Festwirt Hell: „Am Umsatz liegt es nicht“
Aus für „O-zapft is!“ - Ab 2025 gibt’s in Freilassing keine Mai-Wies’n mehr
An den letzten beiden April-Wochenenden schunkelten noch tausende Besucher im großen Festzelt der Mai-Wies’n. Damals ahnte noch niemand, dass es das letzte Volksfest sein wird, auch Festwirt Franz Hell nicht. Im Laufe des Herbst ist dann aber sein Entschluss gereift: „2024 war das letzte Mal.“ Seit den 1970-er Jahren haben erst sein Vater und dann er selbst das Volksfest mit Bierzelt und Schaustellern mit viel Herzblut organisiert, aber trotz überstandener Corona-Jahre und einem „guten Umsatz“ 2024 ist jetzt Schluss.
Freilassing - Fast wehmütig erzählt Franz Hell von früheren Zeiten, als sein Vater große Volksfeste in Bad Reichenhall und eben in Freilassing organisierte, „als Bub war ich da immer dabei, das ist bei Schaustellern und Festwirten üblich“, erzählt der heute 62-Jährige.
Die drei Zwangspausen wegen Corona hätte man überstanden. 2023 sei die Wies’n wieder wie vor der Pandemie gelaufen, auch in diesem Jahr war es soweit gut, „obwohl, das Wetter hat halt dieses Mal gar nicht mitgespielt. Wegen des frühen Ostertermins war auch die Wies’n schon früher“, so Hell, vom 19. April an. Und schon am ersten Tag regnete es in Strömen, „zum Teil schneite es sogar“, selbst der Festumzug fiel ins Wasser. Erst die letzten drei Tage herrschte Volksfest-Wetter, trotzdem war Hell mit dem Umsatz zufrieden. Jedes Jahr seien es in Summe 3000 bis 4000 Besucher aus Freilassing und dem Umland gewesen, „auch weil bei uns die Hendl so schmackhaft sind, sagen die Leut‘‘“.
Salzburger Schausteller dürfen nicht in Bayern aufbauen
Warum dann das plötzliche Aus? „So plötzlich kam es gar nicht, es wurde nur jetzt plötzlich öffentlich“, verrät Hell. Die Entscheidung sei gereift und irgendwann im Herbst gefallen, öffentlich wurde sie, weil FWG-Stadtrat Thomas Ehrmann ihn darauf ansprach und fragte, was an dem Gerücht dran sei.
Die Gründe für das Aus sind mannigfaltig, „zum einen wird es immer schwieriger, Schausteller zu bekommen“, weiß Hell, in der Pandemie-Pause hätten einige aufgegeben und die Verbliebenen hätten rund um den 1. Mai viele Angebote von Festen aller Art. Autodrom- und Karussell-Betreiber aus dem benachbarten Salzburg können nicht einspringen, „sie brauchen in Bayern einen eigenen TÜV und das tun sie sich für zehn Tage nicht an“, umgekehrt dürfen deutsche Fahrgeschäfte mit einem deutschen Prüfbuch in Salzburg aber schon aufbauen, zum Beispiel auf der Dult.
Mehr Auflagen, mehr Security
Der Wust an Auflagen und Behördenformularen macht auch vor einem Volksfest nicht Halt, alleine vom Landratsamt habe er jedes Jahr eine fünfseitige Liste mit Fragen bekommen, dazu Auflagen der Stadt.
Auch die Zahl der Sicherheitsmitarbeiter sei von Jahr zu Jahr gestiegen, früher hätten der Wirt oder Schankkräfte bei Streitereien eingegriffen, „heute ist pro 100 Besucher ein Security-Mitarbeiter vorgeschrieben“, das heißt, man braucht schon mindestens zehn Männer und Frauen eines zertifizierten Unternehmens.
Personal beim Saison-Abschluss-Essen informiert
Beim Service-Personal habe er im Grunde keinen Engpass gehabt, „ich habe seit Jahren treue Mitarbeiter, die an den zehn Tagen zur Verfügung stehen“. Schwieriger sei es eher mit Helfern für den Aufbau und den Abbau des 1200 m² großen Festzelts, „das ist bei Vereins- oder Feuerwehrfesten anders weil da alle vom Verein mithelfen“.
Mit Kellnerinnen, Schank und Bar, Küche und WC, sowie Auf- und Abbau beschäftigte der Festwirt allein auf der Wies’n rund 50 Personen. „Ich habe ihnen am Mittwoch beim Saison-Abschluss-Essen offiziell gesagt, dass wir die Mai-Wies’n in Freilassing nicht mehr machen“.
Bürgermeister kalt erwischt
Aber das ist natürlich nicht das Ende vom Zeltverleih Hell. „Wir haben im nächsten Jahr schon vier große Veranstaltungen, jeweils drei bis vier Tage, zum Beispiel das Schützenfest in Großgmain“. Trotzdem sieht Hell das Ende der Mai-Wies’n mit einem weinenden Auge, „mein Vater hat das mit aufgebaut und ich habe es stolz von ihm übernommen“.
Dass es 2025 kein Volksfest auf dem Festplatz nahe am Bahnhof mehr geben wird, hat offensichtlich auch Bürgermeister Markus Hiebl kalt erwischt, für eine Stellungnahme war er nicht erreichbar. Eine wie immer geartete Hilfsaktion der Stadt würde Hell aber auch nicht umstimmen, „wenn sich irgendwer findet, der das Volksfest betreibt dann kann er bei uns gerne das Festzelt mieten, mehr nicht.“ (hud)