Hausmittel für den Garten
Kaffeesatz als Dünger? Fünf Irrtümer im Umgang mit dem braunen Pulver
Kaffeesatz gilt als wahres Wundermittel für den Garten. Es soll Schnecken vertreiben, ein guter Dünger sein und auch dem Kompost auf die Beine helfen. Leider stecken dahinter jedoch meist eher Mythen als Wahrheiten.
Der Kaffeesatz landet üblicherweise direkt im Müll, nachdem der Kaffee gebrüht wurde. Jedoch lässt er sich für weitere vielseitige Zwecke nutzen. Im Garten kann das eigentliche Abfallprodukt sehr nützlich sein. Jedoch sind viele der vermeintlich guten Tipps wohl eher ein Irrtum.
Irrtümer im Umgang mit dem Kaffeesatz
Es gibt einige Fehler, die im Umgang mit Kaffeesatz im Garten gemacht werden. Wir zeigen Euch die größten Fehler und wie es richtig geht:
1. Kaffeesatz im Kompost
Kaffeesatz auf dem Kompost soll das Verrotten unterstützen und gleichzeitig noch ein paar wichtige Nährstoffe liefern. Jedoch sterben bei Zugabe von Kaffeesatz die Regenwürmer auf dem Komposthaufen, welche die wichtigste Rolle in der Zersetzung des organischen Materials spielen. Die chemischen Bestandteile, die vom Kaffeesatz freigesetzt werden, schaden den Würmern. Gebt ihn also besser nicht auf den Kompost, sonder entsorgt ihn in der Biotonne.
2. Kaffeesatz gegen Schnecken
Tatsächlich ist es so, dass Kaffee zu den beliebten und auch probaten Mitteln zählt, um den kriechenden Schädlingen den Garaus zu machen. Diese Grundidee beruht auf einem wissenschaftlichen Experiment: Besprüht man die Pflanzen mit einer Kaffeelösung, so lassen die Schnecken davon ab. Jedoch ist die Wirkung bei Kaffeesatz deutlich geringer als bei verdünntem Kaffee. Die Tierchen können einfach über das Pulver hinweg kriechen, ohne großen Schaden zu nehmen.
3. Kaffeesatz als Dünger
Wie sich herausgestellt hat, enthält der Kaffeesatz eine Menge Nährstoffe. Darunter befinden sich ein bis zwei Prozent Stickstoff, 0,3 Prozent Phosphor und 0,3 Prozent Kalium. Dazu kommen noch einige Spurenelemente. Diese Nährstoffe sind jedoch in Molekülen gebunden, genauso, wie es auch in anderen organischen Stoffen der Fall ist.
Kaffeesatz muss zuerst einmal kompostiert werden, damit die Nährstoffe freigesetzt werden können. Das geschieht sehr langsam und über einen langen Zeitraum hinweg. Damit ist er ein ebenso guter Dünger wie alle anderen organischen Stoffe auch. Verwendet Ihr den Kaffeesatz dennoch, sollte er mehrere Tage davor getrocknet werden. Streut Ihr das Pulver nass über die Erde, so fängt diese schnell zu Schimmeln an und verdirbt die umliegenden Pflanzen.
Funfact: Bier als Dünger verwenden
Tatsächlich hilft Euch abgestandenes Bier dabei, Eure Pflanzen länger frisch zu halten. Bier hat ähnliche Inhaltsstoffe wie Dünger, es enthält neben Wasser, Hopfen und Malz auch eine gute Portion Kalium, Phosphor, Magnesium und Mikromineralien. Einfach das Bier mit der doppelten Menge Wasser vermischen und zu den Pflanzen geben.
4. Mit Kaffeesatz gegen Unkraut
Mulch reduziert die Menge des Unkrautes im Garten. Um genauer zu sein, jeder Mulch schafft das. Fügt Ihr dem Mulch Kaffee hinzu, dann geht das sogar noch besser. Er behindert viele Pflanzen und Sämlinge beim Wachstum und er zerstört das Biotop im Boden. Das Unkraut wird zwar im Wachstum behindert, dabei kann jedoch genauso das Wachstum der gewünschten Pflanzen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Auf der anderen Seite stehen die Erkenntnisse, dass gerade ein schlecht eingestelltes Biotop in der Lage ist, das Wachstum von Unkraut zu begünstigen. Zugleich gilt es als sicher, dass Kaffeesatz zumindest das Wachstum einiger Pflanzenarten befördert.
5. Mit Kaffeesatz den Boden säuern
Mitunter brauchen Pflanzen eine etwas saure Umgebung. Kaffee hat einen pH-Wert von 4,5 bis 5. Damit ist er sauer und dementsprechend gibt es die Idee, Kaffeesatz zu benutzen, um das Milieu des Bodens entsprechend einzustellen.
Das Problem ist, dass der Kaffee, den wir trinken, bereits die Säure aus dem Kaffeepulver enthält. Spricht, der Kaffeesatz ist mit einem pH-Wert von 6,5 bis 6,8 eher neutral und nicht sauer. Damit eignet er sich überhaupt nicht, um den Boden zu verbessern. Ganz im Gegenteil, wird er feucht oder sogar noch warm ausgebracht, dann bildet sich schnell Schimmel in der Erde.
Bevor Ihr jetzt jedoch in Versuchung geratet, eigene Experimente zu starten, vergesst nicht die Nebenwirkungen für den Boden, wie das Abtöten von Regenwürmern und Mikroorganismen und das Versiegeln oder Verdicken des Bodens.
vs/dpa