Fans in Berchtesgaden auf Verbrecherjagd
Hobby-Ermittler aufgepasst: Drehort-Tour rund um die TV-Erfolgsserie „Watzmann ermittelt”
Mit dem Handy in der Hand den Tätern auf der Spur, das findet Katharina Leonore Goebel gar nicht so schlecht. Die gebürtige Rosenheimerin gehört zu den Hauptdarstellern in der ARD-Erfolgsserie „Watzmann ermittelt”. Weil die in Berchtesgaden gedrehte Serie mit Millionenquote so erfolgreich ist, gibt es jetzt eine Drehorte-Tour samt Kriminalfall zum Selbsterleben. Die Fans finden’s fein.
Berchtesgaden - Das Wetter hat sich Antje Schlüter anders vorgestellt. Es schüttet. Sie ist mit dem Zug aus München angereist. Die Redakteurin ist so etwas wie die geistige Mutter jener ARD-Vorabendserie, die seit fünf Jahren in Berchtesgaden gedreht wird. „Mein Vater war hier als Sanitätsoffizier stationiert. Ich habe früher viel Zeit in Berchtesgaden verbracht“, sagt Schlüter. An neuen Serienkonzepten feilend, machte Berchtesgaden schließlich das Rennen für „Watzmann ermittelt“.
Sonne, findet sie, wäre sicherlich ganz schön gewesen für diesen besonderen Termin. Dann hätte man zumindest den Watzmann gesehen, jenes Wahrzeichen des Ortes und namensgebend für die TV-Serie. An diesem Tag liegt der Berg aber weitgehend verborgen hinter Regenwolken und fristet seine Schönheit in Einsamkeit.
Viele Anfragen bei der Tourist-Information
Wieso der Termin so wichtig ist? Hobbyermittler dürfen ab sofort in die Fußstapfen ihrer TV-Pendants schlüpfen. Die Tourismusregion - das Bergerlebnis Berchtesgaden - hatte die Idee zu einer Drehorte-Tour. „Es vergeht fast kein Tag, an dem jemand bei uns vorbeikommt und fragt, wo man etwa die Polizeistation aus der Serie findet”, sagt Maria Angerer, Leiterin der Tourist-Information und zuständig für Film und Fernsehen. Das Interesse von Urlaubern an der TV-Serie sei enorm und wachse stetig.
Es vergeht fasr kein Tag, an dem jemand bei uns vorbeikommt und fragt, wo man etwa die Polizeistation der Serie findet.
Ziel war es, den Fans der Serie etwas zu bieten. Ein Goodie, eine gute Unterhaltung und Orte, die man vielleicht schon mal im TV gesehen hat. Bislang konnten die Tourismus-Verantwortlichen den Nachfragenden immer nur einige mündliche Informationen geben oder mal einen Ortsplan, auf dem sie ein paar Standorte aus der TV-Reihe mit Filzstift einkreisten.
Von der Kuscheldecke bis zum Rucksack
Die Bergerlebnis-Touristiker arbeiten ab sofort aber verstärkt mit den Filmemachern zusammen. Vertraglich geregelt: Sie haben gemeinsam Merchandise-Artikel kreiert, von der Kuscheldecke bis zum Rucksack - für all jene, die von „Watzmann ermittelt” nicht genug bekommen.
Denn klar ist: Für das Bergerlebnis gehört das TV-Segment mittlerweile zu einer der bedeutendsten Sparten für die Außendarstellung - weil sich imposantes Bergpanorama einfach besser über Bewegtbild zeigen lässt. Die ZDF-Serie „Lena Lorenz“ hat es bereits vorgemacht. Und auch „Tierarzt Dr. Engel” mit Schauspieler Wolfgang Fierek hatte bereits Ende der 1990er-Jahre bewiesen, dass eine Region dank schöner Landschaft durchaus als Teilerfolg für die Quote gewertet werden kann.
Rund drei Millionen Zuschauer schalten ein
Leichte Kost, ein bisschen Mord und viel fürs Herz: Da kommt es gerade gelegen, dass „Watzmann ermittelt” nach wenigen Jahren eine der erfolgreichsten Vorabendserien in der ARD wurde. Regelmäßig schalten rund drei Millionen Zuschauer ein, wenn die Hauptkommissare Benedikt Beisl (Andreas Giebel) und Jerry Paulsen (Peter Marton) in schöner Berglandschaft den Mördern hinterherjagen. Für die vom Tourismus lebende Region ist das die beste Werbung, wissen die Verantwortlichen.
Sechs Staffeln sind bereits abgedreht worden, 68 Folgen an 476 Drehtagen. Tausende Übernachtungen hat alleine das Filmteam generiert, das jedes Jahr, von Mai bis August, an vorzeigenswerten Plätzen des Alpendomizils das Kamera-Equipment aufstellt. Beste PR für die Region, die mit dem Bettenschwund zu kämpfen hat.
An den Originalschauplätzen nach Hinweisen suchen
Weil so viele Urlauber die Drehorte selbst kennenlernen wollen, waren die Touristiker in der Pflicht, zu reagieren. Es gibt bereits Touren zu anderen erfolgreichen TV-Serien, zum „Bergdoktor“ etwa. Das war schließlich Anlass genug, Hobbyermittlern am Fuße des Watzmanns ein ähnliches Angebot zu unterbreiten. Im stillen Kämmerlein haben sie an Konzepten gefeilt. Herausgekommen ist eine interaktive, auf einer App basierende Tour, ein großer Spaziergang, auf dem der Nutzer in die Rolle eines Polizisten schlüpft, um mit dem Smartphone an Originalschauplätzen nach Hinweisen zu suchen.
Schauspielerin Katharina Leonore Goebel, die in der Serie Kommissarin Sophia Strasser spielt, findet das schmeichelnd. Auch, weil im Kurpark von Berchtesgaden nun ein großer Pappaufsteller mit ihrem Konterfei steht - übrigens mit Blick auf den Watzmann. Es ist der Ausgangspunkt für die rund 90-minütige Drehorte-Tour. „Ich hatte noch nie meinen eigenen Pappaufsteller”, zeigt sich Goebel entzückt.
App downloaden und sofort loslegen
Die App für die „Watzmann ermittelt“-Fans haben die Berchtesgaden-Touristiker in Auftrag gegeben. Gute Werbung, ein weiteres Highlight, mit dem man unter Besuchern punkten möchte. Jeder kann die App herunterladen und sofort loslegen. Tourist-Leiterin Maria Angerer macht es vor: GPS-gestützt erkennt die Software ihren Standort. An insgesamt zehn Schauplätzen rund um das Zentrum Berchtesgadens dürfen Hobbyermittler Aufgaben lösen - eingebettet in eine fiktive Geschichte und kommentiert von Schauspielerin Goebel selbst. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie eine Reihe von Kurzvideos aufgenommen, in denen sie nun die Mitspieler bei ihrem Kriminalfall über das Handy begleitet.
Vom Kurpark als Ausgangspunkt geht es in Begleitung der Hauptdarstellerin sowie Produzentin Laura Haufe nun in Richtung Marktbrunnen. Dieser zweite Schauplatz bietet mehrere Aufgaben, die App lotst den Spieler dabei. „Für uns ist das alles wirklich eine große Ehre”, sagt Haufe. Seit mehreren Jahren ist sie Teil des Film-Teams und glücklich darüber, dass ihre TV-Ermittler auf dem Bildschirm so erfolgreich performen.
2025 stehen bereits Drehtermine fest
Wenn die Quoten so bleiben, wird auch in Zukunft rund um den Watzmann ermittelt. Für kommendes Jahr sind die Drehtermine bereits fixiert. Für den Tourismusort bedeutet das: ein weiteres Jahr Aufmerksamkeit im Öffentlich-Rechtlichen.
Fotos machen, Details entdecken: Die Nutzer müssen genau hinschauen. Dafür gibt es Buchstaben, die ein Lösungswort ergeben. Ist der Fall gelöst, folgt eine „süße“ Belohnung. „Die Überraschung dürfen sich die Leute bei uns in der Tourist-Info abholen”, sagt Teresa Hallinger, Leiterin Destinationsmanagement. Logisch, dass der Watzmann als Wahrzeichen Berchtesgadens dabei eine gewichtige Rolle spielt. (kp)


