TV-Geschäft als Tourismusmotor
Bettenschwund in Berchtesgaden bereitet Touristikern Sorge - was in Zunkuft geplant ist
In Berchtesgaden macht der Bettenschwund Touristikern Sorgen. So habe die Region in den vergangenen fünf Jahren mehr als 1000 Betten verloren. Doch es ist für die nächste Zeit einiges geplant.
Berchtesgaden - Der massive Bettenschwund beschäftigt Berchtesgadens Touristiker in besonderem Maße. „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren mehr als 1000 Betten verloren“, sagt Teresa Hallinger, Leiterin des Destinationsmanagements der Tourismusregion Bergerlebnis. In Sachen Social Media erreicht die Heimat des Watzmanns mehr Leute als Garmisch-Partenkirchen - und liegt in Reichweite zum Allgäu.
Hauptsaison ist jeder Jahr ausgebucht
Bei den Übernachtungen sind die Berchtesgadener wieder dort angelangt, wo sie vor der Corona-Pandemie schon mal waren. Mit 2,32 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr liegt die Region nur 1,4 Prozent unter dem Rekordjahr. Bereits das Jahr 2022 kam auf ähnliche Werte (2,28 Millionen). Viel mehr ist - zumindest im Sommer - auch kaum möglich. Die Hauptsaison im Sommer ist jedes Jahr ausgebucht.
Die 1362 touristischen Betriebe beherbergen zwar knapp 14.500 Betten. Allerdings deutlich weniger als noch vor zehn Jahren: Damals hatte es noch rund 360 zusätzliche Betriebe gegeben, die mit weiteren 2200 Betten aufwarteten. „Die Betten von damals fehlen uns“, sagt Teresa Hallinger. Der traurige Trend: Es hören mehr Gastgeber auf als dass neue hinzukommen. Skurrile Randnotiz: Vergangenes Jahr erfolgte beim Statistischen Landesamt in der Betriebsart „Campingplatz“ die Umstellung von „Betten“ auf „Stellplätze“: Daher werden Camper-Übernachtungen seit 2023 in dieser Auswertung nicht mehr berücksichtigt.
Berchtesgaden boomt in den sozialen Medien
Auf Instagram und Facebook boomen Berchtesgaden-Inhalte indes. „Wir stehen sehr gut da“, freut sich Teresa Hallinger. Social Media ist für den Urlaubsort zum nicht zu unterschätzendes Sprachrohr nach draußen geworden. Deshalb brüstet man sich mit den Zahlen, mit den knapp 100.000 Followern auf Facebook und den rund 70.000 auf Instagram.
Deutlich mehr, als etwa Garmisch-Partenkirchen aufweist (62700/40500), aber noch nicht ganz so viele wie das Allgäu (131000/70000). Der Chiemsee/Chiemgau liegt bei jeweils einem Viertel der Berchtesgaden-Zahlen. Das Gros der jungen Leute erreichen die Berchtesgadener auf Facebook und Instagram aber nicht mehr. Auf das TikTok-Pferd aufzuspringen, wird für Berchtesgaden also die nächste logische Konsequenz aus den Social-Media-Ambitionen sein.
Berchtesgaden profitiert von TV-Shows
Beste PR für die Region kommt mittlerweile auch von den TV-Dauerbrennern „Lena Lorenz“ und „Watzmann ermittelt“. „Wir sind froh, die TV-Teams auch weiterhin bei uns zum Dreh begrüßen dürfen“, sagt Hallinger. Mit dem Fokus auf TV-Ausstrahlungen erreichte der Berchtesgaden-Tourismus im vergangenen Jahr 118 Millionen Zuschauer, so die offiziellen Zahlen, mit denen man wirbt. Dabei handelt es sich um Bruttokontakte. Die Sendung mit der größten Reichweite war die mitunter in Berchtesgaden gedrehte Reihe „Die Toten von Salzburg“ (5,1 Millionen Zuschauer).
Eine Ankündigung hatte die Leiterin des Destinationsmanagements auch in petto: Den seit vergangenem Jahr neu eingeführten digitalen Urlaubsbegleiter „Maxl“ (Hallinger: „Hier hat man alles auf einen Blick.“) gibt es ab sofort nicht nur für Urlauber, sondern auch für Einheimische sowie Tagesgäste. Für all diese steht demnächst auch an zentraler Stelle die „Alpine Auskunft“ zur Verfügung. Ab Ende April können sich Gäste im Kurgarten von Berchtesgaden zu Wander- und Bergtouren persönlich beraten lassen, Unterstützung erhalten bei der Tourenplanung und Auskünfte erhalten zu Wegezuständen. Künftig sind dort auch Hüttenbuchungen möglich.
Gold für 15 erfolgreiche Wanderungen
Echte Wandernadeln gibt es nicht mehr. Auch die Zeit von Stempelpässen scheint langsam vorbei zu sein. Berchtesgaden ist deshalb Mitglied bei „SummitLynx“ geworden. In dem digitalen Gipfel- und Hüttenbuch sollen sich Berchtesgaden-Besucher für eine gewisse Anzahl an Wanderungen Auszeichnungen verdienen. Für 15 erfolgreich gemeisterte Wanderungen gibt es etwa die Gold-Auszeichnung, weiß Teresa Hallinger.
Die Touristikerin kündigte zudem an, dass ab kommendem Jahr der On-Demand-Verkehr in Berchtesgaden an den Start geht. Hierzu wird es eine landkreisweite Telefonzentrale geben. Die Einbindung der Berchtesgadener Taxi-Fahrer ist dabei beschlossene Sache. Neu ist auch: Zwischen Berchtesgadens Bahnhof und dem Marktzentrum darf bereits jeder, ob Einheimischer oder Gast, kostenfrei auf das Busnetz zugreifen.
Ab April wird in Berchtesgaden zudem die „Wohin du willst“-App flächendeckend zur Anwendung kommen. Anbieter der App ist die DB Regio AG. „Der Ticketkauf wird dann auch digital“, sagt Teresa Hallinger. Bislang ist ein bargeldloser Kauf von Bustickets noch nicht möglich.
kp
