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Kita-Krise in der Region: „Es kann sich kaum noch einer leisten, dass er den Beruf macht“

Bewegung in der Kita
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Kleine Gruppen und individuelle Betreuung wie auf dem Bild - das ist derzeit in Kitas kaum möglich. Der Grund dafür: Fachkräftemangel.

Kita-Gruppen müssen schließen, weil die Fachkräfte fehlen, Eltern bekommen keinen Betreuungsplatz mehr für ihre Kinder: Was kann noch getan werden, um die Kita-Krise in der Region einzubremsen? Schickt uns Eure Meinungen:

In den Kitas „Bärenstube“ und „Hotzenplotz“ in Stephanskirchen werden im kommenden Jahr jeweils eine Kita-Gruppe weniger zur Verfügung stehen. Der Grund: Fachkräftemangel. Immerhin: Kinder müssen in Stephanskirchen nicht vor die Tür gesetzt werden, denn die meisten Kinder aus den betroffenen Gruppen wechseln in die Schule, während der Rest auf die übrigen Gruppen verteilt wird. Allerdings können so weniger neue Kinder aufgenommen werden, und der Stephanskirchner Bürgermeister Karl Mair stellt klar: „Wir werden mittelfristig mindestens eine neue Einrichtung brauchen“. Der Platz ist hierbei nicht das Problem - aber die Fachkräfte.

90 Kinder ohne Betreuungsplatz in Bad Aibling

Ähnlich stellt sich die Situation in Bad Aibling dar. Während in der Kurstadt in den vergangenen Jahren immer auch ein Kontingent an Kita-Plätzen für Bewohner der umliegenden Gemeinden angeboten werden konnte, ist dafür dieses Jahr kein Spielraum mehr. Denn 90 Kinder aus Bad Aibling selbst haben keinen Betreuungsplatz mehr bekommen. Auch hier liegt die Ursache nicht im Platz- sondern im Fachkräftemangel.

Massive Belastung der verbleibenden Betreuer

Und das sind nur zwei Beispiele, die stellvertretend für die massiven Personalprobleme stehen, die Kitas in ganz Bayern und Deutschland derzeit fest im Griff haben. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Einerseits werden Kinder heutzutage bereits früher in die Kita gegeben, wodurch sich die Betreuungszeiten verlängern – die Betreuer arbeiten aber meist in Teilzeit. Und wird eine Erzieherin schwanger, muss sie sofort von ihren Tätigkeiten freigestellt werden. Zudem ziehen seit dem Krieg in der Ukraine immer mehr Menschen mit Kindern in die Region, was zu einem erhöhten Bedarf an Betreuungsplätzen führt.

Das alles bedeutet zusätzlichen Stress für die noch verbleibenden Kita-Betreuer: Bei größeren Gruppen bleibt kaum noch Zeit für individuelle Betreuung, und auch die Aufgaben, die neben der Betreuung anfallen – Eltern-Gespräche, Küchendienste, Verwaltung und so weiter – strapazieren die Zeit und Nerven. Ebenfalls ist kein Raum mehr für Fortbildungen oder Teamentwicklung – alles dreht sich nur mehr um den Erhalt des Status Quo.

„Es kann sich ja kaum noch einer leisten, dass er den Beruf macht“

Und das Problem: diese extreme Belastung wird nicht finanziell entsprechend wertgeschätzt. Gerade im teuren Oberbayern können sich Kita-Fachkräfte den Lebensunterhalt kaum mit ihrem Gehalt finanzieren.

Auch bei OVB24 haben sich deshalb bereits Kita-Betreuer gemeldet. Marion Bahlman schreibt in einem Leserbrief an unsere Redaktion: „Es kann sich ja kaum noch einer leisten, dass er den Beruf macht. Ich arbeite selber seit 35 Jahren in dem Job und ich liebe meinen Beruf und auch die Kinder. Aber es ist traurig, dass es immer noch einer der am wenigsten geschätzten Berufe in unserem Land ist. Wir haben immer noch das Image der Kaffee trinkenden Tante. Und dementsprechend ist die Bezahlung. Da hilft auch kein Brief vom OB. Das ist wie Klatschen fürs Pflegepersonal. Davon kann man keine Miete zahlen. Hinzu kommt, dass Eltern und Kinder immer schwieriger werden. Alles in allem wundert es mich nicht, dass wir in unserem Beruf viel zu wenig Personal haben. Und Kitas bauen... schön, aber wenn man kein Personal hat, wird‘s schwierig.“

Eltern sind die Leidtragenden

Und die letztendlich Leidtragenden sind dabei die Eltern. Denn, wie OVB24-Leserin Jennifer Kurfer in einem Leserbrief feststellt: „Leider ist man in der heutigen Zeit gezwungen, dass beide Elternteile arbeiten gehen müssen, weil man sich sonst das Leben nicht leisten kann.“ Das mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren, ist jedoch schwierig. Ihrer Meinung nach ist es dringend an der Zeit, dass die Regierung entsprechende Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel ergreift.

OVB24-Leserin Jennifer Kurfer weiß, wie schwierig es für Eltern ist, Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bekommen.

Wie kann das Problem gelöst werden? Veronika Lindner ist Vorsitzende des Verbands für Kita-Fachkräfte in Bayern. Im OVB-Interview erklärt sie, dass Kommunen nicht nur mit besserem Gehalt, sondern auch mit besseren Arbeitsbedingungen Fachkräfte gewinnen könnten – zum Beispiel, indem Kita-Räume größer gebaut werden, als gesetzlich vorgegeben, um ein Plus an Komfort zu ermöglichen.

Auch wäre es Lindners Ansicht nach wichtig, dass anerkannt wird, dass Kinder mit erhöhtem Förderbedarf mehr als nur einen Betreuungsplatz belegen – und die Gruppengröße entsprechend angepasst wird. Das würde Kita-Fachkräfte zusätzlich entlasten. Wie schnell diese Änderungsvorschläge umgesetzt werden, ist allerdings fraglich.

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Schickt uns Eure Leserbriefe

Seid auch Ihr von der Kita-Krise in der Region betroffen und habt für Eure Kinder keinen Betreuungsplatz bekommen? Oder habt Ihr zwar einen Platz erhalten, seht aber, wie die Betreuung unter der Belastung der Fachkräfte leidet? Seid Ihr womöglich selbst Kita-Betreuer und könnt von den Arbeitsbedingungen und Personalengpässen aus erster Hand berichten? Was müsste Eurer Meinung nach geändert werden, um dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenzusteuern? In Bad Aibling wurde nun von der Grünen-Stadträtin Martina Thalmayr die Entwicklung eines „Betreuungs-Pool“ mit freiwilligen Eltern vorgeschlagen, die bei Engpässen einspringen könnten. Könnte so etwas helfen und würdet Ihr Euch an einem solchen Betreuungs-Pool beteiligen?

Schreibt uns einen Leserbrief an leserbriefe@ovb24.de (Stichwort Kita) Bitte sendet uns neben Euren Zeilen auch unbedingt Euren Namen und Euren Wohnort – und am besten auch ein Foto von Euch. Die Redaktion veröffentlicht Eure Leserbriefe samt Namen und Wohnort anschließend in einem entsprechenden Artikel.

Anm. der Red.: Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften entsprechend zu kürzen oder die Veröffentlichung gegebenenfalls ohne Angabe von Gründen zu verweigern.

fso

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