Großer oder kleiner Akku?
Reichweite beim E-Auto: Laut Studie reicht den meisten Fahrern ein relativ kleiner Akku
Braucht ein Elektroauto mindestens 500 Kilometer Reichweite? Eine Studie der Umweltorganisation ICCT behauptet: Den meisten Fahrern reicht deutlich weniger.
In Deutschland steckt die Elektromobilität aktuell in der Krise. Nach der Streichung der Förderprämien in Form des Umweltbonus waren die Neuzulassungen von E-Autos zuletzt rückläufig – auch im März. Doch nicht nur der hohe Preis der Stromer lässt viele potenzielle Käufer zögern: Auch der enorme Wertverlust von Elektroautos sowie die hohen Reparaturkosten spielen mit hinein. Für andere wiederum ist nach wie vor das Kriterium Reichweite ausschlaggebend. Viele wünschen sich ein Elektroauto, das mindestens 500 Kilometer ohne Ladestopp zurücklegen kann. Doch ist das in jedem Fall nötig?
Mehr Reichweite macht eine größere Batterie nötig – die macht das Auto schwerer
Die Umweltorganisation The International Council on Clean Transportation (ICCT) hat in einer Studie untersucht, für welchen Typ von Autofahrer eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern tatsächlich einen echten Vorteil bringt. Das Grundproblem: Für eine möglichst große Reichweite braucht es eine möglichst große Batterie: Diese wiederum macht das Auto aber auch schwerer – und somit besonders auf kurzen Strecken ineffizienter. Außerdem erhöhe laut ICCT ein großer Akku die Kosten: nicht nur beim Kaufpreis, sondern auch während des Betriebs.
ICCT-Modellberechnung der Reichweite am Beispiel des elektrischen Kompaktwagens ID.3
Ein VW ID.3 diente als Grundlage für die Modellberechnung des ICCT: Bei dem Fahrzeug wurden (teils fiktive) Batteriegrößen von 28, 58, 87 und 116 kWh simuliert. Als Basis für die Untersuchung dienten außerdem drei verschiedene E-Fahrer-Typen:
- Pendler im städtischen Umfeld, ohne eigene Ladestation zu Hause, die am Arbeitsplatz oder an öffentlichen Ladestationen laden und die unter der Woche täglich 22 Kilometer zurücklegen.
- Pendler auf dem Land, die über eine heimische Wallbox verfügen und werktags täglich 34 Kilometer fahren.
- Langstreckenfahrer, die an drei Tagen in der Woche eine Strecke von 374 Kilometern zurücklegen.
Für Stadt- und Landpendler bringt ein großer Akku ganz selten einen Vorteil
Ergebnis: Laut der ICCT-Untersuchung hat eine größere Batterie sowohl für Stadt- als auch für Landpendler die meiste Zeit des Jahres keinen Einfluss auf die Anzahl der Ladestopps. Bei beiden Fahrer-Typen machten die Langstreckenfahrten weniger als 2 Prozent der Fahrten im Jahr aus. Eine Verdopplung der Reichweite von 250 auf 500 Kilometer würde die Anzahl der Tage, an denen eine Aufladung unterwegs erforderlich ist, nicht verringern – jedoch die Anzahl der Ladestopps pro Langstreckenfahrt auf zwei reduzieren. Nur bei diesen gelegentlichen Langstreckenfahrten brächte die größere Batterie also einen Vorteil.
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Nur Vielfahrer auf der Langstrecke profitieren von großen Akkus
Wirklich profitieren kann von einer größeren Reichweite (einer Verdopplung von 250 auf 500 Kilometer) laut der Studie eigentlich nur der Langstreckenfahrer, der täglich dank des größeren Akkus einen Ladestopp weniger einlegen muss – diesen Vorteil aber auch mit 15 Prozent höheren Kosten erkaufen muss. Für den Stadt-Pendler stiegen die Kosten bei der doppelten Reichweite sogar um 23 Prozent.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Tatsächlich sind die Autobauer allerdings von „echten“ 500 Kilometer Reichweite gar nicht mehr so weit entfernt: Laut ADAC kamen die im Jahr 2023 von dem Automobilclub getesteten Elektroautos im Durchschnitt 393 Kilometer weit. Eine Steigerung von 60 Kilometern von den im Jahr 2021 getesteten E-Autos, deren Akku im Schnitt nur für 333 Kilometer ausgereicht hatte.
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