Grünwalder verspricht Millionen-Provision
Tiermediziner im Gold-Rausch: 60.000 Euro Darlehen und ein fragwürdiger Ring
Ein Tiermediziner aus dem Berchtesgadener Land hat einem angeblichen Gold-Investor ein Darlehen gewährt. Als Sicherheit diente ein VW Käfer und ein Gold-Diamant-Ring. Doch der Ring könnte weniger wert sein, als angenommen.
Berchtesgadener Land – Ein Tiermediziner aus dem Landkreis hatte einem mutmaßlichen Gold-Investor aus Grünwald schon im Jahr 2017 ein Darlehen über 60 .000 Euro überlassen. Zinslos, aber mit der Aussicht auf eine „Sonderprovisionszahlung“ in Höhe von 5 Millionen Euro. Als Sicherheit nannte der 63-jährige den VW Käfer seiner Frau, auf den er als Darlehensgeber jedoch kein Anrecht hatte, und einen Gold-Diamant-Ring mit einem angeblichen Wert von 15.000 Euro.
Das Laufener Schöffengericht hatte sich mit dieser Geschichte, die bereits im Jahr 2017 begann, zu beschäftigen, nachdem schon ein Zivilverfahren am Traunsteiner Landgericht Perspektiven aufzeigen sollte. Dort gab es im August 2021 einen Vergleich, wo sich der 63-jährige Angeklagte zur Rückzahlung von 49 000 Euro verpflichtet hatte, obwohl er wenige Monate zuvor eine Vermögensauskunft hatte abgeben müssen.
Ring als Pfand überlassen: 1500 oder 15.000 Euro wert?
Begonnen hatte die Finanzbeziehung der beiden Männer mit geringen Beträgen des heimischen Tiermediziners, für die er „exorbitante Zinsen“ erhielt, wie es in der Anklageschrift hieß. Daneben versprach der Mann aus Grünwald dem Geldgeber aus dem Berchtesgadener Land Gewinne aus Goldgeschäften und weit über marktübliche Zinsen. Die Staatsanwaltschaft sprach von „Anfüttern“ eines potenziellen Opfers.
Verhaftet worden war der 63-Jährige – momentan „ohne Beruf“ – am 19. April 2024. Nach zehn Tagen Untersuchungshaft war er wieder auf freien Fuß gelangt. Zurück gezahlt hatte der Angeklagte bislang 20.000 Euro und zweimal 500 Euro. Rechnerisch blieben von dem gewährten Darlehen über 60.000 Euro also noch 39.000 Euro Restschuld. Eine Bewährung in Aussicht stellte Staatsanwalt Martin Brunner erst bei einer weiteren Rückzahlung von mindestens 25.000 Euro.
Blieb noch die Frage nach dem Wert eines ausgehändigten Gold-Diamant-Rings als vermeintliches Pfand, der angeblich 14- bis 15.000 Euro wert sein soll. Der geschädigte 62-Jährige, der mit zwei gefüllten Ordnern in den Gerichtssaal kam, hatte einen heimischen Juwelier draufschauen lassen, der den Ring auf lediglich 1500 Euro taxierte. Weil dessen Wert aber Einfluss auf die verbleibende Schadenshöhe und des zu verhängenden Einziehungsbetrags hat, vertagte Vorsitzender Martin Forster die Verhandlung bis zum Vorliegen eines Wertgutachtens.
„Was, wenn ich bis dahin die 25.000 Euro aufbringe?“, fragte der 63-jährige Angeklagte. „Umso besser“, erwiderte Forster, „es ist nie zu spät.“ Ein neuer Termin steht noch nicht fest. (hhö)