„War irgendwann mental komplett am Boden“
Millionen Schritte für den guten Zweck: Warum ein Aschauer zu Fuß Norwegen durchquert
Knapp 2700 Kilometer stehen auf dem Plan von Max Baudrexl aus Aschau im Chiemgau. Er durchquert aktuell zu Fuß Norwegen und sammelt dabei Spenden. Über die emotionalen Hintergründe der Aktion und welche Höhe- aber auch Tiefpunkte er dabei durchlebt.
Aschau im Chiemgau – Er ist in der Natur unterwegs, umgeben von Bergen, Bächen und Seen. Allerdings momentan nicht in der für ihn gewohnten Kulisse der Alpen, Max Baudrexl aus Aschau im Chiemgau wandert durch Norwegen.
Die Wanderung hat einen schwierigen Zwischenfall als Hintergrund, wie er gegenüber dem OVB erklärt. Seine Frau Nicole hatte im vergangenen Jahr einen schweren Gleitschirmunfall. Eine schwierige Zeit, auch für Baudrexl. „Als sie auf Reha war, habe ich gemerkt, dass ich eine Auszeit brauche und raus muss.“ Deshalb brach er zu seiner ersten Trekkingtour nach Norwegen auf. Ein paar Tage wanderte er am Lysefjord. Er verzichtete auf Social Media, es gab täglich nur eine SMS an seine Frau. So konnte er sich ganz auf die Natur sowie seine Gedanken einlassen und die Auszeit genießen.
Wanderung eigentlich für 2024 geplant
Als er wieder zurück im Chiemgau war, stieß er auf einen Blogbeitrag über den sogenannten „Norge på langs“, zu deutsch: „Norwegen der Länge nach“. Das beschreibt auch den Verlauf der Wanderung. „Für mich stand schnell fest, das will ich auch machen“, betont Baudrexl.
Zwar war diese Tour eigentlich für 2024 geplant, doch zu Beginn dieses Jahres überkam Baudrexl ein bedrückendes Gefühl. „Mir geht der Spaß an meiner Arbeit zunehmend abhanden und ich will einfach nur raus. Nicoles Unfall und zwei tödliche Unfälle in meinem Bekanntenkreis lassen mich zunehmend mit der eigenen Endlichkeit beschäftigen“, schreibt er auf seiner Homepage. Weil ihm zudem der Stress des Alltags zu viel wurde, setzte er die Wanderung früher in die Tat um und startete am 31. Mai.
Begonnen hatte er in Lindesnes, dem südlichsten Punkt des norwegischen Festlandes. Sein Ziel: der Nordkap, den er Ende September erreichen will. Da werden mehrere Millionen Schritte notwendig sein, so Baudrexl, denn die Tour umfasst etwa 2650 Kilometer. Pro Tag wandert er 25 bis 30 Kilometer.
Baudrexl hätte Reise fast abgebrochen
Dabei ist er auf sich allein gestellt und hat nur das Nötigste bei sich. Das Wichtigste: Ein GPS-Tracker, ein Rucksack und ein Zelt. In diesem schläft er die meiste Zeit, in Hotels oder festen Unterkünften ist er nur etwa alle zehn Nächte oder wenn er einen Tiefpunkt hat.
Die kommen immer wieder mal vor, wie er mitteilt. Meistens wenn es regnet. Er sei sogar schon an einem Punkt gewesen, an dem er die Reise fast abgebrochen hätte. „Es hat nur geregnet, ich hatte Schmerzen in meinen Füßen und war irgendwann mental komplett am Boden“, berichtet Baudrexl. Also machte er zwei Tage Pause und päppelte sich in einem Hotel wieder auf.
Dem gegenüber erlebt er aber auch viele Höhepunkte. „Die schönsten Momente sind die, wenn man alleine durch die Landschaft läuft und so unfassbare Weiten sieht“, sagt Baudrexl und fügt hinzu, „Man kann seinen Gedanken freien Lauf lassen. Es ist ein Gefühl von Freiheit.“ Auch die erste Rentiersichtung habe ihn sehr glücklich gemacht.
Buch ändert Sichtweise von Baudrexl
Und natürlich das Wissen, etwas Gutes zu tun. Denn die Wanderung ist mit einer Spendenaktion zugunsten der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München verbunden, die schwerst- und lebensbedrohlich erkrankte Kinder und Jugendliche sowie deren Familien betreut.
Anregung dafür war auch der Unfall seiner Frau, erklärt er auf OVB-Nachfrage. Zudem ein Buch, dass ihm sein Vater geschenkt hat. Geschrieben wurde es von einem 15-jährigen Mädchen, das über ihr Leben mit einer schweren Krankheit berichtet, an der sie letztendlich auch verstorben ist. „Dieses Buch hat mir klargemacht, dass das, was uns im Alltag immer wichtig erscheint, nicht das ist, was wirklich wichtig ist.“
Er entschied sich dafür, die Spenden für das Kinderhospiz zu sammeln. „Ich finde das eine tolle Sache, dass sich die im Hospiz um die Kinder kümmern. So etwas gehört viel mehr unterstützt“, betont Baudrexl.
Wer spenden möchte schreibt eine Email an mail@maxbaudrexl.com und nennt dabei einen Kilometerbetrag. Abgerechnet wird dann am Ende. Einen aktuellen Überblick zu den Spenden und den zurückgelegten Kilometern gibt es auf seiner Homepage maxbaudrexl.com. In einem Blog sind auch seine Erlebnisse dokumentiert.



