„Lag nicht daran, dass zu wenige Gäste kamen“
Aus für Familienbetrieb: Neuwirt in Surheim geschlossen - Inhaber spricht über Zukunftspläne
Das ist für viele Feinschmecker ein Schock: Der Neuwirt in Surheim öffnet nicht mehr seine Pforten. Das beliebte Restaurant hat sogar aus dem Salzburger Raum regelmäßig Gäste angelockt. Erst vor wenigen Tagen hat Inhaber Christian Strasser bekannt gegeben: „Ja, es stimmt, wir schließen.“ Nun äußert er sich unter anderem dazu, wie es weitergehen soll. Ihm schwebt schon eine konkrete Idee vor.
Surheim - „Warum denn? Ihr seids doch so beliebt und super gut“, spricht eine Userin auf Facebook vielen anderen Neuwirt-Fans aus der Seele. Eine andere schreibt: „Seit ich es die Tage erfahren habe, kann ich es nicht glauben. Ihr fehlt jetzt schon.“ Es sind nicht nur diese Kommentare, die deutlich machen, wie beliebt der Neuwirt war. Die Gäste nahmen durchaus auch weitere Anfahrten in Kauf, unter anderem aus dem Salzburger Raum.
Der Neuwirt befindet sich schon seit 150 Jahren im Familienbesitz. Vor fünf Jahren folgte die Spezialisierung auf vegetarische und vegane Gerichte. Fleisch stand nur einmal in der Woche auf der Tageskarte. Durchaus eine mutige Entscheidung, vor allem im ländlichen Raum. Trotzdem war das Lokal in der Laufenerstraße mit dem schönen Außengelände, das dank der Weinreben einen mediterranen Flair versprühte, immer wieder gut besucht.
Zu den Gründen will er sich nicht äußern
„Der Gedanke spukte mir schon länger durch den Kopf, doch am Ende ging alles sehr kurzfristig“, erzählt Strasser. Zu den genauen Gründen, wieso er den Neuwirt schließen lässt, möchte er sich nicht äußern. Doch er bestätigt: Es liegt nicht daran, dass zu wenig Gäste kamen.
Auch ihm und seinen Mitarbeitern blieben die vielen Reaktionen darauf natürlich nicht verborgen. Auf seiner Homepage heißt es am 4. August: „Heute ist vorerst unser letzter Tag! Wie es mit einem neuen Pächter weitergeht, steht noch in den Sternen …. Ausgemachte Partys & Feiern sowie Open Stage im September finden jedoch statt! Vom gesamten Neuwirt Team DANKE für die lieben Gäste!“
Interessenten gibt es schon
Auf die Zukunftspläne in der Laufener Straße angesprochen, verrät Strasser, dass bereits Gespräche geführt werden. Es gab bereits einen Interessenten, doch der wollte erst in fünf Jahren Pächter werden. „Das ist mir viel zu spät, so lange will ich nicht warten“, meint er.
Wir haben schon immer Menschen geholfen.
Für ihn ist klar: Er kann sich ein soziales Projekt im Neuwirt sehr gut vorstellen. „Wir haben schon immer Menschen geholfen, unter anderem Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen aus Afghanistan, Jordanien und Palästina. Das soll so weitergehen“, hofft er.
Das Soziale in den Vordergrund rücken
Er ist in Kontakt mit einer ehemaligen Mitarbeiterin der Pidinger Werkstätten und kann sich ein ähnliches Modell vorstellen. Doch bis dahin sei viel Bürokratieaufwand zu bewältigen. „Ein kleinerer Gastrobetrieb für Menschen, die es auf dem regulären Arbeitsmarkt schwer haben“, schildert Strasser seine Wunschvorstellung.
Der Inhaber und Gastwirt ließ sich gerne bei seinen Kreationen einfach treiben, versuchte viel aus und fand immer wieder neue spannende Geschmackskreationen. Mit seinem Angebot war der Neuwirt im Berchtesgadener Land, aber auch in den angrenzenden Landkreisen und im benachbarten Österreich die Anlaufstelle schlechthin für Vegetarier und Veganer. „Orientgulasch mit gebratenem Falafel, Wurzelgemüse, Kichererbsen und mariniertem Tofu“ oder „Burger mit gebackenen Austernpilzen“ ließen deren Herzen höher schlagen.
Ein Schema F für die Gerichte oder das Anrichten hatte Strasser übrigens nicht. Saisonale, regionale Angebote und das machen, worauf er und sein Team Lust haben: Mit diesem Rezept überzeugte der Neuwirt die Gäste. Auch das Soziale gehörte stets dazu: Die Gäste sollten sich wie Zuhause fühlen, und dazu gehörten neben dem herzlichen Umgang auch die Events, die regelmäßig im Restaurant stattfanden. Bei gutem Essen der Live-Musik lauschen, das gehörte hier auch dazu. (ms)
