vollständige Sanierung des Hauptgebäudes sowie den Abriss und Neubau des linken Anbaus, der aufgrund seines schlechten Zustands nicht erhalten werden kann. Der neue Anbau wird drei Meter kürzer ausfallen als der ursprüngliche. Zudem sollen weitere Gebäudeteile, etwa das Salettl am Hauptgebäude, abgerissen werden.
Wohnungen mit 68 bis 143 Quadratmetern
Auf 540 Quadratmetern Nutzfläche wird künftig ein Bestattungsunternehmen mit großem Sarglager und weiteren Büros Platz finden. Im Ober- und Dachgeschoss des sanierten Hauptgebäudes entstehen zudem insgesamt drei Wohneinheiten, die zwischen 68 und 143 Quadratmeter groß sein sollen, weiß Hölzl. Damit soll das Vorhaben die Bewahrung historischer Substanz mit moderner Nutzung kombinieren. „Es ist ein prägendes Gebäude für die Kulturlandschaft und in unserem Sinne, in dieser Form erhalten zu werden“, betont der Gemeindemitarbeiter. Auch das Landesamt für Denkmalpflege und das Landratsamt Berchtesgadener Land sehen keine Bedenken.
Probleme bereitet jedoch das Gelände: Das Freimannlehen liegt in einem vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebiet, auf das das Wasserwirtschaftsamt Traunstein ein Auge geworfen hat und die Maßnahme begleiten wird. Die Berchtesgadener Ache, die in Sichtweite des Gebäudes verläuft, hat in der Vergangenheit mehrfach für Hochwasser gesorgt. „Jedoch war es immer das Hangwasser, das dann tatsächliche Probleme bereitet hat”, so Hölzl. Nach seiner Auskunft ist die Ache in diesem Bereich noch nie über die Ufer getreten.
Schutz vor Überschwemmungen
Um zukünftige Überschwemmungen von der Hangseite aus zu verhindern, sind umfangreiche Maßnahmen zur Entwässerung seitens des Bauerwerbers vorgesehen. Große unterirdische Drainagesysteme sollen das Wasser, das aus Richtung Obersalzberg kommt und sich auf dem Feld sammelt, gezielt in die Berchtesgadener Ache ableiten.
Das Projekt birgt auch aus denkmalpflegerischer Sicht Herausforderungen. Während das Hauptgebäude saniert wird, ist die Lüftlmalerei an der Fassade nicht erhaltenswert. Die Malerei, die erst Mitte des vergangenen Jahrhunderts entstand, wird entfernt. Die Denkmalpfleger haben in dieser Hinsicht bereits ihr Einverständnis erteilt. Die Malerei hatte weniger historischen Wert, als zunächst vermutet worden war.
Mit der umfangreichen Neugestaltung soll ein Stück Berchtesgadener Geschichte bewahrt, gleichzeitig aber auch ein neues Nutzungskonzept umgesetzt werden. „Es ist definitiv ein Stück weit auch ein Herzensprojekt”, betont Markus Hölzl. (kp)