Rätselraten um Vorfall am Mittwochmorgen
Mit Maschinenpistolen und Rammbock an der Haustür: Augenzeugen schildern SEK-Einsatz in Ainring
Dutzende Polizeiwagen riegelten am Mittwochmorgen den Ainringer Ortsteil Perach komplett ab. In einer ersten Meldung spricht die Polizei von einer „Bedrohungslage“. Auch am Freitag bleibt vieles unklar, trotz mehrerer Nachfragen bei den deutschen und österreichischen Behörden. Viele Anwohner haben überhaupt nichts von dem Großeinsatz mitbekommen, doch ein paar wenige Zeugen gibt es.
Ainring - Rosenheim, Freilassing, Salzburg: Die Informationslage zum SEK-Einsatz am Mittwochmorgen in Ainring gestaltet sich auch am Freitag (6. September) weiterhin schwierig. Von Seiten der deutschen Polizei in Rosenheim und Freilassing hieß es zunächst, dass der Fall nun bei den österreichischen Kollegen liege und daher nichts Konkretes zur „Bedrohungslage“ gesagt werden könne. Eben diese „Bedrohungslage“ war am Mittwochmorgen allerdings Auslöser für den Einsatz der schwer bewaffneten Beamten des Sondereinsatzkommandos.
Auf Nachfrage erklärte eine Sprecherin der österreichischen Polizei, anhand der wenigen Daten zu diesem Vorfall keinen Einsatzbericht zu finden. Zudem verwies sie auf die gestrige Einsatzlage in München. Die Salzburger Landespolizeidirektion konnte weiter keine Auskünfte erteilen, etwa ob sich der Einsatz zum Beispiel in der Stadt oder im Pongau ereignet haben soll und zu welcher Uhrzeit. Bereits am Donnerstag (5. September) war seitens der deutschen Polizei zumindest bestätigt worden, dass es sich um eine Tat im zwischenmenschlichen Bereich gehandelt habe.
Behörde hält sich bedeckt
Auch bei der Polizeiinspektion Freilassing – in deren Zuständigkeitsbereich fallen sowohl die Örtlichkeit des SEK-Einsatzes, als auch die Erlassung des Haftbefehls durch einen Laufener Richter – hält man sich bedeckt. Mittwochmorgen, zwischen Mitternacht und 2 Uhr, Salzburger Umland; so die Umstände, die zum Einsatz des SEK geführt haben sollen. Auch diese Informationen führen in Salzburg zu keinen weiteren Erkenntnissen.
Ein SEK-Einsatz hier bei uns? Unglaublich!
Von dem Großaufgebot der Polizei selbst haben viele Anwohner des kleinen, beschaulichen Ortsteils überhaupt nichts mitbekommen. „Ich habe geschlafen“, sagte ein Mann, der in seiner Garage an einem Fahrrad werkelte. Eine Frau fragte ungläubig: „Ein SEK-Einsatz hier bei uns? Unglaublich!“
Auch im Rathaus keine weiteren Erkenntnisse
Selbst bei der Gemeinde Ainring herrschte Unklarheit über den Vorfall. „Wir wissen nur, dass die komplette Ortsdurchfahrt zugesperrt war, aber ansonsten haben wir keine Kenntnisse über den Einsatz und wurden auch nicht darüber informiert“, erklärte Herbert Reichenberger, der für die Leitung der öffentlichen Sicherheit in der Gemeinde zuständig ist.
Ein anderer Anwohner erklärt, dass er sich morgens auf dem Weg zur Arbeit über die vielen Polizeifahrzeuge gewundert habe. In einer Facebook-Gruppe war sogar von einem Hubschrauber die Rede.
Zeugen beobachteten den SEK-Eingriff
Nach vielen weiteren erfolglosen Frageversuchen im Ortsteil schilderte irgendwann ein Mann, dass er nachts die vielen Polizeiautos gesehen habe. „Die komplette Straße war abgesperrt und ich sah Männer mit Sturmhauben, Helmen und Maschinenpistolen“, erinnert er sich. Er sei ganz erstaunt gewesen über diesen Aufmarsch. Immerhin konnte er den ungefähren Einsatzort bestimmen.
Dort angekommen, will eine weitere Frau sogar einen Rammbock gesehen haben. Konkreter wird eine Zeugin, die den Einsatz direkt beobachtete. Sie habe gesehen, wie sich die Spezialeinheiten um ein Wohnhaus postierten und dann an der Haustür klopften. Als diese geöffnet wurde, schrie einer der Polizisten „Hände hoch“, ehe mehrere SEK-Einheiten mit gezückten Waffen in das Gebäude stürmten. Nach wenigen Minuten wurde der Mann, der sich nicht gegen seine Festnahme gewehrt hatte, abgeführt. (ms)