Mit feiner Nase gegen winzige Schädlinge
Spürhund gegen Bettwanzen: Laura Pannasch und Linus jagen blutsaugende Plagegeister
Laura Pannasch aus Altötting und ihre Hunde Linus und Louie spüren Bettwanzen auf, bevor sie zur Plage werden – ein Kampf gegen winzige, clevere Blutsauger, die fast unbesiegbar scheinen.
Altötting – Laura Pannasch (38) und ihre Hunde Linus und Louie sind ein unschlagbares Team im Kampf gegen eine der unangenehmsten Plagen unserer Zeit: Bettwanzen. Denn wenn die kleinen Blutsauger sich erst einmal eingenistet haben, wird man sie kaum mehr los. Ausgebildete Spürhunde können sie aber erschnüffeln und helfen damit Kammerjägern, die Plagegeister aufzuspüren und präzise zu bekämpfen. Doch wie kam Laura auf diese außergewöhnliche „Nebentätigkeit“ und wie sieht die Arbeit einer Bettwanzen-Detektivin aus? Wie werden Spürhunde ausgebildet und wo kommen Laura und ihre Hunde zum Einsatz? Fragen über Fragen, die alle in diesem Artikel beantwortet werden sollen.
Der Zufall, der Laura zum Spürhund brachte
„Viele meiner Kunden kommen voller Panik zu mir“, sagt Laura, die neben ihrer Tätigkeit für den Tourismusverband Inn-Salzach etwa zweimal pro Monat mit ihren Bettwanzensuchnasen ausrückt. Manche ihrer Kunden wurden durch Stiche oder Berichte in den Medien auf Bettwanzen aufmerksam und vermuteten das Schlimmste. Gerade nach der Berichterstattung über die Bettwanzenplage in Frankreich wuchs die Angst vor ungebetenen Mitbringseln aus dem Urlaub. Doch Lauras Einsätze führen sie nicht nur in Hotels und Ferienwohnungen, sondern auch auf Berghütten, wo auch sie selbst einmal unangenehme Erfahrungen mit den Plagegeistern machen musste.
„Ich war auf einer Hüttenwanderung und hatte als Einzige meiner Gruppe Stiche“, erzählt Laura. Auf einer Feier wurde sie dann von einer Bekannten angesprochen, die ihren Hund zum Bettwanzen-Spürhund ausbilden lassen hatte. Laura, die schon immer davon geträumt hatte, ihren schwarzen Mischlingsrüden Linus (6) zu einem Suchhund ausbilden zu lassen, ließ die Idee nicht los und stürzte sich in die Recherche. In Frankfurt wurde sie schließlich fündig und ließ Linus bei Trainer Larry Hansen zu einem von der Bed-Bug Foundation zertifizierten Bettwanzen-Spürhund ausbilden.
Linus – kleiner Hund mit großem Spürsinn
Während ein Mensch Stunden braucht, um einen Raum akribisch zu durchsuchen, benötigt Linus dafür nur wenige Minuten. „Er zeigt ausschließlich lebende Bettwanzen an, das macht ihn so wertvoll“, erklärt Laura. Tote Tiere oder Kotspuren dürfen Bettwanzen-Spürhunde nämlich nicht anzeigen, sonst wäre die Suche nutzlos. Weil die Hunde oft zur Prävention oder auch nach einer Schädlingsbekämpfung durch den Kammerjäger gerufen werden, dürfen sie nicht auf leblose Spuren reagieren. Was genau die Fellnasen dabei erschnüffeln, ist jedoch unklar. Laura tippt darauf, dass die Vierbeiner Pheromone lebender Wanzen erschnüffeln können.
Leicht ist das jedoch nicht. Zwar ermöglicht Linus sein feines Gespür Bettwanzen dort aufzuspüren, wo das menschliche Auge längst versagt – in Matratzenritzen, Fußleisten oder Möbelspalten. „Bettwanzen verstecken sich extrem gut“, erklärt Laura. „Sie werden von CO2 angezogen und verkriechen sich gern in der Nähe des Kopfendes des Bettes. Da, wo es dunkel ist und weit vom Fenster entfernt.“ Hat Linus angeschlagen, bedeutet das: höchste Alarmbereitschaft. „Wenn wir einen Befall bestätigen, braucht es sofort professionelle Schädlingsbekämpfer“, sagt Laura. Sie hält Bettwanzen für unglaublich widerstandsfähig und klug und vermutet, dass sie Gefahren erkennen und miteinander kommunzieren, um sich in sichere Verstecke zurückzuziehen.
Spürhund gegen Bettwanzen: Laura Pannasch und ihre Fellnasen Linus und Louie




Einsätze in ganz Bayern – manchmal per Gondel
Ohne professionelle Bekämpfung mit Hitze oder chemischen Methoden ist ein Befall also kaum in den Griff zu bekommen. „Manche versuchen es selbst mit Sprays, aber das treibt die Tiere oft nur noch weiter in die Wände oder in Nachbarwohnungen“, so Laura. Für ihre Einsätze ist Pannasch in ganz Südostbayern unterwegs, oft auch darüber hinaus. Besonders auf Berghütten sind ihre Einsätze eine Herausforderung. „Man kann nicht einfach hin marschieren. Meistens werde ich mit einer Gondel oder einem Fahrzeug hochgebracht, weil ich über Nacht bleiben müsste, wenn ich zu Fuß gehe. Das macht die Einsätze sehr aufwendig und teuer.“ Dennoch wird ihre Arbeit immer gefragter, denn viele Hotels und Ferienanlagen setzen auf Prävention, um größere Schäden zu vermeiden.
Auch für Linus ist der Job durchaus anstrengend. Nach 30 Minuten braucht er eine Pause, weshalb Laura auch Zweithund Louie (5) ausbildete. Doch Louie ist inzwischen leider arbeitsunfähig, weil eines seiner vier Beine amputiert werden musste. Um Linus für seinen Job in Topform zu halten, muss Laura dreimal die Woche mit ihm trainieren – und zwar mit echten Bettwanzen. Die erhält sie von einem Wissenschaftler aus Großbritannien, Dr. Richard Naylor. „Er ist so etwas wie der Dr. van Helsing der Bettwanzen. In seinem Labor züchtet er verschiedene Stämme für Forschungszwecke – und eben für Spürhunde wie Linus.“
Ein Nebenjob mit Gänsehaut-Faktor
Laura selbst hat längst ihren Frieden mit den Krabbeltieren gemacht – aber das gilt nicht für ihre Kunden. „Jedes Mal, wenn ich von Bettwanzen erzähle, sehe ich, wie sich Leute unbewusst kratzen.“ Etwa 50 Prozent ihrer Aufträge seien jedoch reine Vorsichtmaßnahmen und viele ihrer Kunden äußerst ordentlich. So sei es durchaus schon zu Einsätzen mit Linus gekommen, weil jemand Mückenstiche für Bettwanzenstiche hielt. Doch Vorsicht ist besser als Nachsicht – gerade weil Zeit einen nicht unerheblichen Faktor bei der Ausbreitung der Plagegeister spielt. „Wenn man Bettwanzen erst einmal hat, dann ist das kein Spaß“ unterstreicht Laura. Auch die Kammerjäger seien regelmäßig frustriert, da die Behandlung mehrmals und mit großem Aufwand verbunden ist. Ein „erfolgloser“ Besuch von Linus macht den Kunden wohl deutlich mehr Freude.