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Reichenhaller werden bei Wohnungssuche bevorzugt

Anwohner-Streit und Eidechsen-Umsiedlung: Zehn Jahre später folgt der Baustart in der Auenstraße

Eine Visualisierung zeigt mehrere Wohngebäude. Vier Männer und eine Frau heben Erde mit Schaufeln hoch und lächeln. Im Hintergrund ist die Baustelle zu sehen.
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Zehn Jahre hat es bis zu diesem Moment gedauert: Am Montag (23. September) wurde das Bauprojekt Auenstraße mit dem Spatenstich gefeiert.

Der Spatenstich in der Auenstraße ist erst der Anfang, wie Margit Reime betont. „Wir hoffen auf einen Bauverlauf ohne Probleme.“ Denn irgendwie würde es zur Geschichte dieses Projektes passen, wenn es wieder zu Verzögerungen gibt. Zehn Jahre hat es von den ersten Planungen bis zu diesem Spatenstich gedauert, wie die Geschäftsführerin der Reichenhaller Wohnbau GmbH (WBG) mitteilt. Doch wieso? Wie viele Wohnungen sind geplant und gibt es Bedingungen dafür? Und wann können sich Mietinteressenten melden?

Bad Reichenhall - „Wir bräuchten eigentlich viel mehr solcher Projekte“, erklärt Reime beim Spatenstich am Montagmittag (23. September) in der Auenstraße. Sie trifft damit auf den Punkt, was eigentlich alle wissen und was doch nicht so leicht zu schaffen ist: Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen ist auch in der Kreisstadt ein Thema. Das Projekt in der Auenstraße könnte eigentlich schon längst fertig sein. Wäre da nicht eine Historie voller Höhen und Tiefen, wie auch Reime schildert.

Ursprünglich sahen die Planungen für das Gelände eine größere Bebauung mit mehr Wohneinheiten vor. Doch die Anwohner wehrten sich dagegen. Ihnen erschien der Entwurf zu groß dimensioniert und zu wuchtig. Das Thema landete sogar vor dem Gericht, der Stadt drohte mit dem damaligen Bebauungsplan eine juristische Niederlage. Die Angelegenheit schien verfahren und zwischenzeitlich gab es sogar einen kompletten Planungsstopp.

Es hat lange gedauert bis zu diesem Moment (von links): Andreas Ordner (BWG), Matthias Schulmaier (Architekt), OB Christoph Lung, BWG-Geschäftsführerin Margit Reime und Josef Hammerl (Architekt) beim Spatenstich.

Kleinere Bebauung sorgt für Zustimmung

Wie Reime erzählt, trat sie das Amt als Geschäftsführerin Anfang 2023 an. Im Mai 2023 wurden die Planungen für die Auenstraße erneut angegangen und den Anwohnern ein neuer Entwurf vorgestellt, der eine kleinere Bebauung vorsah. Zwar gingen dadurch Wohnungen verloren. Doch es wurde damit ein Konsens erzielt: Die Anwohner signalisierten bei einem Vor-Ort-Termin ihre Zustimmung.

Nachdem auch die Regierung von Oberbayern den Bauplänen zugestimmt hatte, wirkte es so, als würde es endlich losgehen. Doch: Im Sommer 2023 wurden bei einer Artenschutzuntersuchung mehrere Zauneidechsen entdeckt. „Also mussten wir uns um Ausgleichsflächen für die Tiere kümmern“, so Reime. Mehrere Vorschläge der Wohnbau GmbH wurden von der Naturschutzbehörde abgelehnt. Im Dezember 2023 dann ein Hoffnungsschimmer: An einem steilen Hang in Marzoll schien ein passendes Areal gefunden worden zu sein. Doch dann folgte erneut Ernüchterung.

So sollen die Gebäude aussehen.

Aus eigenen Mitteln gestemmt

Damals erklärte der zuständige Landschaftsarchitekt der Geschäftsführerin zufolge, dass an dieser Stelle kein Ersatzlebensraum geschaffen werden könne. „Wir sind zum Glück in der Nachbarschaft doch noch fündig geworden. Also haben wir grünes Licht von der Regierung Oberbayern bekommen und Mitte Juli die Baugenehmigung erhalten.“ Auch der Stadtrat stimmte damals zu, dieser „unendlichen Geschichte“ ein Ende zu bereiten und das Bauprojekt auf den Weg zu bringen.

Das Besondere an diesem Projekt: Die Mietwohnungen sollen nicht nur bezahlbar sein, wie die Geschäftsführerin betont. Singles, Paare oder Rentner sollen hier fündig werden. Es ist auch geplant, die Einheimischen zu bevorzugen. „Wir haben uns bei diesem Bau für eine Freifinanzierung entschieden. Zwar erhalten wir damit keine öffentlichen oder staatlichen Gelder, doch wir können entscheiden, an wen die Wohnung vergeben werden.“ Das heißt: Diejenigen, die in der Kreisstadt leben, arbeiten oder eine andere Verbindung zu Bad Reichenhall haben, werden bessere Chancen eingeräumt als Auswärtige, die nach Bad Reichenhall ziehen wollen, weil es ihnen hier gut gefällt.

An die Kritiker adressiert

Reime macht darauf aufmerksam, dass die WBG ein solches „Millionen-Projekt“ sicherlich nicht noch einmal durchführen könne und werde. „Zukünftig braucht es die finanzielle Unterstützung von Stadt, Land und Bund. Die öffentliche Hand muss sich solcher Projekte vermehrt annehmen“, fordert sie. Und sie richtet sich an die Kritiker, die der WBG vorwerfen würden, nichts zu tun: „Wir verstehen dieses Projekt auch als Ausdruck unseres Willens, dass wir gegen den Wohnungsmangel etwas unternehmen möchten.“

Die öffentliche Hand muss sich solcher Projekte vermehrt annehmen.

Margit Reime

Die Wohnbau GmbH ist für 1100 Wohneinheiten in Bad Reichenhall zuständig, wie Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Christoph Lung in seiner Rede schildert. Auch er schneidet die kontroversen Diskussionen an, die in den vergangenen zehn Jahren geführt wurden. „Ich bin froh über den erzielten Konsens, der keine Selbstverständlichkeit ist.“ Es musste viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, sagt Lung und meint damit auch den eigenen Aufsichtsrat.

Im Herbst 2025 soll der erste Bauabschnitt fertig sein. Und dann können auch die ersten Mieter schon einziehen.

Schon jetzt bei der Wohnbau GmbH melden

„Der Schlüsselmoment war, als wir bei dem Vor-Ort-Termin den Anwohnern den neuen Entwurf vorgestellt haben“, ist er sich sicher. Er dankt ihnen dafür, trotz des Streits der neuen Lösung zugestimmt zu haben. „Digitalisierung, Klimaschutz, demografischer Wandel: Es gibt viel zu tun“, meint er mit Blick auf das Jubiläumsjahr der WBG, die heuer ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Es werde nicht nur bei Neubauten bleiben, sondern auch bei Sanierungen des Altbestands, glaubt er.

Der erste von drei Bauabschnitten soll im Herbst 2025 abgeschlossen sein. Dann können auch schon die ersten Mieter einziehen. Interessenten können sich schon jetzt bei der Wohnungsbörse der Wohnbau GmbH melden. (ms)

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