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Wohnungsbau in Deutschland bricht ein – warum auch die Mehrwertsteuer kein Allheilmittel wäre

Die Baukrise spitzt sich zu: Neue offizielle Zahlen verdeutlichen, wie groß die Wohnungsnot werden könnte. Was Experten und Verbände nun fordern.

Berlin/Wiesbaden – Als wäre die Not mit bald 700.000 fehlenden Wohnungen nicht schon groß genug: Neue Zahlen legen nahe, dass sich die Wohn- und Bausituation in Deutschland künftig weiter verschlechtern wird. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bekannt gab, wurde im Februar 2024 in ganz Deutschland der Bau von 18.200 Wohnungen genehmigt. Das sind etwa 18 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im Vergleich zu 2021 sanken die Baugenehmigungen sogar um über 40 Prozent.

Neue Wohnungen und Häuser? Baugenehmigungen in Deutschland brechen ein

Die Daten zu aktuellen Baugenehmigungen gelten als Gradmesser für die Wohnsituation der Zukunft. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass heute genehmigte Bauvorhaben in etwa zwei Jahren als neue Wohnung am Markt sind. Angesichts explodierender Mieten und flächendeckend fehlender Wohnungen bewertet der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) die Situation als „dramatisch“. „Der Traum vom Leben in den eigenen vier Wänden wird für immer größere Teile der privaten Haushalte unerfüllbar“, sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller über die neuen Zahlen.

Von Januar bis Februar nahm die Zahl der neu genehmigten Einfamilienhäuser im Vergleich zum Vorjahr um 35,1 Prozent ab, bei Zweifamilienhäusern um 15,4 Prozent und bei Mehrfamilienhäusern um 21,5. Schon im Februar warnte der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) vor genau diesem Problem und stellte eine Stornierungswelle beim Wohnungsbau fest. Jedes fünfte Unternehmen stoppte Projekte. „Wer in dieser Lage Wohnraum baut, geht bankrott“, hieß es damals konsterniert vom ZIA, der bis 2027 von 830.000 fehlenden Wohnungen ausgeht.

Bauziele der Ampel für Häuser und Wohnungen erneut deutlich verfehlt

Die Gründe für die Baukrise sind vielfältig. Steigende Zinsen, hohe Baukosten, Materialknappheit sowie fehlende Fach- und Arbeitskräfte brachten die Branche besonders seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs in Bedrängnis. Sowohl staatliche Neubauten wie private Projekte hinken den selbst ausgerufenen Zielen seit Jahren hinterher.

Für Bauverbandschef Müller eine Katastrophe: „Wenn sich dieser Trend fortsetzt, und sich die Rahmenbedingungen nicht wesentlich verändern, steht die Regierung im Bundestagswahljahr 2025 vor dem wohnungspolitischen Offenbarungseid. Statt der verkündeten 400.000 Wohnungen dürfte dann nur etwas mehr als die Hälfte tatsächlich realisiert werden.“

Zwar loben Expertinnen und Experten politische Maßnahmen wie die Einführung der degressiven AfA (Absetzung für Abnutzung). Mit ihrer Hilfe können Investitionen im Neubau steuerlich flexibel geltend gemacht werden. Trotzdem fordert der HDB mehr, etwa Zinsverbilligungsprogramme und eine Lockerung der Bauvorschriften.

Staatliche Förderungen für deutsche Baubranche als zweischneidiges Schwert

Auch Roman Heidrich, Wohnimmobilienexperte des Unternehmens JLL prognostizierte gegenüber IPPEN.MEDIA, dass sich der deutsche Wohnungsmarkt in den kommenden Jahren nicht entspannen wird, „einfach, weil zu wenige Wohnungen gebaut werden.“ Heidrich weist zwar darauf hin, dass Grundstückpreise und Baukosten momentan wieder etwas sinken, dass das allein jedoch nicht reiche.

Staatliche Förderprogramme, wie vom HDB verlangt, sind für Heidrich zwar „eine Überlegung wert, – gleichzeitig fehlt dem Bund schon jetzt das Geld und es stellt sich die Frage, wo diese Milliardenförderungen herkommen sollen“. Der Experte sieht besonders in der Mehrwertsteuer eine effektive Maßnahme: „Was den Wohnungsneubau massiv unterstützen würde, wäre, die Mehrwertsteuer für neue Mietwohngebäude von 19 auf sieben Prozent zu senken. Das würde den Wohnungsneubau auf einen Schlag deutlich günstiger machen und es wäre ein einfacher und schneller Hebel.“

Günstigeres Bauen: Deutschland könnten Milliarden an Steuern entgehen

So unkompliziert ist es laut Heidrich aber nicht. „In dem Kontext muss beachtet werden, dass die Baubranche für das Land ein signifikanter Wirtschaftsfaktor ist.“ Heißt: Wenn die Mehrwertsteuer gesenkt würde, gehen in Zeiten angespannter Haushalte Milliarden an Steuergeldern verloren. Der Wohnungsmarkt dürfte also weiterhin ein Sorgenkind bleiben.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Christoph Hardt

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