„Gibt es dann Quartiere 2. Klasse?“
Glasfaser-Ausbau weiter im Wartestand – Frust in Ainring, und in Freilassing?
Nach Frust und Ärger in Ainring wegen des geplanten Glasfaserausbaus durch Giganetz wird entsprechende Kritik auch bei der Bürgerversammlung der Stadt am 9. November erwartet. Presseanfragen beantwortet Giganetz seit Wochen nicht mehr. Ob die immer wieder kommunizierten 35 Prozent der Haushalte mittlerweile erreicht wurden oder man wieder einmal „knapp davor“ steht, ist damit ebenso unklar wie die Frage, welche Haushalte man überhaupt meint. Ob zum Beispiel ein Mietblock mit 60 Haushalten mitgezählt wird und wenn ja, dann als 60 Haushalte oder als einer, weil es nur um einen „Hausanschluss“ geht. Diese Frage wird derzeit übrigens in Ainring geprüft.
Freilassing – Zurück nach Freilassing: Auch hier ist der vereinbarte Prozentsatz von 35 der Haushalte offensichtlich nach wie vor nicht erreicht, sonst wäre wohl die Frist nicht erneut verlängert worden, nun auf den 18. Dezember. Auch CSU-Stadtrat und Fraktionsvorsitzender Hubert Kreuzpointner zeigt sich verwundert über verschiedene Zielangaben zu verschiedenen Zeitpunkten, „letztendlich ist es aber auch nicht in der Hand der Stadt und der Politik zu bewerten, wann sich der Ausbau für Giganetz lohnt oder eben nicht.“ Er sei froh, dass Giganetz nach all den Verlängerungen überhaupt noch Interesse am Ausbau habe.
Nachdem weder von der Stadt, noch von Giganetz jemals beantwortet wurde, um wie viele Haushalte in absoluten Zahlen es geht, ist auch die Frage offen, wie Haushalte in großen Wohnblocks gezählt werden, zum Beispiel im Stadtteil Mitterfeld. Darf hier ein Mieter überhaupt einen Vertrag unterschreiben, wenn dem Anschluss der Hauseigentümer zustimmen muss? Klärende Worte kommen hier vom CSU-Stadtrat: „Meiner Kenntnis nach kann nur der Eigentümer den Ausbau veranlassen, der Kunde – egal ob Eigentümer oder Mieter – kann dann einen Betriebsvertag unterschreiben, bei dem im Falle des Abschlusses der Ausbau der Glasfaser von Kosten befreit ist“. Die Kosten für den Ausbau will ja Giganetz übernehmen. Fakt ist, dass für die Verlegung der Glasfaser nur der Eigentümer die Erlaubnis an den Netzbetreiber erteilen kann. „Als Eigentümer würde ich meine Zustimmung erteilen, da es die Immobile aufwertet“, so Kreuzpointner.
Hausanschluss oder Haushaltsanschluss – was zählt?
In der Nachbarkommune Ainring wird nun geprüft, ob man die Berechnungsmethode für Wohnblocks ändern kann. Das wurde bei der Bürgerversammlung Ende Oktober öffentlich. Dort wurde jede Wohnung bisher als ein Anschluss gezählt, obwohl es meist nur einen einzigen Hausanschluss gibt. „Diese Häuser nur als einen Anschluss zu sehen, ist aktuell in der Prüfung und sollte zu einer positiven Prozentzahl führen“, so der Bürgermeister von Ainring. Ob auch in Freilassing die Berechnungsmethode geändert wird, will Kreuzpointner alleine dem Anbieter überlassen: „Ausbau oder nicht hängt alleine von Giganetz ab, wir (die Stadt. Anm.) haben keinerlei Quoten festgelegt. Giganetz kann als Telekommunikationsunternehmen ausbauen, wann sie will“. Das Unternehmen werde die Rentabilität bei 35 Prozent errechnet haben.
Kooperation Stadt-Giganetz – (k)eine Erfolgsgeschichte
In Stadtratssitzungen zum Thema Giganetz wurde immer wieder deutlich, dass die Stadt wegen der engen Kooperation mit dem privaten Anbieter eine besondere Verantwortung habe, auch für eine transparente Abwicklung. Diese Transparenz vermisst allerdings auch Kreuzpointner, bei dem sich einige Bürger vor allem über das Auftreten der Werber und den ausgeübten Druck beschwerten, „eine Verbesserung habe ich bis jetzt aufgrund der anhaltenden Beschwerden nicht festgestellt“.
Grundsätzlich habe der Stadtrat dem Kooperationsvertrag positiv zugestimmt, der Bürgermeister sei beauftragt worden, diesen zu unterschreiben. Im Übrigen könnte Giganetz, auch ohne Kooperationsvertrag, Glasfaser in der Stadt ausbauen, wie jeder andere Anbieter auch. In der Kooperation sei die Unterstützung der Stadt zu dem Vorhaben geregelt. „Grundsätzlich begrüßen wir den Glasfaserausbau. Sollte die Giganetz ihr Vorhaben beenden, würden wir dies bedauern“, so der CSU-Fraktionsvorsitzende.
Kein Ausbau – und dann?
Kreuzpointner richtet seinen Blick in die Zukunft und fragt sich, wie es ohne Ausbau weitergehen würde. „Gibt es dann Quartiere 2. Klasse, in denen mangelnde Internetverfügbarkeit die Lebensqualität einschränkt?“. Die Möglichkeiten des Internets seien erst mit der wachsenden Bandbreite besser ausschöpfbar geworden. Der weitere Zuwachs bei den Bandbreiten sei allerdings durch die verwendeten Kupferleitungen begrenzt und am oberen Ende angekommen. Für Kreuzpointner steht daher fest: „Die Zukunft ist die Glasfaser“.
hud