Klimaneutral bis 2045
Wasserstoff aus Norwegen: Habeck gibt Update zu „bahnbrechendem Projekt“ für die Energiewende
Die Zukunft der Energiewende liegt laut Robert Habeck im Wasserstoff. Darum sucht die Regierung den Schulterschluss mit Norwegen. Eine aktuelle Roadmap zeigt auf, welche Fortschritte es bereits gibt.
Berlin – Spätestens der Ukraine-Krieg hat Deutschland zweierlei Dinge klargemacht: Russland ist nicht der optimale Partner für die Energiewende und Abhängigkeiten im Energiemix sind gefährlich. Die Zeichen stehen auf Energiewende – statt auf russisches Gas setzt Deutschland auf norwegischen Wasserstoff. Jetzt liegt ein konkreter Plan vor.
„Großvolumige Wasserstoff-Importe“ aus Norwegen – Status Quo
„Norwegen ist ein langjähriger und verlässlicher Partner Deutschlands im Klimaschutz“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am 23. April in Berlin. „Wir teilen die gemeinsame Vision, bis spätestens 2050 Teil eines klimaneutralen Kontinents zu sein.“ Gemeinsam mit dem norwegischen Energieminister Terje Aasland hatte Habeck jetzt den Fortschrittsbericht der Deutsch-Norwegischen Wasserstoff-Task-Force sowie eine Roadmap für die Wasserstoff-Nachfrage vom BMWK vorgestellt. Eines der Kernergebnisse: Die beiden Länder wollen weiter eng zusammenarbeiten, damit bis 2030 die notwendige Infrastruktur für „großvolumige Wasserstoff-Importe“ geschaffen ist.
„Ich freue mich, dass die deutsch-norwegischen Wasserstoff-Task Force seit ihrer Gründung vor weniger als sieben Monaten erhebliche Fortschritte erzielt hat“, erklärte Habeck weiter. Seitdem Deutschland und Norwegen im Januar 2023 in einem Joint Statement ihre Kooperation bekannt gegeben haben, war viel passiert.
Taskforce der Ampel mit Norwegen eliminiert Hürden für Wasserstoff-Importe
Im August 2023 hatten die Länder eine gemeinsame Taskforce deutscher und norwegischer Behörden eingerichtet. Ihr Ziel ist es, die gemeinsame Arbeit zu ermöglichen, potenzielle Hindernisse für die kommerzielle Wasserstoff-Wertschöpfungskette zu finden und zu eliminieren. Unter anderem analysierte die Taskforce kommerzielle Barrieren, Branchenstudien zur Transportinfrastruktur für Wasserstoff und regulatorische Schranken.
Im November 2023 kam eine Machbarkeitsstudie ans Licht, die offengelegt hatte, ob eine Wasserstoff-Wertschöpfungskette machbar sei. Die Studie gab im Grunde grünes Licht. Danach, im Januar 2024, ernannten die Länder einen externen Projektmanager für die Taskforce. Dieser soll nun „voll einsatzbereit“ sein und die Taskforce weiter anleiten und überwachen.
Zukunft der Taskforce für den Wasserstoff-Markt in Europa
In Zukunft soll der Handlungsschwerpunkt der Taskforce weiter auf der Beseitigung regulatorischer Hemmnisse liegen. Außerdem soll sie Marktineffizienzen finden und beseitigen, damit der Wasserstoffmarkt in ganz Europa reibungslos anläuft. Zu den wichtigsten zukünftigen Meilensteinen gehören die Auswahl eines Offshore-Transportkonzepts und der Abschluss unverbindlicher Verkaufsvereinbarungen von Wasserstoff.
„Für alle großen und komplexen Infrastrukturprojekte steht eines fest: Die Entwicklung von technischen und kommerziellen Aspekten braucht üblicherweise mehrere Jahre und muss verschiedene Entscheidungsprozesse durchgehen. Das gilt erst recht für ein bahnbrechendes Projekt wie dieses, wo doch eine ganze Wertschöpfungskette parallel wachsen muss“, sagte Aasland dazu.
Ampel geht von 130 Terawattstunden aus – neunfacher Wasserstoff-Bedarf bis 2045
Aktuell geht die Bundesregierung davon aus, dass der Wasserstoffbedarf Deutschlands bis 2030 auf 95 bis 130 Terawattstunden steigen soll. Bis 2045 soll der deutsche Bedarf an Wasserstoff bis zu neunmal so hoch sein wie heute. 50 bis 70 Prozent davon – das ist jetzt schon klar – müssen sich aus Importen speisen. Das teilte das BMWK im zweiten Paper mit, das es gleichzeitig zum Status Quo der Wasserstoff-Taskforce veröffentlicht hatte.
Eines der wichtigsten Ziele der Regierung ist daher die Integration des deutschen Wasserstoffnetzes mit den entstehenden Wasserstoffnetzen der EU-Mitgliedstaaten und Nachbarländer. Das geschieht im Rahmen der Important Projects of Common European Interest (IPCEI Hydrogen). Diese sind so designt, dass sie Expertise, finanzielle Ressourcen und ökonomische Akteure aus der EU zusammenbringen.
Die beiden Wasserstoff-Projekte Hy2Tech (Technologien für die nachhaltige Wasserstoffproduktion) und Hy2Use (Technologien für den Wasserstoffbedarf in der Industrie) sind bereits von der EU durchgewunken worden und werden zusammen 10,6 Milliarden Euro kosten. Hy2Infra, das Projekt, das sich auf Wasserstoff-Infrastruktur konzentriert, kostet zusätzlich 6,9 Milliarden Euro.
Die Bundesregierung sieht im erdgasbasierten, CO₂-armen Wasserstoff den Weg in eine nachhaltige Zukunft. Auf absehbare Zeit soll dieser Wasserstoff „deutlich günstiger“ sein als erneuerbarer Wasserstoff, außerdem soll er ab Anfang der 2030er-Jahre in großen Mengen verfügbar sein.
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