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„Automobile Supermacht“

China wird Export-Weltmeister - Rekordgewinne für deutsche Autoindustrie vorbei?

China flutet mit innovativen E-Autos die Weltmärkte. 2023 steigt das Land wohl zum Autoexport-Weltmeister auf. Eine Studie beschwört den Niedergang der deutschen Industrie.

Peking/München - Sind die üppigen Margen für deutsche Autohersteller bald Vergangenheit? Eine Studie prophezeit den Wandel in der Autoindustrie, der speziell auch für hiesige Unternehmen eine Zeitenwende bedeuten könnte. „Die Zeit der Rekordgewinne neigen sich dem Ende entgegen“, lautet die These der Unternehmensberatung AlixPartners. Auf einem sich abkühlenden Weltmarkt mit steigendem Wettbewerb wachse der Druck auf die Gewinnmargen der großen Autokonzerne.

Gründe führen die Branchenexperten mehrere an: langsam sinkende Batteriekosten würden einen schnelleren Anstieg der Elektroauto-Verkaufszahlen verhindern, niedrigere Produktionskosten seien mittelfristig nicht möglich. Zudem sind die Rohmaterialkosten auch durch die Nachfrage aus China gestiegen und werden voraussichtlich „nicht mehr auf das Vor-Covid-Niveau zurückkehren“. Aufgrund der Zinswende kämen auch noch steigende Kapitalkosten hinzu, so die Untersuchung. Schwer ins (finanzielle) Gewicht würden zudem die Investitionen ins laufende Geschäft sowie die Entwicklung fallen.

China wird Autoexport-Land Nr. 1 - „auf dem Weg zur automobilen Supermacht“

Auch hierbei spielt China eine bedeutende Rolle: Das Reich der Mitte gehört zur treibenden Kraft von Elektromobilität und flutet mit zahlreichen innovativen Modellen die Weltmärkte. Chinesische Autohersteller werden aller Voraussicht nach im Jahr 2023 erstmals Export-Weltmeister und wird Japan als Pkw-Export-Spitzenreiter ablösen. Diese Entwicklung hätte bereits 2022 stattfinden können, mangelnde Transportmöglichkeiten verhinderten dies.

Hafen Lianyungang: Eine große Zahl chinesischer Autos steht bereit für die Schiffsverladung.

Laut AlixPartners hat China im ersten Quartal mit 1,07 Millionen exportierten Autos Japan (954.000) überholt. Platz drei belegte demnach Deutschland mit 840.000 exportierten Modellen, vor Südkorea (750.000) und Mexiko (741.000). Zur Wende auf dem Autosektor erklärt Alix-Branchenexperte Fabian Piontek, dass die Volksrepublik „als Produktionsstandort, Absatzmarkt und Exporteur gleichermaßen auf dem besten Weg zur automobilen Supermacht“ sei.

China macht sich mit Autos auf Weltmärkten breit - deutsche Hersteller unter Druck

Ein wesentlicher Unterschied zu früher: Von den chinesischen Herstellern kommen 2023 schätzungsweise 10,5 Millionen von insgesamt verkauften 20,5 Mio. Autos in China - also mehr als die Hälfte. Heimische Marken sind im Reich der Mitte immer beliebter, während ausländische Fabrikate schwinden. Zu Hause steigt also der Anteil, während auch beim Autoexport der Weg steil nach oben führt.

Elektroauto-Markt in China boomt: Zehn Marken, die Sie kennen sollten

Elektrotransporter von Maxus.
Platz 10 – Maxus: Ford, VW und Mercedes aufgepasst. Mit Maxus greifen die chinesischen Hersteller auch bei den Nutzfahrzeugen an. Die Modelle der 2011 gegründete Tochter von SAIC Motors sind unter anderem bei der österreichischen Post und Ikea im Einsatz. Verkauft werden die Transporter über eigene Händler. © GlobalImagens/Imago
Der Aiways U5.
Platz 9 – Aiways: 2017 ging der Hersteller in China an den Start. Schon zwei Jahre später folgte die erste Niederlassung in Europa. Im selben Jahr kam mit dem U5 das erste Auto in China auf den Markt. 2020 folgte Deutschland.  © Aiways
Der Wey Coffee 01
Platz 8 – Wey: Ihr Debüt feierte die Marke 2016 im Rahmen der Guangzhou Auto Show. Ab 2017 wurden die ersten Autos verkauft. In Europa ist Wey seit 2022 vertreten. Mit dem Coffee 01 will die Tochter von Great Wall in Deutschland durchstarten. Mit dem Plug-in-Hybrid Cooffee 02 legen die Chinesen im Herbst nach. Vertrieben werden die Fahrzeuge vom Importeur Emil Frey. © Wey
Lynk & Co 01
Platz 7 – Lynk & Co: Auch hinter diesem Hersteller, der 2016 gegründet wurde, verbirgt sich wieder Geely. Der Plug-in-Hybrid 01 wird dabei vor allem im Abo vertrieben. Das Modell kann aber auch gekauft oder geliehen werden. Entwickelt und entworfen wurde der Lynk & Co in Schweden bei der Konzernschwester Volvo.  © Lynk & Co
Der MG 4 EV.
Platz 6 – MG: Tot gesagte Leben länger. Das gilt auch für die britische Traditionsmarke MG. Allerdings nicht mehr unter der Flagge ihrer Majestät. Nach der Insolvenz erwarb zunächst die Nanjing Automobile Group im Juni 2005 die Markenrechte für 53 Millionen Pfund Sterling (ca. 61 Millionen Euro). Inzwischen gehört der Hersteller zu SAIC Motor. Dort wurde MG mit Roewe in der Abteilung Passenger Vehicle zusammengefasst. Seit Januar 2021 ist MG auch wieder auf dem deutschen Markt vertreten – unter anderem mit dem 4 EV. © MG
Der Xpeng P7.
Platz 5 – Xpeng: Wie viele chinesische Hersteller ist auch Xpeng noch relativ jung. Erst 2014 wurde das Unternehmen gegründet, konnte in den vergangenen Jahren seine Stückzahlen aber immer weiter steigern. In Europa ist Xpeng bisher lediglich in Schweden, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Wann der Hersteller nach Deutschland kommt, ist unklar. © Zuma Wire/Imago
Der Zeekr 001.
Platz 4 – Zeekr: Auch wenn der Name so gar nicht chinesisch klingt, stammt der Hersteller dennoch aus dem Reich der Mitte. Der Markenname setzt sich aus Generation Z und dem Begriff Geek zusammen. Hinter dem erst 2021 gegründeten Autobauer steckt Geely. Mit der neuen Tochter möchte man im Premiumsegment Fuß fassen. Zeekr arbeitet zudem mit Waymo an einem vollelektrischen, autonom fahrenden Ride-Hailing-Fahrzeug für die USA. Zusammen mit Mobileeye will man bis 2024 autonomes Fahren in Serie bringen. 2023 soll die Marke in Schweden und den Niederlanden mit den Modellen 001 und X ihren Europa-Start feiern. © Zeekr
Der Ora Funky Cat.
Platz 3 – Ora: Wie Wey gehört auch Ora zu Great Wall Motor. Gegründet wurde die Elektro-Tochter erst im Jahr 2018. Trotz ihrer noch recht jungen Geschichte hat die Marke schon für einen Aufreger gesorgt und eine dreiste Kopie des VW Käfer auf den Markt gebracht. In Europa gibt es das Modell jedoch nicht, dafür aber den Funky Cat. © Ora/GWM
Der NIO ES6 steht auf einer Messe.
Platz 2 – NIO: Der Name des 2014 gergründeten Herstellers ist eine Anspielung auf den Smog über den Großstädten Chinas. Nio,in chinesischen Schriftzeichen „Weilai“, bedeutet übersetzt „Der Himmel wird blau“. Eine Besonderheit der Marke ist die Battery-Swap-Technologie. In fünf Minuten wird der Akku gegen einen neuen ausgetauscht. Sein Europa-Debüt gab Nio 2021 in Norwegen. Seit 2022 sind die Elektroautos auch in Deutschland erhältlich. © VCG/Imago
Der BYD Seal.
Platz 1 – BYD: Unter den chinesischen Autobauern ist Built Your Dreams (BYD) fast schon so was wie der Opa. Seit 1995 gibt es das Unternehmen bereits. Autos spielten am Anfang jedoch noch keine Rolle, stattdessen baute man wiederaufladbare Batterien. Erst 2003 stieg man durch den Kauf der angeschlagenen Xian Qinhuan Automobile in das Automobilgeschäft ein. Inzwischen ist BYD einer größten Automobilproduzenten Chinas und der Welt. In Deutschland sind die Chinesen derzeit mit den Modellen Atto3, Han und Tang vertreten. © VCG/Imago

Mit E-Fahrzeugen drängen Chinesen nun auch auf den Weltmarkt und setzen mitunter europäische Autobauer unter Druck, selbst in klassischen „Autonationen“ wie Deutschland. „Die Verkaufszahlen in Europa werden langfristig um mehr als 15 Prozent unter Vor-Covid-Werten liegen“, schätzen die Alix-Experten. Für Autobauer wie VW, BMW oder auch Mercedes könnten angesichts des wachsenden Konkurrenzumfelds die Chancen schwinden, Preiserhöhungen durchzusetzen. (PF mit Material der dpa)

Rubriklistenbild: © VCG/IMAGO

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