Wichtige Regelnzum Start in die Saison
Erste Hilfe bei Motorradunfall: Muss der Helm ab oder nicht?
Die ersten Sonnenstrahlen und steigende Temperaturen locken bereits die ersten Motorradfahrer auf die Straßen. Spätestens ab dem 1. April geht‘s für die Mehrheit der Kradfahrer mit Saisonkennzeichen wieder los. Doch gerade der Saisonbeginn ist seit Jahren geprägt von vielen Motorradunfällen. Wir geben Euch Tipps für mehr Sicherheit und wie Ihr im Fall der Fälle bei einem Unfall richtig helft.
Schönes Wetter lockt jedes Jahr viele Motorradfahrer auf die Piste – leider kommt es dabei nicht selten zu teilweise schweren Unfällen, bei denen sich die Fahrer oft lebensbedrohliche Verletzungen zuziehen.
Hauptunfallursachen sind neben individueller Fahrfehler oft überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit, Abstands- und Vorfahrtsverstöße sowie Fehler beim Überholen.
Auch wenn die Rettungsleute im Falle eines Verkehrsunfalls meist schnell zur Stelle sind, ist Erste Hilfe essentiell wichtig. Die ersten Minuten sind nämlich für die Verunglückten oft entscheidend.
Vorausschauend fahren - Unfälle vermeiden
Manche Verkehrsteilnehmer haben Schwierigkeiten, die Geschwindigkeit von herannahenden Motorrädern einzuschätzen oder diese überhaupt wahrzunehmen. „Autofahrer müssen sich nach den Wintermonaten erst wieder an die Motorräder gewöhnen. Durch seine schlanke Silhouette kann es leicht übersehen werden, gerade wenn zum Saisonbeginn die Sonne noch niedrig steht und leichter blendet”, erklärt Wolfgang Baumüller von der Johanniter-Motorradstaffel. „Man sollte jetzt vor dem Abbiegen oder Überholen besonders genau hinschauen. Ein Schulterblick beim Spurwechsel kann viele Unfälle vermeiden.“
Ganz wichtig sei es auch, dass Autofahrer vor dem Abbiegen oder beim Spurwechsel rechtzeitig blinken. Außerdem gilt für Motorrad- und Autofahrer gleichermaßen: Auch auf kurvigen Straßen unbedingt auf der eigenen Spur bleiben.
Überaus wichtig im Rahmen der Unfallprävention ist es laut Polizei auch, dass Motorradfahrer sowohl sich als auch ihr Fahrzeug auf die Saison vorbereiten. Beim Motorrad ist insbesondere die Überprüfung von Reifen, Bremsen und Beleuchtung wichtig. Der Fahrer selbst sollte auf eine gut sichtbare Schutzkleidung achten und sich die richtige Fahrtechnik in Erinnerung rufen. In diesem Zusammenhang empfehlen die Experten Fahrsicherheitstrainings, bei denen man sich wieder an das Gefährt sowie an das richtige Fahr- und Bremsverhalten gewöhnen kann.
Unverzichtbar: Schutzkleidung und Helm
Typische Verletzungen bei Motorradunfällen sind Knochenbrüche, schwere Hautabschürfungen oder Nervenverletzungen, die zu Lähmungen führen können.
Deswegen ist geeignete Schutzkleidung auch für kurze Strecken unverzichtbar. „Eine normale Jeans bietet bei einem Unfall kaum mehr Schutz als die nackte Haut. Wichtig ist, dass die Protektoren richtig und fest sitzen. Das Schuhwerk sollte auch die Knöchel schützen“, so der Experte der Johanniter.
Was tun, wenn ich als Erstes an eine Unfallstelle komme?
Als allererstes solltet Ihr Euch einen Überblick über die Situation verschaffen: Was ist hier eigentlich los? Wie viele Verletzte gibt es? Sind sie ansprechbar oder bewusstlos? Gibt es weitere Personen, die Hilfe leisten könnten?
Allgemeine Verpflichtung zur Ersten Hilfe
Diese Pflicht besteht immer automatisch, wenn Ihr als Autofahrer einen Verkehrsunfall verursacht, darin verwickelt werdet oder als Erster am Unfallort vorbeikommt. Generell seid Ihr immer dazu verpflichtet, einem anderen Menschen zu helfen, wenn dieser sich in einer Notlage befindet. „Wer Verletzten bei einem Unglücksfall nicht unverzüglich die bestmögliche, den eigenen Fähigkeiten entsprechende Hilfe leistet, macht sich strafbar.” So steht es im Strafgesetzbuch (StGB). Der Laie nennt das unterlassene Hilfeleistung.
Wie umfangreich die Hilfe am Unfallort bis zum Eintreffen der Rettungskräfte aussieht, hängt auch davon ab, was man körperlich leisten kann. Selbst wenn weiterführende Maßnahmen dem Helfer zum Beispiel wegen Eigengefährdung nicht möglich sind – einen Notruf abzusetzen und die Unglücksstelle abzusichern, ist jedem zumutbar.
Wer das bewusst nicht macht und weiterfährt, riskiert Geld- oder sogar Gefängnisstrafen. Angst vor Fehlern müssen Erst-Helfende nicht haben. „Keine Hilfe zu holen oder nichts zu tun, ist der größte Fehler“, schreibt die „Motorwelt“ in ihrer Ausgabe 2/2023.
Unfallstelle absichern
Zuerst muss die Unfallstelle gesichert werden. Werdet Ihr Zeuge, sollten dies Eure ersten Schritte sein: Warnblinker einschalten, Warnweste anziehen, Warndreieck aufstellen und der Griff zum Erste-Hilfe-Kasten. Diese Utensilien sollten deswegen in jedem Auto vorhanden sein.
Beim Aufstellen des Warndreiecks empfiehlt der TÜV die folgenden Abstände zum Unfallort: innerorts 50 Meter, auf der Landstraße 100 Meter, auf der Autobahn 200 bis 400 Meter. Erst wenn das erledigt ist, kümmert Ihr Euch intensiver um die Opfer.
Erste Hilfe: Helm auflassen oder abnehmen?
Laut Experten ist es zwingend nötig, dem Motorradfahrer bei Bewusstlosigkeit seinen Helm abzunehmen. Das ist deshalb so wichtig, weil nur ohne den Helm eine sachgerechte Lagerung (bei vorhandener Atmung: stabile Seitenlage) der Person durchgeführt werden kann. Sind mehr als ein Ersthelfer am Unfallort, sollte unbedingt eine zweite Person assistieren, indem sie Hals und Kopf waagerecht hält.
Ist der Verunglückte ansprechbar, solltet Ihr auf jeden Fall nachfragen, ob er das Gefühl hat, dass eine Abnahme des Helms sicher ist. In der Regel ist es aber immer besser, den Helm abzunehmen, insbesondere wenn die Möglichkeit besteht, dass sich der Verunglückte erbricht.
Anschließend müssen die Helfer den Bewusstlosen in die stabile Seitenlage bringen, auch wenn er an der Wirbelsäule verletzt sein könnte. Nur so kann gewährleistet werden, dass die verletzte Person nicht an Erbrochenem oder Blut in den Atemwegen erstickt.
Keine Angst vor Fehlern
Wenn es darum geht, Erste Hilfe zu leisten, verspüren einige Menschen gewisse Hemmungen oder haben Angst. Schließlich möchten sie dem Opfer nicht noch mehr Schmerzen zufügen oder die Verletzungen verschlimmern.
Manche denken auch, dass sie dafür bestraft werden können, wenn die Erste Hilfe nicht fehlerfrei abläuft. Damit liegen sie jedoch falsch! Laut § 2 Absatz 1 Nummer 13a Siebtes Buch Sozialgesetzbuch (SGB VII) sind „Personen, die […] bei Unglücksfällen oder gemeiner Gefahr oder Not Hilfe leisten oder einen anderen aus erheblicher gegenwärtiger Gefahr für seine Gesundheit retten […]“ automatisch durch die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert.
Auch wenn jeder Führerschein-Anwärter einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren muss, verblasst das dort Erlernte nach einer gewissen Zeit. Kein Wunder also, dass viele Autofahrer unsicher sind, wenn sie in eine Situation geraten, in der sie genau dieses verlorene Wissen eigentlich anwenden müssten. Deswegen empfehlen die Johanniter eine regelmäßige Auffrischung der eigenen Erste-Hilfe-Kenntnisse. Unter www.johanniter.de/oberbayern-suedost findet Ihr weitere Infos dazu. Auch die Malteser oder das Rote Kreuz bieten natürlich entsprechende Kurse an.
Notruf wählen
Wählt erst nach dieser Erstversorgung die Notrufnummer 112! Auf Autobahnen und Schnellstraßen könnt Ihr alternativ zum Handy auch eine der Notrufsäulen am Straßenrand nutzen. Diese stehen in Abständen von 1,5 bis 2 Kilometern. Auf den Leitpfosten am Straßenrand weisen kleine schwarze Pfeile in die Richtung der nächstgelegenen Säule.
Wenn Ihr mit der Rettungsstelle telefoniert, versucht ruhig zu bleiben und beantwortet die fünf folgenden W-Fragen. Sie liefern die wichtigsten Informationen für den Rettungsdienst:
- Wo ist der Unfall geschehen?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Art von Verletzungen haben sie?
- Warten: Gibt es Rückfragen von Seiten der Notrufzentrale?
Quelle: www.malteser.de
Die wichtigsten Verhaltenstipps der Experten im Überblick
Für Motorradfahrer:
- Gewissenhafte Funktionsprüfung des Motorrads (z.B. Reifenluftdruck) zum Saisonstart
- Nie ohne komplette Schutzkleidung (auch für Mitfahrende) auf die Straße
- Kühlen Asphalt und dadurch verminderte Griffigkeit bei Kurvenfahrten bedenken
- Besonders nach den Wintermonaten auf Fahrbahnverschmutzung und Straßenschäden achten
- Auf kurvigen Strecken in der eigenen Spur bleiben
- Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs auffrischen und üben
Für Autofahrer:
- Lieber zweimal schauen: Motorräder sind schmal und werden leicht übersehen
- Besonders vor dem Wenden, Ausscheren und Abbiegen auf überholende Motorräder achten
- Schulterblick vor dem Spurwechsel
- Vor dem Abbiegen und beim Spurwechsel frühzeitig blinken
- Auf kurvigen Strecken in der eigenen Spur bleiben
- Erste-Hilfe-Kenntnisse durch einen Kurs auffrischen und üben
as mit Material der Johanniter