Moderne Arbeitswelt
„Müssen mehr arbeiten“: Konzernchefs machen sich fürs Homeoffice stark – aber nicht für 4-Tage-Woche
Die Chefs der Top-Unternehmen in Deutschland können sich laut einer Umfrage mit einer Mischung aus Büroarbeit und Homeoffice anfreunden. Viel Skepsis besteht hingegen gegenüber der Vier-Tage-Woche.
München – Viele Arbeitnehmer und Unternehmen haben während der Corona-Zeit die neue Flexibilität in der Arbeitswelt schätzen gelernt. Als zentral gelten dabei das Homeoffice und die Vier-Tage-Woche. Beides wird von Mitarbeitern besonders geschätzt. Während manche Arbeitgeber sich sehr flexibel zeigen, fordern andere die Anwesenheit im Büro. Auch bei der Vier-Tage-Woche gibt es eine unterschiedliche Herangehensweise: Manche Firmen testen das Arbeitszeitmodell, andere lehnen die Idee kategorisch ab.
Laut einer Umfrage des Wirtschaftsportals Business Insider sehen viele Chefs der führenden Unternehmen in Deutschland im Homeoffice Potenzial. Allerdings müssen dazu aus ihrer Sicht einige Voraussetzungen erfüllt sein. Die meisten befürworten eine Mischung aus Arbeit zu Hause und der Anwesenheit am Arbeitsplatz.
Homeoffice: Es kommt auf den „guten Mix“ an
„Ich finde, man braucht eine gesunde Mischung“, sagte VW-Chef Oliver Blume. „Ich halte es immer für wichtig, als Team zusammen zu kommen, das schafft Innovation, Motivation und Teamgeist.“ Auf der anderen Seite sei es aber auch wichtig, flexibel zu bleiben, sagte der Auto-Boss. „Aber der Schwerpunkt sollte dabei liegen, mit Menschen zusammenzukommen.“
Ähnlich sieht es auch Dirk Schmitz, Deutschland-Chef des Treuhänders und Vermögensverwalters Blackrock: „Ein guter Mix erleichtert die Work-Life-Balance, und auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter wird gestärkt.“ Gleichzeitig glaube er nach wie vor an den persönlichen Austausch. „Eine gute Balance muss vorhanden sein.“ Allianz-Chef Oliver Bäte gab zu Protokoll, dass Homeoffice seiner Meinung nach „unter bestimmten Voraussetzungen“ funktioniere.
Top-Manager halten wenig von der Vier-Tage-Woche
Deutlich skeptischer sehen Chefs die Vier-Tage-Woche. „Nein, wir können nicht alle weniger arbeiten. Ich glaube im Gegenteil, wir müssen mehr arbeiten“, sagte Andreas Mundt vom Bundeskartellamt. „Wir brauchen in Deutschland wieder mehr Hunger auf Erfolg“, sagte auch VW-Chef Oliver Blume und dieser entstehe nicht von allein. „Das hat uns über Jahrzehnte stark gemacht, gemeinsam Themen zu erreichen und dazu ist eben auch Leistung notwendig.“
Es gebe in Deutschland eine Vielzahl von Aufgaben, fügte Blackrock-Chef Schmitz hinzu. Eine Vier-Tage-Woche mache die Erfüllung dieser Aufgaben sehr schwer: „Wir müssen alle mehr leisten anstelle von weniger.“ Aber gleichzeitig müsse es auch sinnvolle Arbeitszeitmodelle geben, „für die, die nicht Vollzeit arbeiten können oder wollen.“
Wie das Arbeitszeitmodell Vier-Tage-Woche aussehen kann
Die Vier-Tage-Woche ist ein Arbeitszeitmodell. Dabei gibt es zwei Varianten. In der ersten erledigt der Arbeitnehmer sein Arbeitsvolumen an nur vier Tagen. Bei einer 40-Stunden-Woche kann sich ein Arbeitstag so von acht auf zehn Stunden verlängern. Bei der zweiten Variante arbeitet der Arbeitnehmer einen Tag weniger, die Arbeitstage bleiben gleich lang, nur dass beispielsweise der Freitag wegfällt. Es gibt Modelle, bei denen er trotz der verringerten Arbeitszeit denselben Lohn wie vorher bekommt. Gängiger ist aber, dass er auf einen Teil seines Gehalts verzichtet, um einen Tag frei zu haben. Eine Umfrage für die HDI-Versicherung aus dem Jahr 2022 ergab, dass mehr als drei Viertel aller Berufstätigen in Deutschland eine Vier-Tage-Woche begrüßen würden. Die Vier-Tage-Woche wird derzeit in anderen europäischen Ländern getestet und angewandt.
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