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Energiemarkt

Woher kommt der Strom, den Deutschland importiert?

Stromtrasse
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Dass Deutschland im Sommer mehr Strom importiert als exportiert, kam schon früher vor. (Symbolbild)

Deutschland hat im laufenden Jahr deutlich mehr Strom importiert als zum vergleichbaren Zeitpunkt in den Jahren zuvor. Damit zeichnet sich eine Trendwende ab - auch wegen des Atomausstiegs? Ein Überblick.

Wiesbaden – In Deutschland zeichnet sich im Strommarkt eine Trendwende ab: Nach der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke hat unser Land deutlich mehr Strom importiert. Laut Statistischem Bundesamt wurde zwischen April und Juni mit 18,5 Milliarden Kilowattstunden so viel Strom eingeführt wie noch nie in einem Quartal seit Beginn der Zeitreihe 1991. Nach Abzug der Exporte ergibt sich auch der höchste Importüberschuss für diese Zeitspanne von 7,1 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Das entsprach etwa der produzierten Strommenge der drei deutschen Atommeiler im zweiten Quartal 2022 von 7,3 Mrd. kWh).

Deutschland: Inländische Stromproduktion geht zurück

Der Branchenverband BDEW wertete den Importsaldo Deutschlands als „Zeichen eines funktionierenden Strombinnenmarktes“. Es sei in den vergangenen Monaten häufig günstiger gewesen, Strom im Ausland zu erzeugen und damit auch fossile Stromerzeugung im Inland zu ersetzen. BDEW-Chefin Kerstin Andreae erklärte: „Höhere Stromimporte in den Sommermonaten bedeuten weder eine Abhängigkeit vom europäischen Ausland bei der Stromversorgung noch sind sie eine Indikation für Knappheiten in Deutschland.“

Das Problem bei der deutschen Stromversorgung: Gestiegene Energiepreise und die schleppende Konjunktur haben zu einem Rückgang der benötigten Strommenge im deutschen Netz geführt. Sie lag 6,9 Prozent unter dem Wert des ersten Halbjahres 2022, wie das Statistikamt weiter berichtete. Die inländische Stromproduktion ging sogar um 11,4 Prozent zurück, was durch zusätzliche Importe teils ausgeglichen wurde. Dazu kam der Atomausstieg.

Atomausstieg und Trendwende zum Stromimporteur

Vor Abschaltung der deutschen Atomkraftwerke am 15. April hatte es über lange Jahre einen deutlichen Exportüberschuss gegeben. Auch im ersten Halbjahr überstiegen die deutschen Stromexporte die -importe noch. Seit 2003 war Deutschland jedes Jahr Strom-Nettoexporteur, berichtet das Handelsblatt.

Dass Deutschland im Sommer mehr Strom importiert als exportiert, kam aber schon früher vor. Auch als noch ein erheblicher Anteil des Stroms aus Atomkraft erzeugt wurde, zeigte sich in den wärmeren Monaten bereits ein Importüberschuss – unter anderem in den Jahren 2010, 2011, 2014, 2019, 2020 und 2021.

Energiewende: Deutschland importiert auch Atomstrom

Die meisten Importe kamen im ersten Halbjahr 2023 aus den Niederlanden und Frankreich, das seine Produktion von Atomstrom wieder deutlich hochgefahren hat. Zieht man die deutschen Exporte in die jeweiligen Länder ab, sind allerdings Dänemark und Norwegen die größten Lieferanten für Strom, wie die Arbeitsgemeinschaft für Energiebilanzen berechnet hat. Beide Länder haben einen hohen Anteil an erneuerbarer Energie. „Am häufigsten importieren wir Strom, wenn er günstig ist, also wenn in den Nachbarländern viel erneuerbarer Strom produziert wird“, erklärt Fabian Huneke, Projektleiter Energiewende im Stromsektor von Agora, gegenüber dem Handelsblatt.

Dabei zeigen sich je nach Betrachtung aber unterschiedliche Ergebnisse. Das zeigt eine Auswertung der deutschen Importdaten von Agora Energiewende, die dem Handelsblatt vorliegt. Demnach wurde mit 12,6 Terawattstunden an erster Stelle Atomkraft importiert, gefolgt von Wasserkraft mit 11,2 Terawattstunden und Windenergie Onshore mit 6,9 Terawattstunden. Wenn man die erneuerbaren Energien aber zusammenfasst, ergibt sich ein anderes Bild: Dann bestand mehr als die Hälfte des importierten Stroms aus erneuerbaren Energien (53,6 Prozent) und nur 23 Prozent stammte von Atomkraftwerken.

Die Zahlen zeigen vor allem: Für Deutschland wird der Energiemarkt mit den anderen EU-Staaten immer wichtiger. Denn so lassen sich um Zuge der Energiewende Geld und Emissionen einsparen. Allerdings bleibt der Atomstrom neben dem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien ein wichtiger Baustein. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Stromimporte in den Wintermonaten entwickeln werden. Denn dann dürfte der Anteil an erneuerbaren Energien beim Import leicht sinken.

Mit Material der dpa

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