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Tourenplanung im Internet

Immer mehr Risiko-Routen im Internet – wie eine digitale Rangerin dagegen vorgeht

Das Internet ist voll von Wandertipps. Wer aber - statt Wanderkarte - nur mit Handy loszieht, sollte einiges beachten.
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Das Internet ist voll von Wandertipps. Wer aber - statt Wanderkarte - nur mit Handy loszieht, sollte einiges beachten. (Symbolfotos)

Katharina Meyer ist Rangerin im Nationalpark Berchtesgaden. Im Einsatz ist sie nicht auf Gipfeln und Steigen. Sie sorgt vom Schreibtisch aus für Sicherheit im Gelände: Sie lässt Wege aus dem Internet löschen, die zur Gefahr für Natur und Bergsteiger werden könnten.

Schönau – Gut zwei Wochen ist es her, dass ein Urlauber aus Nordrhein-Westfalen an den Roten Wänden nahe des Königssees starb. Wie die Polizei mitteilt, verunglückte der 34-Jährige, weil er einem Steig folgte, der im offiziellen Wegenetz nicht existiert. Der Mann vertraute auf die Route aus seiner Wander-App – mit tragischen Folgen. 

Das Internet ist voll von „geheimen“ Wandertipps, die jedermann auf Portalen wie Komoot oder Outdooractive veröffentlichen kann. Viele führen über keinen offiziellen Weg. Wer hier läuft, schadet der Natur und im schlimmsten Fall der eigenen Sicherheit. Auf nur drei Portalen hat Katharina Meyer über 3000 solcher Routen gesammelt. Die 26-Jährige ist die erste digitale Rangerin im Nationalpark Berchtesgaden und seit Mai 2022 im Dienst. „Für unser Naturschutzgebiet gibt es eine echte Flut an Tourenvorschlägen“, sagt sie. „Wir vermuten, dass die während der Pandemie immer größer geworden ist – deshalb wurde meine Stelle geschaffen.“

Eine mühsame Arbeit

Jeden Tag durchforstet Meyer Routen in gängigen Wander-Apps und gleicht sie mit dem offiziellen, vom Nationalpark gepflegten Wegenetz ab. Gibt es bedenkliche Abweichungen, reagiert die Rangerin. „Dann schreibe ich den Autoren an und bitte ihn, die Wegführung seiner Tour zu ändern oder sie zu entfernen.“ Eine mühsame Arbeit, denn viele Nutzer, die in den Apps veröffentlichen, haben anonyme Profile. „Telefonisch kann man kaum jemanden kontaktieren.“ 

Den Zeigefinger hebt die Rangerin also immer nur schriftlich – und ist damit oft einer von zig Kommentaren, die unter einer Route stehen. Dennoch hat Meyer bisher meist gute Erfahrungen gemacht: „In den meisten Fällen reagieren die Nutzer einsichtig und ändern ihre Tour.“ Alternativ kann sich die Rangerin auch an den Portalbetreiber wenden.

In Einzelfällen rennt sie gegen Wände. Es ist und bleibt ein ewiger Kampf gegen die anonyme Welt des Internets – unter Umständen löscht ein Autor nämlich seine Tour und übermorgen stellt ein anderer genau den gleichen mutmaßlichen Geheimtipp wieder online. 

„Wenn falsche Routen entfernt werden, ist das ein gutes Gefühl“

Aber Meyer will durchhalten. „Ich habe Nachhaltige Tourismusentwicklung studiert und stehe deshalb hundertprozentig hinter meiner Arbeit“, sagt sie. Besonders gerungen hat sie zuletzt mit „illegalen“ Radlrouten. Im Nationalpark gilt eine Radverordnung – Biken ist also nur auf festgelegten Wegen erlaubt. „Wenn falsche Routen entfernt werden, ist das ein gutes Gefühl“, sagt sie. „Dann konnte ich eventuelle Konflikte zwischen Wanderer und Radfahrern verhindern und Risiken für die Natur minimieren.“

Meyer verteilt online nicht nur Standpauken. „Unser Nationalpark ist wunderschön und auch auf offiziellen Wanderwegen lässt sich die Natur in allen Schwierigkeitsgraden entdecken“, sagt sie. Als digitale Rangerin hat sie auf den Plattformen Komoot und Outdooractive deshalb schon selbst Highlight-Touren veröffentlicht. Sechs winterliche und zwölf sommerliche Wandertouren sowie vier Rad- und fünf barrierefreie Touren. 

„Wir müssen mit der Zeit gehen“

„Ich selbst ziehe in die Berge zwar nie ohne die klassische, amtliche Wanderkarte los“, sagt Meyer. „Aber wir müssen mit der Zeit gehen – die Tourenplanung wird sich immer weiter ins Digitale verlagern. Eine App, die 100 Prozent Sicherheit bietet, gibt es aber noch nicht.“ Wer mit dem Handy als Navi loszieht, sollte in jedem Fall eine Powerbank dabei haben und sich die Karte vorab herunterladen – oft fehlt in den Bergen ja der Empfang.

Die Rangerin weiß auch, wie man Online-Tipps kritisch prüfen kann: „Der Autor ist entscheidend“, erklärt sie. Hat eine Sektion des Deutschen Alpenvereins oder – wie im Fall der Rangerin – der Nationalpark Berchtesgaden selbst eine Tour in der App veröffentlicht, stammen die Daten von Experten. „Gute Quellen sind immer auch die Touristiker aus der jeweiligen Region“, sagt Meyer.

Zudem sollte man immer die Kommentare unter der Online-Tour checken: Vielleicht hat die digitale Rangerin da ja schon Bedenken gemeldet und die Tour ist dennoch nicht gelöscht worden. Dann gilt: Da muss auf jeden Fall eine andere Runde her.

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