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Weniger Arbeiten für gleiches Geld

„Kein Luxus, sondern Grundrecht“: EU-Land arbeitet an Vier-Tage-Woche

Weniger Arbeit für den gleichen Lohn: Spanien arbeitet an der Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Die Vier-Tage-Woche könnte zum Gesetz werden.

Frankfurt – Die Debatte um die Viertagewoche wird kontrovers diskutiert. Hierzulande wird das angesichts der schwächelnden Wirtschaft vor allem von Unternehmen und Arbeitgeberverbänden abgelehnt. Doch in einem EU-Land ist das alles andere als Utopie: In Spanien könnte die Viertagewoche sogar Gesetz werden.

Viertagewoche bei vollem Lohnausgleich: Freizeit ist „Grundrecht“

Die spanische Arbeitsministerin, Vizepräsidentin und Vorsitzende der Partei Sumar, Yolanda Díaz, setzt sich für eine schrittweise Verkürzung der Wochenarbeitszeit ein. Demnach soll die Arbeitszeit im Jahr 2025 von 40 auf 37,5 Stunden gesenkt werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

„Heute begleichen wir eine Schuld bei den arbeitenden Menschen in Spanien. Bei den neuen Generationen, die verstehen, dass persönliche Zeit kein Luxus ist, sondern ein Grundrecht“, sagte Diaz.

Arbeitsministerin Yolanda Díaz und die Vorsitzenden der Gewerkschaften UGT und CCOO präsentierten das Abkommen als einen wichtigen Schritt in Richtung einer gerechteren Arbeitswelt. Das Ziel: bessere Arbeitsbedingungen, unveränderte Löhne und ein Beitrag zum Klimaschutz.

Weniger Arbeitszeit in Spanien: Ein Schritt in Richtung Vier-Tage-Arbeitswoche

Das Abkommen könnte ein ernsthafter Schritt für die gesetzlich verankerte Vier-Tage-Arbeitswoche werden. Laut The Olive Press sieht das Abkommen vor, die wöchentliche Höchstarbeitszeit bei gleichbleibenden Gehältern zu reduzieren. Diese Änderung, die auf Basis eines Jahresdurchschnitts berechnet wird, soll vor allem Beschäftigte mit prekären Arbeitsverhältnissen entlasten.

Arbeitsministerin Díaz betonte, dass die Maßnahme die Work-Life-Balance von rund 12 Millionen Arbeitnehmern verbessern und zugleich die Produktivität steigern werde. Ein zusätzlicher Effekt sei die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen, da kürzere Arbeitszeiten oft mit geringerem Energieverbrauch einhergingen.

10.000 Euro Strafe bei Nichteinhaltung der neuen gesetzlichen Vier-Tage-Woche

Besondere Aufmerksamkeit gilt der Kontrolle der Arbeitszeiten: Unternehmen, die sich nicht an die Verpflichtung zur Arbeitszeiterfassung halten, müssen künftig mit Geldstrafen von bis zu 10.000 Euro pro Arbeitnehmer rechnen.

Das Abkommen muss noch vom Kongress ratifiziert werden, was sich dem Bericht zufolge als schwierig erweisen könnte, da die Minderheitsregierung Sanchez die Unterstützung der wirtschaftsfreundlichen katalanischen Partei Junts gewinnen muss.

Das diskutierte Abkommen könnte ein ernsthafter Schritt für die gesetzlich verankerte Vier-Tage-Arbeitswoche werden. In Andalusien setzen die mittelständischen Unternehmen Delsol und die Grupo Deluxe seit Jahren auf eine 36-Stunden-Woche, verteilt auf vier Arbeitstage. Das Urteil von Managern und Mitarbeitern ist eindeutig: „Die Produktivität ist gestiegen, wir wollen nicht zum alten Modell zurückkehren“, berichtet die Nachrichtenagentur EEF.

In Spanien könnte die Vier-Tage-Woche bald gesetzlich festgeschrieben sein. (Symbolbild)

Vier-Tage-Woche hat positive Auswirkungen auf Mitarbeiterzufriedenheit

Delsol, ein Softwareunternehmen in Jaén, bietet seinen Mitarbeitern seit vier Jahren die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit flexibel zwischen Montag und Freitag zu verteilen. Personalleiterin Ana Arroyo berichtet, dass das Modell sehr gut ankommt, da die Mitarbeiter nun mehr Zeit für Familie und Hobbys haben. Auch die Chefs stellen fest, dass die Mitarbeiter zielstrebiger und lösungsorientierter sind.

Das Arbeitszeitmodell hat dem Unternehmen laut eigenen Angaben nicht nur eine bessere Mitarbeiterzufriedenheit, sondern auch mehr Prestige und bessere Bewerber auf dem Arbeitsmarkt eingebracht.

Ist Spanien bei der 37-Stunden-Woche ein Vorbild für Deutschland?

In Deutschland wird das Thema der Vier-Tage-Woche auch viel diskutiert, hat jedoch bislang keine ernsthaften politischen Entscheidungen hervorgerufen. Studien und Pilotprojekte zeigen, dass das Modell die Mitarbeiter zufriedener macht, gesundheitsfördernd ist und dabei genauso produktiv bleibt.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat zusammen mit der Universität Münster eine Studie zur Vier-Tage-Arbeitswoche durchgeführt, die ein positives Ergebnis lieferte: Das Modell bietet Win-Win-Potenzial. Es ermöglicht, die Produktivität aufrechtzuerhalten oder sogar zu steigern, während es gleichzeitig gesünder und attraktiver für Fachkräfte ist. Allerdings gibt es kein universelles Modell, und die Einführung kann ein herausfordernder Transformationsprozess sein. Eine Studie aus Großbritannien belegt zudem, dass mit der Vier-Tage-Woche weniger Fehltage auftreten.

Politik äußert Skepsis: „Nicht vereinbar mit Wohlstand und Aufstiegschancen“

Kritische Stimmen kommen von CDU-Politiker und Sprecher des Mittelstands, Christoph Ahlhaus, der in der Tagesschau sagte: „Das ist Unsinn. Man könnte auch sagen, warum nicht nur drei Tage arbeiten und 50 Prozent mehr Produktivität. Irgendwann arbeiten wir gar nicht mehr und haben trotzdem eine höhere Produktivität.“ Auch FDP-Politiker Johannes Vogel äußert sich skeptisch im Morgenmagazin und meint: „Das wird nicht funktionieren, wenn wir mehr Wohlstand und Aufstiegschancen wollen, dass wir alle weniger arbeiten und das gleiche Geld erhalten.“

In einem Punkt scheinen sich die Parteien jedoch einig zu sein: Arbeitgeber und Gewerkschaften sollen individuell ihre Arbeitsmodelle ausarbeiten können.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Daniel Ingold

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