Kritik an Ampel
Flucht in die USA: Deshalb kehrt Solar-Riese Meyer Burger Deutschland jetzt den Rücken
Der Solar-Riese Meyer Burger verlagert seine Produktion von Deutschland in die USA. Trotz Warnungen der Branche konnte die Ampel-Regierung den Hersteller nicht im Lande halten. In Colorado hofft Meyer Burger nicht nur auf Wertschätzung.
Freiberg – Die Enttäuschung in der Solar-Branche sitzt tief. Der Solarzellenhersteller Meyer Burger kündigte vergangene Woche an, die Produktion in Deutschland einzustellen und in die USA zu gehen. Während im sächsischen Freiberg die Modulproduktion bereits ab März stillstehen sollen, wird in den Vereinigten Staaten bereits alles vorbereitet, sodass möglichst schnell zwei neue Produktionsstätten des Solar-Riesen die Arbeit aufnehmen können. Die Gründe für den Umzug liegen nicht nur an der langsamen Entscheidungsfindung der Ampel-Regierung.
Krise in Solarindustrie: Ampel reagiert Unternehmen wie Meyer Burger trotz Warnung zu langsam
Die Krise in der Solarindustrie ist schon länger nicht mehr von der Hand zu weisen. Billigproduktionen aus China setzen die deutschen und europäischen Hersteller zunehmend unter Druck. Während die gesunkenen Preise für Verbraucher als gut empfunden werden, bedeutet die Abhängigkeit von China für deutsche Solarhersteller die Bedrohung der Existenz. Das „Solarpaket 1“ der Bundesregierung sollte die deutsche Produktion im Land halten und mit einer Reihe von Maßnahmen den Ausbau der Photovoltaik voranbringen. Doch eine Einigung der Ampel-Koalition ist auch bis zur nächsten Sitzungswoche Mitte März nicht in Sicht. Hersteller wie Meyer Burger drohen schon länger: Wenn sich die Bedingungen nicht schnell verbessern, müsse man Deutschland den Rücken kehren.
„In Deutschland nicht möglich“ - Solar-Riese Meyer Burger begrüßt Entscheidungsfreude in den USA
Dieser Drohung setzte Meyer Burger nun in die Tat um. Der Solar-Riese begrüßt in den USA vor allem die schnellen Entscheidungen, die in Deutschland aufgrund von Streitereien in der Ampel-Regierung in weiter Zukunft zu liegen scheinen. In den USA rolle man für Neuansiedlungen von Werken den roten Teppich aus, so Meyer-Burger-COO Daniel Menzel gegenüber dem Handelsblatt. Im „High Tech Way“ in Colorado soll eine alte Fabrik des Chipherstellers Intel in das neue Werk des Solarmodulherstellers umgebaut werden. Von der Standort-Auswahl bis zum Unterschreiben des Mietvertrags seien gerade mal zehn Wochen vergangen. So ein Tempo sei in Deutschland nicht möglich, betont Menzel. Bereits jetzt laufen Modulproduktionen am zweiten Standort, in der US-amerikanischen Stadt Goodyear in Arizona, an. Die ersten Anlagen sollen bereits im Mai vom Band laufen.
US-Präsident Biden will Solarindustrie weniger von China abhängig machen
Darüber hinaus ist es auch der Inflation Reduction Act (IRA) von US-Präsident Joe Biden, der Solarunternehmen wie Meyer Burger in die Hände spielt. Denn auch in den USA ist die Abhängigkeit von China spürbar, was sich durch die Wirtschaftspläne von Biden ändern soll. Mit IRA sollen Investitionen in den Klimaschutz mit rund 370 Milliarden Dollar gefördert werden.
Steuergutschriften und Darlehen: Diese Investitionen winken Solarkonzern Meyer Burger in den USA
Laut Handelsblatt rechnet Meyer Burger über die nächsten acht Jahre mit Steuergutschriften von bis zu 1,4 Milliarden Dollar. Auch ein Kredit in Höhe von 300 Milliarden Dollar sei dem Solar-Riesen, das seinen Hauptsitz in der Schweiz hat, bereits in Aussicht gestellt worden. Darüber hinaus bringt der Standort Colorado, in dem auf grüne Energie gesetzt wird, weitere Vorteile: Ein 90-Millionen-Dollar-Finanzpaket bringt Steuergutschriften sowie günstigere Strom- und Wassertarife. Jared Polis, der Gouverneur von Colorado, möchte den gesamten Strom im Bundesstaat bis 2040 aus erneuerbaren Energien abdecken.
In Colorado sollen 350 neue Arbeitsplätze entstehen. Ein Teil von ihnen sollen in Deutschland geschult werden. Das Verlassen von Deutschland hingegen bedeutet, dass rund 500 Mitarbeiter am sächsischen Standort Freiberg ihren Job verlieren. Die letzte Chance für einen nur vorübergehenden Produktions-Stopp in Deutschland knüpft das Unternehmen an eine Bedingung: Die Ampel muss innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Lösung für die Solaranlagenhersteller finden. Währenddessen bringen sich bereits zwei neue Unternehmen in Stellung, Meyer Burgers Platz einzunehmen.
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