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Eine Folge der Corona-Pandemie?

Immer mehr Schulverweigerer: Bericht des Altöttinger Jugendamts zeigt Problemfelder auf

Die Zahl der Schulverweigerer im Landkreis Altötting nahm seit der Coronapandemie Jahr für Jahr zu.
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Die Zahl der Schulverweigerer im Landkreis Altötting nahm seit der Coronapandemie Jahr für Jahr zu.

Mehr Schulverweigerung, steigender Bedarf an Eingliederungshilfe und Herausforderungen in der Ganztagsbetreuung: aktuelle Entwicklungen aus der Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Landkreises Altötting.

Altötting – Am 18. März stellte Thomas Köster, Leiter des Jugendamts Altötting, bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses die Jahresstatistik der Behörde vor. Eines der Themen, das in diesem Rahmen angesprochen wurde, war die zunehmende Zahl der Schulverweigerer im Landkreis Altötting. Jahrgangsstufenübergreifend soll die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die ihre Schulen nicht mehr besuchen, zunehmen. Auch polizeiliche Einsätze seien diesbezüglich angestiegen. Landrat Erwin Schneider (CSU) sieht hierin eine Folge der Coronapandemie:

Das Misstrauen gegenüber dem Staat und seinen Institutionen hat stark zugenommen“, stellte er fest und sprach Fälle an, wo Eltern mit ihren Kindern in einem Camper durch Länder reisen, diese jedoch nicht im „Home-Schooling“ unterrichten. Die Jugendhilfe arbeite intensiv mit Schulen zusammen, um gefährdete Kinder frühzeitig zu identifizieren, unterstrich Köster. „Wenn ein Kind sozial isoliert wirkt oder lange nicht gesehen wurde, dann müssen wir eingreifen.“

Jugendsozialarbeit und Ganztagsbetreuung am Limit

Neben der Schulverweigerung standen auch weitere Herausforderungen der Jugendhilfe im Fokus. So soll die Jugendsozialarbeit an Schulen zunehmend an ihre Grenzen stoßen. „An Mittelschulen und an vielen Grundschulen hat sich das Konzept sehr bewährt“, erklärte Köster. Dennoch sei der Bedarf weiterhin groß und auch Gymnasien sei bereits Bedarf signalisiert worden. Der Wunsch nach einer Aufstockung um 0,5 Stellen bestehe, eine interne Lösung werde geprüft. Auch die Ganztagsbetreuung stellt Gemeinden weiterhin vor große Herausforderungen. „Es wird wohl bei Betreuung bleiben – eine Förderung der Kinder wird weiterhin herausfordernd bleiben“, so Köster. Ab 2026 hat jede Jahrgangsstufe Anspruch auf Ganztagsbetreuung, was neue Belastungen mit sich bringt.

Ein weiteres wichtiges Thema war die Eingliederungshilfe für Kinder mit seelischen oder körperlichen Beeinträchtigungen. „Die Zahlen sind stabil, aber der Bedarf ist sehr, sehr hoch“, betonte Köster. Besonders in Kindergärten steige die Zahl der Kinder mit individuellem Förderbedarf weiter an. Gisela Kriegl, Behindertenbeauftragte des Bezirks Oberbayern wies auf die neue Möglichkeit von „Pooling“-Projekten hin, bei denen eine Schulbegleitung mehrere Kinder betreuen darf. „Das wäre auch für Kinder mit seelischen Behinderungen sinnvoll, nicht nur für körperlich Beeinträchtigte“, so Kriegl. In Altötting sei eine Umsetzung jedoch schwierig, da die betroffenen Kinder zu weit verteilt seien, so Köster.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Herausforderungen nehmen zu

Auch die Zahl der Inobhutnahmen ist im Vergleich zum Vorjahr (49) auf 70 Kinder und Jugendliche angestiegen. Die sei besonders auf die Zuweisung von unbegleiteten minderjährigen Ausländern zurückzuführen. Zum Jahresende 2024 waren 48 UMAs in der Zuständigkeit des Jugendamts, im Vorjahr waren es 46. Seit 2020 sei ein starker Anstieg dieser Fälle zu beobachten, wobei 2024 nur acht UMAs im Landkreis aufgegriffen wurden. „Die meisten zugewiesenen Jugendlichen kommen aus Baden-Württemberg“, erläuterte Köster. „In der Regel haben wir dann nicht sofort einen Platz für sie, weshalb wir sie zuerst in Obhut nehmen müssen.“ Die Betreuung und Versorgung dieser Minderjährigen binde weiterhin enorme Ressourcen des Jugendamts, so der Jugendamtsleiter. Zwar erfülle der Landkreis seine Quote zu 98 Prozent, doch geeignete Betreuungsplätze fehlten weiterhin.

Insgesamt zeigt der Tätigkeitsbericht, dass die Anforderungen an die Jugendhilfe im Landkreis Altötting stetig wachsen. Steigende Kosten, zunehmender Fachkräftemangel und neue gesetzliche Anforderungen stellen das System vor große Herausforderungen. „Wir sind mit der Regierung im Austausch und hoffen, dass sich noch etwas ändern lässt“, so Köster abschließend.

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