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Nach heftigen Sanktionen

Westliche Flugzeuge in Moskaus Fängen – „Mega-Prozess“ startet in London

Zahlreiche westliche Flugzeuge sind in Russland gefangen. Die Versicherungsunternehmen weigern sich zu zahlen. Daher startet nun ein „Mega-Prozess“.

London – Der größte finanzielle Verlust in ihrer Geschichte – das könnte derzeit auf die Luftfahrtversicherungsbranche zukommen. In London soll ein „Mega-Prozess“ starten, bei dem es um westliche Flugzeuge geht, größtenteils von Boeing und Airbus, die in Russland feststecken. Was steckt dahinter?

Flugzeugeigentümer verklagen Versicherer – Maschinen stecken in Russland fest

Mehrere Flugzeugeigentümer hatten verschiedene Versicherer verklagt, die nach dem russischen Überfall auf die Ukraine keine Versicherungsleistungen für Flugzeuge zahlen wollten, die seitdem in Russland feststecken. Es geht um mehrere Millionen US-Dollar. Der Rechtsstreit soll noch am heutigen Mittwoch (2. Oktober) in London beginnen – er betrifft unter anderem die Versicherer AIG, Chubb und Lloyd‘s of London. Sie alle sollen sich geweigert haben, den Flugzeugbesitzern Versicherungsschutz zu gewähren, nachdem hunderte von Flugzeugen in Russland festgesteckt hatten.

Bildmontage aus Wladimir Putin und einem Airbus der Rossiya Airlines (Symbolfoto). Hunderte westliche Flugzeuge stecken in Russland fest. Die Versicherer wollen nicht klagen. Jetzt beginnt darum ein „Mega-Prozess“.

Zu den jetzt klagenden Flugzeugbesitzern gehört auch AerCap, eine der größten Leasinggesellschaften für Verkehrsflugzeuge weltweit. Die Kläger wollen etwa drei Milliarden US-Dollar von den Versicherern. Die festgesetzten Flugzeuge seien mehr als zehn Milliarden US-Dollar wert. Neben diesem nun beginnenden Prozess laufen Rückversicherungsprozesse, unter anderem in Dublin, und für November ist eine Anhörung vor dem High Court in Großbritannien vereinbart. Die Schadenssumme für den Sektor Flugverkehrsversicherung könnte noch höher ausfallen als nach dem 11. September 2001, gab die Financial-Times an.

Die Anwälte der Versicherer sollen voraussichtlich damit argumentieren, dass die Flugzeuge keineswegs verloren seien. Sie seien nicht zerstört worden oder enteignet, es sei also gut möglich, sie auf die eine oder andere Weise zurückzubekommen. Unter anderem wird das Gericht klären müssen, ob die Eigentümer die nötige Versicherung überhaupt haben, um welche Art des Versicherungsschutzes es geht, was der juristische Grund für den Verlust ist – ob Russland das Flugzeug jeweils enteignet hat oder ob es von Airlines gestohlen wurde.

Russland will Flugzeugunternehmen enteignen – „Die kriegen wir nicht wieder“

Doch was machen diese Flugzeuge überhaupt noch in Russland? Die New York Times hatte bereits im März 2022 berichtet, dass die Hoffnungen darauf, die Maschinen wiederzuerhalten, schwinden. Russland sei zu sehr darauf bedacht gewesen, die Flugzeuge zu behalten, de facto also zu stehlen. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte gar öffentlich angegeben, die Assets ausländischer Unternehmen einfach in Staatsgewalt bringen zu wollen. Damals ging es um 523 Flugzeuge, die ausländische Unternehmen russischen Airlines vermietet hatten. Das hatte die Beratungsfirma IBA damals erklärt.

„Der grundlegende Konsens ist: Das war‘s, die kriegen wir nicht wieder“, zitierte die NYT damals Vitali Guzhva, einen Finanzexperten der Embry-Riddle Aeronautical University.

Russland zapft eiserne Reserve an – um Flugzeuge zu kaufen

Anstatt die Flugzeugbesitzer zu enteignen, hatte Russland in den Monaten danach mit dem Erwerb der Flugzeuge begonnen. Dem Thinktank Wilson Center aus Washington zufolge befanden sich im April 2024 noch rund 400 ausländische Flugzeuge in Russland, etwa 170 hatte das Land den Eigentümern auf legale Weise abgekauft. Bis dato nutzt Russland die Flugzeuge selbst für seine Airlines, sie sind nicht zerstört und auch nicht beschlagnahmt. Sanktionen verhindern jedoch, dass sie westliche Länder anfliegen, wo sie wieder in Besitz genommen werden könnten.

Angeblich hatte das Transportministerium um größere finanzielle Mittel gebeten, um auch die restlichen 230 Maschinen zu kaufen. Ob es dazu kommt, ist unklar – bislang hatte Russland für diese Käufe den nationalen Wohlstandsfonds angezapft, um rund 190 Milliarden Rubel (rund 1,8 Milliarden Euro) auszugeben. An diesem hatte sich Putin bereits ausgiebig bedient, um die Wirtschaft vor den Sanktionen zu schützen, und einen beträchtlichen Teil der liquiden Mittel abgezogen.

Das Wilson Center warnt außerdem vor Sicherheitslücken bei den ausländischen Flugzeugen. Russland hat wegen westlicher Sanktionen einen eingeschränkten Zugriff auf notwendige Ersatzteile und Software-Updates, was langfristig dafür sorgen kann, dass Russland die Flugzeuge auf dem Boden behalten muss. Hier gab der Thinktank noch einen Zeitraum von etwa zwei Jahren an, ehe dies eintrete.

Rubriklistenbild: © IMAGO / SNA Ilya Naymushin & IMAGO / ZUMA Press Wire Alexander Kazakov

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