Leitzins erneut erhöht
Zinsen weiter rauf: Was der EZB-Zinsentscheid für Ihr Geld bedeutet
Die Serie von Zinserhöhungen geht weiter: Zum zehnten Mal in Folge steigt der Leitzins. Das hat auch Konsequenzen für normale Bürgerinnen und Bürger.
Frankfurt – Bis ganz zum Schluss waren sich Experten und Expertinnen unsicher, ob die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins nochmal anheben würde. Schließlich haben die Zinserhöhungen des letzten Jahres tiefe Spuren in der Wirtschaft hinterlassen, vor allem in der Baubranche. Auf der anderen Seite geht es den Währungshütern noch immer darum, die Inflation im Euroraum zu bekämpfen: Die Inflationsrate lag im August bei 5,3 Prozent, mehr als doppelt so hoch wie das angestrebte Ziel von 2,0 Prozent. In Deutschland ist die Inflation sogar noch höher, bei 6,1 Prozent.
Also wurde der Leitzins erneut um 0,25 Prozent angehoben, zum zehnten Mal in Folge, auf 4,50 Prozent. Das hat Konsequenzen, auch für normale Bürgerinnen und Bürger. Das Signal der EZB lautet nämlich: Spart Euer Geld!
Kredite werden teuer, gebaut wird nur noch wenig
Sinn der Leitzinserhöhung ist es, Kredite teurer zu machen und damit Investitionen sowohl von Unternehmen als auch Privatpersonen auszubremsen. Es wird wieder mehr gespart, sodass die Nachfrage zurückgeht - und mit der Zeit damit auch die Preise wieder sinken müssen. Entsprechend hat eine Erhöhung des Leitzinses immer auch direkte Folgen für Verbraucher und Verbraucherinnen.
Am schwersten trifft die Zinserhöhung diejenigen, die einen Kredit aufnehmen wollten. Bei Privatleuten trifft das meistens den Bereich Immobilien: Der Kauf des Eigenheims wird erschwert, da höhere Kredite dazu führen, dass man sich weniger Haus leisten kann. Aber auch für denjenigen, der bereits ein Eigenheim besitzt, kann es teurer werden, zum Beispiel wenn er oder sie eine größere Modernisierung geplant hatte und dafür einen Kredit aufnehmen wollte.
Aus diesem Grund sind die Immobilienpreise in Deutschland im vergangenen Jahr erheblich ins Rutschen gekommen. Während vor zwei, drei Jahren die meisten Häuser weggingen wie heiße Semmeln, ist es in weniger begehrten Lagen schon viel schwieriger geworden. Die Preise müssen also sinken.
Mieten steigen ebenfalls - indirekt wegen der Zinserhöhung
Diese Veränderung am Immobilienmarkt hat aber auch Folgen für die Mieten: Die steigen nämlich ungebrochen weiter. Wenn weniger Menschen in der Lage sind, sich ein Eigenheim zu kaufen, drängen diese auf den sowieso schon überhitzten Mietmarkt – die Preise steigen weiter.
Um dagegen vorzugehen, muss das Angebot an Wohnraum steigen, das ist auch das erklärte Ziel der Bundesregierung: Mehr Wohnungen bauen. Doch die Baubranche steckt in einer Krise - unter anderem wegen der hohen Zinsen. Als die Kredite noch billig waren, waren Bauherren noch investitionsfreudig. Jetzt ist das Bauen so teuer geworden, dass viele ihre Aufträge stornieren, die ersten Unternehmen in der Branche mussten schon Insolvenz anmelden. Allerdings ist hier anzumerken, dass die Krise im Bau nicht ausschließlich auf die hohen Zinsen zurückzuführen ist.
Mit der neusten Leitzinserhöhung dürften sich diese Turbulenzen auf dem Immobilienmarkt aber erstmal fortsetzen. Ein Krisengipfel zwischen Kanzleramt und Baubranche soll aber Ende September Klarheit bringen, wie der Wohnungsbau wieder angekurbelt werden kann.
Höhere Zinsen sind gut für Sparer
Ganz anders sieht die Lage für Sparer aus. Für alle, die ihr Geld gut angelegt haben, dürfte die Verkündung der Zinserhöhung Balsam für die Seele sein. Denn wenn die EZB ihre Zinsen erhöht, ist es nur folgerichtig, dass die restlichen Banken nachziehen. Das hat hierzulande zwar etwas Zeit gebraucht, bis die Zinswende ankam; doch mittlerweile überbieten sich die Banken von Woche zu Woche gegenseitig. Ende August gab es beim Tagesgeld schon bei mehreren Banken über 4,0 Prozent Zinsen, beim Festgeld ist schon das erste Angebot mit 4,5 Prozent aufgetaucht.
Mit der neuen Leitzinserhöhung dürfte sich auch dieser Trend weiter fortsetzen. Allerdings haben viele Banken in Deutschland hier sowieso schon Nachholbedarf: Im vergangenen Monat meldete das Vergleichsportal Verivox nämlich, dass 111 Banken hierzulande noch immer keine Zinsen für ihre Kunden gewähren. Die meisten davon waren Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Vielleicht können Sparer bei diesen Banken nun darauf hoffen, dass die Zinswende jetzt endlich auch bei ihnen ankommt.
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