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Massive Absatzprobleme

„Sind uns um Lichtjahre voraus“: Warum China für die deutschen Autobauer verloren ist

Ein modernes Elektroauto in den Straßen einer chinesisch anmutenden Großstadt.
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Dieses Bild wurde mithilfe maschineller Unterstützung erstellt. Dafür wurde ein Sprachmodell genutzt, das Informationen aus ausgewählten Quellen verarbeitet. Auswahl der Quellen und Sprachmodellanfragen sowie finale Bearbeitung des Bildes: Art Director Nicolas Bruckmann.

Deutsche Elektroautos sind in China ein Ladenhüter. Und das dürfte auch so bleiben. Das Problem sei hausgemacht, sagt ein hochrangiger Mercedes-Insider.

Dieser Text liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit dem China.Table Professional Briefing vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn China.Table am 16. März 2023.

Peking – Die deutschen Autohersteller nehmen auf dem chinesischen Automarkt verstärkt die Rolle eines Zuschauers ein. Im boomenden Markt für Elektroautos hat Volkswagen gerade einmal 2,4 Prozent Marktanteil. BMW und Mercedes sogar unter einem Prozent, wie Zahlen der staatlichen Kfz-Versicherung zeigen. Das Problem sei hausgemacht, erklärt ein hochrangiger Mercedes-Insider gegenüber Table.Media. Die Joint-Ventures mit Konkurrenten aus der Volksrepublik seien langfristig betrachtet ein Fehler gewesen und der technische Vorsprung chinesischer Hersteller bei der E-Mobilität nicht mehr aufzuholen.

Lange Zeit hatten deutsche Automobilhersteller nur Zugang zum chinesischen Markt, wenn sie ein Joint Venture mit einem Partner aus der Volksrepublik eingingen. Das erlaubte zwar den Verkauf der Fahrzeuge auf dem größten Markt der Welt, führte jedoch auch zu einem enormen Wissenstransfer. Das bestreiten auch die Autohersteller nicht. „Die Joint-Venture-Gründung waren bekanntermaßen bis vor wenigen Jahren obligatorisch in China – auch die Entwicklung bestimmter zentraler Komponenten im Land. Natürlich ist dadurch Entwicklungs- und Fertigungs-Know-how nach China geflossen“, führt eine Sprecherin von BMW gegenüber Table.Media aus.

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Deutsche Autobauer in China: Joint Ventures werden zum Boomerang

Entsprechend positiv sieht ein Volkswagen-Sprecher die Abschaffung der Joint-Venture-Pflicht Anfang vergangenen Jahres: „Wir begrüßen die weitere Öffnung des chinesischen Automobilmarktes, die es ausländischen Unternehmen ermöglicht, nicht nur Komponentenwerke eigenständig zu betreiben, sondern auch eigene Fahrzeugproduktion aufzubauen. Wir sind davon überzeugt, dass gleiche Wettbewerbsbedingungen der Schlüssel zur weiteren positiven Entwicklung der chinesischen Automobilindustrie ist.“

Die Frage ist, ob der Schritt nicht zu spät kommt. Chinesische Hersteller produzieren Fahrzeuge, die deutschen Modellen kaum nachstehen. Der Elektroautoboom macht deutlich, dass sie in Teilbereichen sogar einen enormen Vorsprung aufgebaut haben. Beispielsweise bei der Software-Integration, Fahrassistenten und dem autonomen Fahren. So verkündete Mercedes im Januar 2023, als erster Hersteller eine Zertifizierung für automatisiertes Fahren nach Level 3 für den US-amerikanischen Straßenverkehr im Bundesstaat Nevada erhalten zu haben. In Shenzhen sammeln chinesische Fahrzeuge längst Testkilometer auf Level 5.

Neun Mikro-Elektroautos, die perfekt für die Stadt sind

Opel Rocks-e
Opel Rocks-e: Mancher dürfte sich fragen, ob das überhaupt noch ein vollwertiges Auto ist. Gesetzlich ist er es wie alle Kleinstwagen nicht. Wer ihn fahren will, benötigt lediglich die Führerscheinklasse AM. Somit kann er schon ab 15 Jahren bewegt werden. Der Elektromotor leistet 8 PS und beschleunigt den Mini-Stromer auf 45 km/h. Mehr geht nicht. Die 5,5-kWh-Batterie reicht für eine Reichweite von 75 Kilometern. Danach muss der 2,41 Meter lange Opel Rocks-e für rund vier Stunden an die Steckdose. Kostenpunkt: rund 8.000 Euro © Opel
Renault Twizzy
Renault Twizy: Der kleine Franzose ist so etwas wie der Opa unter den Mikro-Elektroautos. Schon seit 2012 ist der Twizy in der Modellpalette von Renault zu finden. Mit 2,34 ist er etwas größer als Rocks-e und Ami. Statt nebeneinander nehmen die zwei Insassen hintereinander Platz. Seitenscheiben gibt es nur als Zubehör. Preislich geht es ab 11.450 Euro los. Wie die größere Version fahren will, benötigt jedoch einen richtigen Führerschein. Die Reichweite gibt Renault mit 90-100 Kilometern an. © Renault
City Transformer CT1
City Transformer CT1: Auch in Israel hat man die Mikro-Elektroautos für sich entdeckt. Der CT1 vom Start-up City Transformer macht seinem Namen dabei alle Ehre. Denn die Spurweite des Mini-Stromers lässt sich anpassen. Angetrieben wird er von zwei Elektromotoren an der Hinterachse. Das Start-up verspricht bis zu 180 Kilometer Reichweite und eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h. Wer den CT1 vorbestellt, zahlt 13.000 Euro, später soll er dann 16.000 Euro kosten. © City Transformer
Das Elektroauto e.GO Life
e.Go Life: Mit seinen 3,3 Metern ist der e.Go Life im Vergleich zu den andren Mini-Stromern fast schon ein Riese. Der 77 PS starke Elektromotor ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. In der Stadt soll er bis zu 206 km weit kommen. Kombiniert liegt die Reichweite bei 139 Kilometern. Wegen der Insolvenz von e.Go im Sommer 2020 wurde der Life zeitweise nicht gebaut. Dasd Geschäft wurde aber von der Next.E.Go Mobile SE übernommen. Mit dem e.wave X steht auch schon ein Life-Nachfolger bereit. © Marius Becker/dpa
Microlino 2.0.
Microlino 2.0: Von 1955 bis 1962 baute BMW das Leichtfahrzeug Isetta. Bis heute ist der Kleinstwagen Kult und feiert nun sein Comeback. Zumindest ähnelt der Microlino 2.0 der Isetta sehr. Angeboten wird der Mikro-Stromer in drei Batterieversionen mit 95, 175 und 230 km Reichweite. Der 20 PS starke Elektromotor beschleunigt das nur 450 Kilogramm schwere Mobil auf 90n km/h. Mit 14.990 Euro ist der Microlino jedoch nicht grade billig. © Arnulf Hettrich/Imago
Elaris Pio
Elaris Pio: Mit 2,81 Meter Länge bleibt dieser Elektro-Zwerg noch unter der Drei-Meter-Marke. In diesem Bereich verschwimmen die Grenzen zwischen Mikro-Auto und Pkw. In Sachen Antrieb befindet sich der Pio jedoch bei den Mikro-Stromern. Grade einmal 49 PS leistet der Elektromotor. Der Akku kommt auf 27 kWh und reicht für 225 Kilometer. Preislich liegt der Pio bei 21.900 Euro. © Elaris
FreZE Nikob EV
FreZE Nikob EV: In China ist der Elektro-Zwerg unter dem Namen Wuling Hongguang Mini EV bereits sehr erfolgreich. Damit das auch in Europa der Fall ist, brauchte es neben einem neuen Namen auch mehr Sicherheit und Energieeffizienz. Heißt: ESP, Airbags, neue Räder und eine LED-Beleuchtung. Angeboten wird das Nikob EV mit einer 13,8-kWh-LFP-Zelle mit 200 km Reichweite. Kosten soll das kleine Elektroauto 16.000 Euro. © Wulling
Elektrofrosch Bob Four
Elektrofrosch Bob Four: So ganz weiß man ja nicht, was dieses Gefährt sein möchte. Offiziell handelt es sich bei dem Elektrofrosch Bob Four um einen Kabinenroller. Entsprechend ist bei 45 km/h Schluss. Rund 100 Kilometer soll der Elektrofrosch kommen und das für grade einmal 8.990 Euro. Neben dem Bob Four hat Elektrofrosch noch weitere Mikromobile im Angebot.  © Elektrofrosch
Ari 802
ARI 802: Mit 2,22 fällt der Ari 802 sehr klein aus. Mit 643 Kilogram ist er zudem auch noch sehr leicht. Daher reichen 10 PS auch um den Kleinstwagen auf Tempo 80 zu bringen. In den Versionen 252 und 452 sind nur 25 beziehungsweise 45 km/h drin. Die Reichweite gibt Ari mit 120 bis 250 Kilometern an. Preislich schlägt der Ari 802 mit 10.990 Euro zu Buche.  © Ari

E-Autos: Wollen die Kunden es billig oder fortschrittlich?

Auf die technischen Fortschritte angesprochen, stellt eine Unternehmenssprecherin von BMW die Gegenfrage: „Wo sehen Sie die Konkurrenz auf Augenhöhe?“ Sie verweist darauf, dass der chinesische Markt ein Volumenmarkt und die Kunden sehr preissensitiv seien. Auch Mercedes betont gegenüber Table.Media vor allem auf Premiumprodukte zu setzen. „Das Elektrofahrzeugsegment in China steht noch am Anfang einer vielversprechenden Entwicklung, insbesondere für Autos mit einem Preis von über einer Million Renminbi.“ Das sind rund 100.000 Euro. „Das größte Wachstum im Elektrofahrzeugsegment in China findet aktuell im Preissegment um die 300.000 Renminbi statt.“ Mercedes sehe seine Chance im Top-End-Bereich der Elektroautos.

Doch selbst im günstigen Bereich gibt es Techniken, die bei Premiumherstellern längst nicht üblich sind. So bietet der Elektro-Kleinwagen Dolphin von BYD (umgerechnet 14.000 Euro) ein 800-Volt-Bordnetz. Eine Technologie, die sich in China gerade zum neuen Standard entwickelt. Bei den deutschen Mitbewerbern gibt es sie nur im Porsche Taycan und Audi E-Tron GT.

Deutsche Hersteller können Rückstand in China kaum aufholen

Offiziell weisen die deutschen Anbieter die Risiken von sich. „Wir sind langfristig und strategisch unterwegs, kurzfristige Entwicklungen werden wahrgenommen und analysiert. Aktuell ist aus unserer Sicht kein Risiko erkennbar“, so die BMW-Sprecherin.

Eine Meinung, die der Mercedes-Insider skeptisch sieht. „Der Wissenstransfer war töricht. Langfristig haben sich die deutschen Hersteller damit ihr eigenes Grab geschaufelt.“ Denn an eine erfolgreiche Aufholjagd der deutschen Hersteller glaubt er nicht.

„Die sind uns um Lichtjahre voraus, die Angewohnheiten und Wünsche der Kunden zu berücksichtigen. Wir sind gefangen in Regularien und Prozessen.“ Chinesische Hersteller würden Kundenwünsche umgehend umsetzen. Ein Beispiel sei die Sleeper-Funktion. Dabei stellt das Auto die Sitze in die Horizontale, der Wagen heizt sich vor und filtert die Luft. Chinesische Kunden könnten dann in der Mittagspause kurz 30 Minuten im Auto schlafen. Obwohl es nicht mehr ist als die Verknüpfung bereits vorhandener Technologien, müssen deutsche Hersteller in China dazu monatelange interne Abstimmungsprozesse durchlaufen. Chinesische OEM setzen so etwas einfach um.

In China boomt der Markt für Elektroautos. Deutsche Modelle sind jedoch weniger gefragt.

VW will in China dynamischer werden

Volkswagen reagierte mit dem Aufbau neuer Strukturen. „Zentrales Element der Neuaufstellung ist ein regionales China Board unter der Leitung von Ralf Brandstätter, Volkswagen-Konzernvorstand für China, das markenübergreifend und im engen Austausch mit den Joint Venture-Gesellschaften die wesentlichen Entscheidungen in der Region trifft“, so der VW-Sprecher. Volkswagen nennt seine Strategie „in China, für China“. Derweil verlässt der Konzern hierzulande langsam, aber sicher traditionelle Pfade. Die „Autos für das Volk“ werden nämlich immer teurer.

Viel Hoffnung setzte VW in die Partnerschaft von Cariad mit Horizon Robotics, einem der führenden Anbieter von Computing-Plattformen für smarte Fahrzeuge. Diese werde die „regionale Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen (ADAS) und autonomen Fahrsystemen (AD) für den chinesischen Markt beschleunigen.“

Den Nutzen dieser Bemühungen – zumindest für die deutsche Wirtschaft – zweifeln Expertinnen aber längst an. Darauf angesprochen erklärt eine Sprecherin von BMW gegenüber Table.Media: „Der chinesische Markt ist für die BMW Group der absatzstärkste, und wir sehen weiteres Potenzial. Unsere lokale Produktion vor Ort für den Inlandsmarkt sichert auch Arbeitsplätze in Deutschland.“ Zwar sehen auch externe Beobachter das Wachstumspotenzial, bezweifeln aber, dass das China-Geschäft Arbeitsplätze in Deutschland sichert. Laut einer Studie des China-Forschungsinstituts Merics profitiere die Wirtschaft der Volksrepublik längst deutlich mehr von den Investitionen als die deutsche.

*Dieses Bild wurde mithilfe maschineller Unterstützung erstellt. Dafür wurde ein Sprachmodell genutzt, das Informationen aus ausgewählten Quellen verarbeitet. Auswahl der Quellen und Sprachmodellanfragen sowie finale Bearbeitung des Bildes: Art Director Nicolas Bruckmann.

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