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Auch Spediteure und GDL demonstrieren und streiken

Blockaden und Sperrungen: Wie groß wird der Bauernprotest? Angst vor einem großen Chaos

Bauernproteste
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Der Bauernverband plant eine Protestwoche, die am 15. Januar mit einer Demonstration in Berlin gipfeln soll.

Im Dezember erzeugten Landwirte mit Tausenden Traktoren in Berlin viel Aufmerksamkeit für ihre Kritik an der Bundesregierung. Kommende Woche wollen sie weiter protestieren. Die Internetaufrufe zu einem vermeintlichen Generalstreik sorgen für Verwirrung und Bedenken in der Bevölkerung, außerdem droht am Montag (8. Januar) ein Verkehrschaos.

Deutschland/ Region/ Landkreise - Der Bauernverband trägt seinen Frust über die Bundesregierung seit der Vorweihnachtszeit auf die Straße, ab Montag (8. Januar) wollen die Landwirte nun mit einer Aktionswoche auf ihre Lage aufmerksam machen. Verbandspräsident Joachim Rukwied fordert die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP zur Rücknahme von Einsparplänen beim Agrardiesel und der Kfz-Steuer auf. Am Donnerstag verkündete Nachbesserungen seitens des Bundes hält er für unzureichend. Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) will sich kommende Woche den Protesten anschließen.

Generalstreik, Randale und Aufstand?

In den sozialen Netzwerken hat die geplante Aktionswoche bereits für viel Aufregung gesorgt. „Der Deutsche Bauernverband distanziert sich aufs Schärfste von Schwachköpfen mit Umsturzfantasien, Radikalen sowie anderen extremen Randgruppe, die unsere Aktionswoche kapern und unseren Protest für ihre Anliegen vereinnahmen wollen“, schrieb der Bauernverband bei Instagram.

Ein Generalstreik, von dem in den Netzwerken die Rede ist, ist in Deutschland rechtlich so gut wie unmöglich. Sowohl im Bauernverband als auch im BGL sind Arbeitgeber organisiert - sie können zu einem Protest aufrufen, ein rechtlich geschützter Streik ist das dann aber nicht.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur anstehenden Aktionswoche:

Was genau plant der Bauernverband für die kommenden Tage?

Als Reaktion auf die Sparpläne der Bundesregierung hat der Verband zu einer Aktionswoche ab dem 8. Januar aufgerufen. Sie soll am 15. Januar in einer Großdemonstration in Berlin gipfeln. Was genau an den einzelnen Tage passieren wird, ist bisher im Detail offen. Für Montag sind etwa Kundgebungen und Sternfahrten angekündigt. Allerdings haben sich auch in der Region schon zahlreiche Landwirte organisiert und zu Demo-Fahrten aufgerufen. In allen Landkreisen gibt es verschiedene Veranstaltungen und Programme, welche angemeldet und genehmigt wurden - dennoch könnten auch illegale Blockaden oder ähnliches stattfinden:

Die Bundesregierung wollte den Landwirten Steuervergünstigungen beim Agrardiesel und der Kraftfahrzeugsteuer streichen, um Löcher im Haushalt zu stopfen. Am Donnerstag kündigte sie an, die geplanten Kürzungen der Subventionen teilweise wieder zurückzunehmen. Die Kfz-Steuerbefreiung soll demnach bleiben. Die Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel werde nicht in einem Schritt vollzogen, hieß es.

Besänftigen ließen sich die Landwirte davon nicht. „Dies kann nur ein erster Schritt sein“, betonte Rukwied. „Unsere Position bleibt unverändert: Beide Kürzungsvorschläge müssen vom Tisch.“ An der Aktionswoche halte der Verband fest.

Bereits vor Weihnachten demonstrierten Landwirte gegen die Pläne, teilweise kam es dabei zu Behinderungen des Verkehrs. „Die Steuererhöhungspläne der Bundesregierung müssen zurückgenommen werden“, forderte Verbandspräsident Joachim Rukwied zuletzt. Bei einem großen Protest am 18. Dezember in Berlin kamen nach Verbandsangaben mehr als 3000 Trecker in die Hauptstadt, die Polizei sprach von 1700 Traktoren.

Was planen die Spediteure?

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung fordert Entlastungen bei der Maut und beim Diesel-Kraftstoff und mehr Geld für Straßen, Brücken und Parkplätze. Der Verband will sich daher den Aktionen der Bauern anschließen. „Wir beginnen die Aktionswoche am 8. Januar mit Demonstrationen in den Landeshauptstädten“, hieß es. Auch hier fehlen bisher Details.

Welche Auswirkungen sind durch die Aktionswoche zu erwarten?

Das ist angesichts der noch lückenhaften Informationslage schwierig abzuschätzen - ein großes Chaos auf den Straßen ist bisher nicht absehbar. Wenngleich viele Bürger aufgrund zahlreicher Whatsapp-Nachrichten und Instagram-Beiträgen verunsichert sind und ein Chaos im Berufsverkehr befürchten.

Voraussichtlich wird es vor allem vereinzelt und regional zu Beeinträchtigungen kommen, Demonstrationen mit Traktoren erzeugen in der Regel allein wegen der Größe der Gefährte viel Aufmerksamkeit und tendenziell auch Staus. Es ist auch möglich, dass die Landwirte mit den Traktoren vereinzelt Straßen blockieren werden.

Gerüchten zufolge sollen in unserer Region viele Kreisel, Grenzübergänge und sämtliche Autobahnauf- und Ausfahrten blockiert werden. Vorbild hier ist offenbar Berlin: Dort sollen 25 Auffahrten rund die Hauptstadt mit Treckern und Lastern blockiert werden. Eine Beschwerde der Polizei gegen dieses Vorgehen wies das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg am Samstag via Eilentscheidung ab. Landes-Bauernpräsident Henrik Wendorff (58) zu BILD: „Laut Gericht wäre die Gefährdung durch ständige Öffnungen und Schließungen der Blockaden größer als durch eine dauerhafte Sperrung. Das Auf und Zu würde zu Rückstaus und Chaos führen.“

Tipp: Alle Arbeitnehmer und Personen mit Terminen sollten sich frühzeitig auf die Reise machen und überproportional viel Zeit einrechnen. Wir halten Euch ab 5 Uhr morgens auf dem Laufendem

Die Polizei geht davon aus, dass ab 6 Uhr nicht nur die Hauptverkehrsstrecken betroffen sein werden, sondern auch die umliegenden Ausweichstrecken. Aus diesem Grund rät die Polizei Ludwigsburg zum Beispiel „allen Bürgerinnen und Bürgern dringend, nach Möglichkeit das Auto am Montag stehenzulassen und zu Hause zu bleiben. Falls dies nicht möglich ist, sollten die hauptsächlich betroffenen Strecken gemieden werden, bis sich die Verkehrslage wieder entspannt hat.“

Welche Rolle spielt dabei die Lokführergewerkschaft GDL?

Die GDL steckt aktuell in schwierigen Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn und wird absehbar in den nächsten Tagen zu einem längeren Streik auf der Schiene aufrufen. Mit den Plänen von Bauern und Spediteuren hat das aber nichts zu tun, es gibt lediglich eine zufällige zeitliche Überschneidung. Auch die Ziele der Organisationen sind völlig unterschiedlich: Der GDL geht es um mehr Geld für gut 10.000 DB-Beschäftigte, nicht um Kritik an der Ampel-Regierung.

Ob Aktionen der Bauern zeitgleich zu einem GDL-Streik für Chaos im Verkehr sorgen, ist ebenfalls völlig offen und hängt von den genauen Plänen der beiden Organisationen ab - die im Detail aber noch nicht bekannt sind.

Generalstreik - ist das in Deutschland überhaupt möglich?

Nein, Generalstreiks sind in der Bundesrepublik so gut wie ausgeschlossen und der Begriff für die anstehenden Ereignisse fehl am Platz. Das Streikrecht ist in der Bundesrepublik ein hohes Gut. Entscheidend ist dabei aber, dass sich der Streik auf den Abschluss eines Tarifvertrags bezieht, nicht auf politische Ziele oder Ideen. „Die Rechtsprechung in Deutschland sagt klar, dass für politische Ziele Streiks nicht möglich sind. Auch Generalstreiks für politische Ziele sind ausgeschlossen“, sagte Ernesto Klengel vom Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht der Deutschen Presse-Agentur.

Bei Streiks für Tarifverträge sind die Teilnehmer rechtlich geschützt, ein solcher Arbeitskampf darf beispielsweise nicht als Kündigungsgrund angeführt werden. Bei Protesten oder Demonstrationen während der Arbeitszeit gilt dieser Schutz nicht. Wer also kommende Woche die Arbeit niederlegt, um sich mit den Bauern gegen die Politik der Bundesregierung zu solidarisieren, riskiert Konsequenzen.

„Man kann, auch als Unternehmerverband, natürlich zu Demonstrationen aufrufen. Rechtlich ist das aber eine ganz andere Ebene als ein Streik“, erklärte Klengel. „Ein unrechtmäßiger Streik oder Generalstreik könnte für die Verbände Schadenersatzforderungen zur Folge haben. Deswegen distanzieren sie sich wahrscheinlich gerade von dem Begriff.“

mz/dpa

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