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DAV-Präsident Stierle: „Die Frage stellt sich gar nicht“

Berggipfel als neutrales Gebiet? Die neue Debatte um das Gipfelkreuz

Wandererin vor einem Gipfelkreuz in den bayerischen Alpen.
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Wandererin vor einem Gipfelkreuz in den bayerischen Alpen.

Für viele Bergwanderer ist es das Ziel und ein Symbol persönlicher Stärke, wenn man es erreicht hat: das Gipfelkreuz. Über das Kulturgut auf den Bergspitzen ist in Italien und Österreich ein Streit entbrannt, der nun nach Deutschland schwappt. Dürfen die Kreuze noch aufgestellt werden? 

München/Bozen – Losgetreten hat die Kreuz-Debatte Marco Albino Ferrari, Redaktionsleiter des Magazins des italienischen Alpenvereins, bei einer Buchpräsentation. Er sagte dabei, Kreuze würden nicht alle Bergsteiger ansprechen. Deshalb sollten keine neuen Gipfelkreuze mehr aufgestellt werden. Ferraris Ansicht: „Die Berggipfel sollten ein neutrales Gebiet sein.“

Steinmandln oder tibetische Gebetsfahnen als Alternative?

Daraufhin griff der Präsident des österreichischen Alpenvereins, Andreas Ermacora, die Debatte in seinem Land auf und sprach sich ebenfalls dagegen aus, neue Kreuze aufzustellen: „In den West- und Ostalpen haben wir rund 4000 Gipfelkreuze. Wir sind aber nicht dafür, dass auf jeder Erhebung ein Kreuz steht. Es gibt ja auch Steinmandln oder tibetische Gebetsfahnen, die zur Orientierung dienen können.“

Aussagen, die die Gemüter erhitzen. So vertritt der Südtiroler SVP-Obmann Philipp Achammer gegenüber stol.it die Meinung: „Gipfelkreuze sind Ausdruck der eigenen christlichen Kultur und Tradition. Das Bewusstsein dafür sollte gestärkt und nicht geschwächt werden.“

Morsche Kreuze werden vom jeweiligen Eigentümer ersetzt

Was in Italien und Österreich aufs Heftigste diskutiert wird, ist für Deutschland eigentlich kein Thema „Eine unnötige Debatte. Wir sehen das Ganze eher gelassen“, sagt Roland Stierle, Präsident des Deutschen Alpenvereins (DAV) ganz unaufgeregt am Telefon gegenüber dem „Münchner Merkur“. Die Frage, ob überhaupt neue Kreuze aufgestellt werden, stelle sich nämlich hierzulande gar nicht. Aus einem ganz simplen Grund: „Auf fast allen Gipfeln befinden sich bereits Kreuze. Deshalb können auch keine Kreuze neu aufgestellt werden.“ Bereits vorhandene Kreuze werden, wenn sie morsch sind, vom jeweiligen Eigentümer ersetzt.

Das ist beispielsweise gerade auf der Benediktenwand (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) der Fall. Dort wurde bereits im vergangenen Herbst das von Fäulnis befallene Kreuz von der Bergspitze geholt. Noch in diesem Monat will die Feuerwehr von Benediktbeuern das neue Holzkreuz den Berg hinauftragen und wieder aufstellen. Das erste Kreuz auf der Benediktenwand sollen Holzarbeiter im Jul 1877 nach einem Gelöbnis aufgestellt haben.

Bayerns größtes Gipfelkreuz steht auf der Kampenwand

Die meisten Gipfelkreuze wurden von kirchlichen oder öffentlichen Einrichtungen, Gemeinden, Feuerwehren oder auch Privatleuten errichtet. Oft aus einem emotionalen Grund, wie beispielsweise da Gipfelkreuz auf der Kampenwand im Chiemgau. Das ist mit zwölf Metern Bayerns größtes Gipfelkreuz. Man sieht es bis hinunter zum Chiemsee. 1950 ließ die Gemeinde das aus Eisen geschmiedete Kreuz zum Gedenken an die in den Weltkriegen Verstorbenen errichten.

Gipfelkreuze sind ein Kulturgut. Ihre Geschichte hat Claudia Paganini erforscht und darüber ein Buch geschrieben. Sie ist Professorin für Philosophie an der Hochschule München. Claudia Paganini sagt: „M ist es wichtig, die Gipfelkreuze aus der Tradition heraus zu verstehen.“ Zunächst brachten Hirten auf den Bergen Wetterkreuze an. Als Schutz fürs Vieh. Später markierten britische Alpinisten bei Erstbesteigungen die Berge mit einer Fahnenstange als Zeichen für Macht und Stärke. Die Einheimischen seien damals mehr als Träger dabei gewesen. Paganini sagt, dass die hiesige Bevölkerung aber Bedenken hatte, „mit den Fahnenstangen Gott zu verärgern“. Und so tauschten sie diese gegen Gipfelkreuze. Ein politisches Streitsymbol waren die Gipfelkreuze im Dritten Reich. Die Nationalsozialisten verboten die Bergkreuze und ließen die Querbalken abmontieren. Paganini: „Das Kreuz stand für die Nazis zu sehr für die Eigenständigkeit der Bevölkerung.“

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