Kein Ausbau an der Obermühle
Eine Million Euro mehr: Sanierung der Kreisstraße BGL 4 auf 2024 verschoben
Kein Ausbau, aber Sanierung lautet der Beschluss über den Abschnitt der Kreisstraße BGL 4 im Bereich der Obermühle. Zunächst ging man bei den Kosten von 200.000 Euro aus. Nun sind es 1,2 Millionen. Wie kommt‘s?
Bad Reichenhall/Bayerisch Gmain - Viele nutzen die BGL 4 als Abkürzungsstrecke zwischen B 20 und B 21. Von Bayerisch Gmain aus geht es auf der Kreisstraße über das Leopoldstal bis nach Weißbach. Größtenteils ist die Strecke gut ausgebaut, nur auf einer Länge von etwa 900 Metern wird es eng und holprig, nämlich im Bereich des ehemaligen Gasthauses Obermühle. Direkt um das Gebäudeeck ist die Straße nur noch 4,31 Meter breit. Im nächsten Jahr soll die Strecke jedoch nicht ausgebaut, sondern saniert werden. Das hat der Kreisausschuss am Mittwoch (19. Juli) einstimmig beschlossen.
Anwohner wünschen keinen Ausbau
Zwar wurde bereits 1984 ein Ausbau des Abschnittes mit einem Geh- und Radweg in Erwägung gezogen, dieser scheiterte jedoch aus mehreren Gründen:
- Die Aussicht auf einen erfolgreichen Grunderwerb war nicht gegeben.
- Eine Hochwasserfreilegung wäre am Weißbach notwendig gewesen.
- Damals ging man von einer Realisierung des Kirchholztunnels aus. Dieser hätte zu einer starken Entlastung der BGL 4 geführt.
Auch in den letzten Jahren hat das Staatliche Bauamt Traunstein den Austausch mit den Anwohnern gesucht, um mit ihnen den Ausbau zu besprechen, etwa bei einer Anliegerversammlung im Jahr 2015. Damals konnte keine Einigung hinsichtlich der zu erwerbenden Grundstücke getroffen werden. Auch bei einer Informationsveranstaltung im Januar machten die Anwohner klar, dass sie keinen Ausbau wollen. „Das kann ich auch verstehen, tausende Verkehrsteilnehmer nutzen die Straße dann als Ausweiche“, so Martin Bambach vom Bauamt. In der Zwischenzeit verschlechterte sich der Zustand der Straße jedoch immer mehr. Auch die Probleme bei der Straßenentwässerung duldeten laut Bambach keinen weiteren Aufschub: Die Asphaltschicht muss erneuert werden. An der Breite der Straße ändert sich somit nichts, auch wenn die erforderlichen Fahrbahnbreiten nicht eingehalten werden.
Unerwartete Kostenexplosion
Zunächst schätzte man bei dem Vorhaben die Kosten auf 200.000 bis 300.000 Euro. Doch bei den Vorbereitungen stieß man auf Schwierigkeiten: Die Untersuchung der Bohrkerne und die Überprüfung des frostsicheren Aufbaus durch Baugrundaufschlüsse ergab, dass die gebundenen Schichten des Fahrbahnaufbaus aus 5,5 bis 9,5 Zentimeter stark belastetem pechhaltigem Material bestehen.
Daher ging das Bauamt davon aus, dass diese Schichten ausgebaut werden müssen. Stattdessen sollte ein zweilagiger Aufbau mit zehn Zentimetern Tragschicht und vier Zentimetern Deckschicht folgen. Doch an diesem Punkt kam ein weiteres Problem hinzu. „Dieser Bereich ist als Überschwemmungsgebiet festgesetzt“, so Bambach. Daher darf laut Wasserrechtsbehörde die vorhandene Höhe der Kreisstraße nicht verändert werden. Heißt also: Um die 14 Zentimeter Aufbau zu erreichen, „müssen wir in die Tiefe“. Das kostet Geld. Inzwischen geht Bambach von 1,2 Millionen Euro für die Sanierung aus.
Eine Förderung nach dem Bayerischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ist nicht möglich. Derzeit prüft das Bauamt, Geld aus dem Härtefonds des Bayerischen Finanzausgleichsgesetzes zu erhalten. Eigentlich war die Umsetzung der Sanierung schon für dieses Jahr angedacht. Im Rahmen der Haushaltsplanung hatte man dafür aber nur 350.000 Euro angesetzt. Angesichts der Kostenexplosion – es könnten noch bis zu 14,4 Prozent Verwaltungskosten hinzu kommen – wird das Millionenprojekt also erst ab 2024 starten. Da die Geschwindigkeit in dem Streckenabschnitt auf 30 km/h begrenzt ist, bestehe jedoch „keine Gefahr im Verzug“, so Bambach.
mf