Nach Tod eines Joggers in Norditalien
„Ich gehe nur noch mit Pfefferspray in den Wald“: Im Mangfallgebirge geht die Angst vor den Bären um
Nach dem Tod eines Joggers im norditalienischen Trentino ist die Sorge vor Braunbären groß. Im südlichen Mangfallgebirge könnten sich aktuell mindestens zwei von ihnen aufhalten.
Bayrischzell/Landl – „Ich gehe nur noch mit einem Pfefferspray in den Wald“, berichtet Sabine E., Pächterin einer Alm unterhalb des Hinteren Sonnwendjoches in Tirol – einem beliebten Wanderziel an der bayerischen Grenze. „Ich bin Jägerin und habe die Bären-Spuren schon mehrfach in Nähe unserer Rotwildfütterung im Schnee gesehen.“ Auch im Tal etwa vier Kilometer von der bayerischen Grenze entfernt, ist der Bär bei Landl laut Sabine E. schon in diesem Frühjahr aufgetaucht: „Die Spuren waren direkt neben unserem Wohnhaus.“ Auch der große Hund der Familie habe ihn nicht fern gehalten.
Almbauer warnt: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Bären auch Menschen angreifen“
Seit Ende Juni vorigen Jahres ist mindestens ein Bär in der Region unterwegs: Damals wurden drei Schafe bei Landl nahe des Hinteren Sonnwendjoches gerissen, eine DNA-Anlayse bestätigte: Es war ein Bär. Im Oktober vorigen Jahres tappte dann ein Bär in eine Fotofalle in der Nähe. Ebenfalls im Oktober verschwanden 30 Schafe von einer Alm in den Brandenberger Alpen - die Tiroler Region südlich des Mangfallgebirges. Schafbauer Christoph Mühlegger machte auch hier einen Bären dafür verantwortlich.
Im März dieses Jahres gab es dann wieder Aufnahmen in den Brandenberger Alpen: „Es sind ein großer und ein kleiner Bär“, berichtet Almbauer Georg Thaler – Besitzer der drei gerissenen Schafe. Thaler ist überzeugt: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese Bären auch Menschen angreifen.“ Er weist darauf hin: „Bei uns sind viele Bergwanderer und Montainbiker unterwegs.“
Im bayerischen Landkreis Miesbach beobachtet man die Situation jenseits der Grenze vor der Haustüre sehr aufmerksam: „Es gibt große Sorgen in der Landwirtschaft“ so Bayrischzells Bürgermeister Georg Kittenrainer Georg (CSU). „Die Almwirtschaft funktioniert nicht mehr so, wie wir sie kennen, wenn sich Bären bei uns auf Dauer ansiedeln“, so der Bürgermeister weiter. Man müsse sich aber auch Sorgen um die Menschen machen, wie der Vorfall im Trentino jetzt bewiesen habe.
Nach tödlichem Vorfall in Trentino: War einer der Bären zuvor bei Garmisch-Partenkirchen aktiv?
Einer der beiden Bären könnte derjenige sein, der lange im Gebiet von Garmisch-Partenkirchen gesichtet wurde. Zuletzt war dieser am 2. Mai in eine Fotofalle im Estergebirge getappt, am 28. Mai riss ein Bären bei Mittenwald 15 Schafe, am 28. tappte ein Bär in eine Fotofalle bei Bad Tölz. Seither gibt es westlich der Isar keine Meldungen mehr, dafür jetzt in der Region Mangfallgebirge/Brandenberger Alpen.
Richard Mergner, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, mahnt zur Besinnung: „Was in Italien passiert ist, ist ein Einzelfall.“ Im Trentino seien insgesamt 100 Bären unterwegs. Mergner: „Bevor man wieder über das Schießen von Bären diskutiert, sollte man die einzelnen Tiere beobachten.“
Das Landesamt für Umwelt sieht derzeit keinen Grund zur Besorgnis, verweist auf das im „Bärenmanagement“ vorgesehene Monitoring und Ausgleichszahlungen für Betroffene von Wildrissen. „Die Sicherheit des Menschen hat höchste Priorität“, erklärt das LfU.
