Schneckeninvasion nach Regen
Invasive Superschnecke bringt Gärtner zu Verzweiflung – das könnt Ihr tun
Nacktschnecken können ganze Beete zunichte machen – und eine invasive und besonders hungrige Art macht sich derzeit in den heimischen Gärten breit. So werdet Ihr die Schädlinge wieder los.
Die starken Regenfällen der vergangenen Zeit haben die Gärten in ein echtes Schnecken-Paradies verwandelt – sehr zum Leidwesen der Gärtner, die dann auf abgefressene Pflanzen blicken. Denn heuer ist es mit der Nacktschneckenplage besonders schlimm, das bestätigen auch Experten. Das liegt zum einen an den Witterungsbedingungen: 2023 und 2024 waren bislang im Vergleich zu den Dürrejahren davor relativ feucht. Außerdem war der vergangene Winter mild und kurz. Die Schneckenpopulationen konnten sich also gut erholen.
Superschnecke macht sich bei uns breit
Doch noch ein weiterer Faktor verstärkt die Schneckenplage – und der heißt „Arion vulgaris“, auch Spanische oder Große Wegschnecke genannt. Optisch ist sie kaum von anderen Nacktschnecken zu unterscheiden, auch sie wird ähnlich groß und ist rötlich-braun gefärbt. Sie ist jedoch im Vergleich um einiges resistenter – und hungriger. Der Name ist hingegen irreführend: In Spanien trifft man die Art vergleichsweise selten an, und schon seit vielen Jahrzehnten ist die Schneckenart im Südwesten von Deutschland heimisch. Dank der wärmeren Temperaturen in den vergangenen Jahren konnte die Population aber enorm wachsen und sich weiter nach Norden verbreiten.
Die Spanische Wegschnecke ist nicht nur ein hervorragender Kletterer, auch Trockenheit und Sonne setzt ihr weitaus weniger zu. Die Schnecken können Salat und anderes Gemüse auch aus großer Entfernung erschnuppern, Hochbeete stellen kein Hindernis dar und auch aufgehängte Gefäße kann die Superschnecke erreichen – indem sie sich spinnenartig an Schleimfäden abseilt. Sie frisst mehr, auch ohne Probleme in der prallen Sonne, und vermehrt sich schneller als andere Arten. Erbgutanalysen haben zudem gezeigt, dass sich die Spanische Wegschnecke wohl mit anderen Nacktschnecken paart. Das Ergebnis könnten neue, noch resistentere Schneckenarten sein.
Das könnt Ihr gegen die Schädlinge tun
Dazu kommt auch, dass die Schnecke hierzulande kaum Fressfeinde hat: Igel oder andere heimische Nützlinge haben kein Interesse an der Schnecke, lediglich indische Laufenten und manche Laufkäfer fressen die Schnecken oder deren Eier. Die Spanische Wegschnecke kann sich daher ungehindert verbreiten – und frisst Gärtnern die Beete leer. Doch mit einigen Maßnahmen kann der Kahlschlag durch die Nacktschnecken verhindert werden – das sollten Gärtner jetzt tun:
- Nur am Morgen gießen: Werden Pflanzen abends gegossen, bleiben die Beet-Oberflächen länger nass und Schnecken fühlen sich besonders wohl. Wird am Morgen gegossen, trocknen die Oberflächen rascher aus. Für Pflanzen macht der Gießzeitpunkt aber keinen Unterschied.
- Schneckenzaun anbringen: Schneckenzäune sind im oberen Teil nach außen gebogen und verhindern so, dass Schnecken ins Beet kommen.
- Schnecken absammeln: Als besonders effektiv erweist sich im Kampf gegen Nacktschnecken ein regelmäßiges Absammeln. Wer nicht lange suchen will, sollte abends Holzbretter flach im Beet auslegen. Morgens findet man darunter die Schnecken. Achtung: Verwendet dafür immer andere Holzbretter, und legt die benutzten Holzbretter in der Sonne zum Trocknen aus – so werden darauf abgelegte Eier vernichtet.
Was tun mit abgesammelten Schnecken?
Die schonende Variante für den Umgang mit abgesammelten Schnecken ist, den Sammelbehälter mit Mineralwasser zu füllen – das enthaltene Kohlendioxid betäubt die Tiere. Anschließend sollten die Tiere ausgesetzt werden. Dazu eignet sich am besten eine örtliche Hundewiese, die Nacktschnecken fressen nämlich den Hundekot. Werden sie hingegen in den nächsten Wald oder auf die Wiese gebracht, drohen sie dort, andere Arten zu verdrängen.
Wer den Schnecken lieber endgültig den Garaus machen möchte, sollte dafür kein Salz verwenden: Die Schnecken verenden dadurch besonders qualvoll, und der Boden wird durch das Salz geschädigt. Besser: Die Tiere zertreten oder durch einen Schnitt im vorderen Drittel töten. Dabei werden alle wichtigen Organe und das Nervensystem erfasst, und die Schnecke stirbt sofort.
Dieses Hausmittel ist kontraproduktiv
Ein Hausmittel im Kampf gegen die Schnecken ist übrigens kontraproduktiv: Die sogenannte „Bierfalle“. Dabei werden Gefäße mit glatten Wänden bis zur Hälfte mit Bier gefüllt und im Beet aufgestellt. Die Schnecken sollen durch den Geruch angelockt werden, in die Flüssigkeit fallen und so ertrinken. Doch leider erweist sich die Falle als kontraproduktiv: Auf dem Weg zur Falle fressen die Schnecken alles nieder, was ihnen in den Weg kommt. Zudem ertrinkt nur ein Bruchteil – der Rest macht sich frisch gestärkt an die Arbeit. Bierfallen sind daher nicht zu empfehlen.
fso mit Material der dpa