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Untersuchung des Bundeskartellamtes

Warum Benzinpreise trotz sinkender Ölpreise hoch bleiben

Die Benzinpreise bleiben hoch, obwohl Rohöl günstiger wird. Funktioniert der Wettbewerb wirklich?

Bonn – Die Angst vor einem weltweiten Konjunktureinbruch hat die Ölpreise Anfang April erneut auf Talfahrt geschickt. Die Preise für Rohöl aus der Nordsee und für US-Rohöl fielen auf den tiefsten Stand seit 2021. Die aggressive Zollpolitik der USA und die nun erfolgte Reaktion Chinas belasteten den Handel.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostete am 4. April 64,78 US-Dollar. Das waren 5,36 Dollar weniger als am Vortag. Seither gab es wenig Bewegung, aktuell kostet ein Barrel Brent 65,64 US-Dollar (Stand: 28. April, 12 Uhr).

Hohe Benzinpreise trotz sinkender Ölpreise: Schuld sind vor allem die Raffinerien

Diese relativ starken Abwärtsbewegungen müssten eigentlich auch den Benzinpreis an den Tankstellen um einige Cent nach unten drücken. Doch davon ist nichts zu spüren. In dem am 19. Februar veröffentlichten Abschlussbericht der Sektoruntersuchung Raffinerien und Kraftstoffgroßhandel des Bundeskartellamts heißt es, die Kraftstoffpreise hätten sich von der Entwicklung des Rohölpreises abgekoppelt. „Die Entkopplung war insbesondere zwischen dem Rohölpreis und den Großhandels- und Raffinerieabgabepreisen für Kraftstoffe ausgeprägt.“

Die PCK-Raffinerie versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff.

Das bedeutet, dass vor allem die Raffinerien für die hohen Kraftstoffpreise verantwortlich sind. Wie Stern berichtet, lag die Differenz zwischen dem Rohölpreis und dem Großhandelspreis für Benzin Mitte Januar bei 21 Cent pro Liter. Im Februar waren es demnach 25 Cent und Mitte April 28 Cent. Ohne die Entkopplung wäre der Benzinpreis Mitte April ohne Berücksichtigung der Mehrwertsteuer um rund sieben Cent günstiger gewesen.

Die anhaltend hohen Benzinpreise an den Tankstellen haben aber noch weitere Ursachen. So hat Shell Mitte März die Benzinproduktion in der Raffinerie Wesseling eingestellt. Damit sind nach Angaben des Preisinformationsdienstes Argus Media sieben Prozent der deutschen Rohölkapazitäten dauerhaft vom Netz genommen worden. Dies muss durch höhere und teurere Importe ersetzt werden.

Hohe Benzinpreise trotz sinkender Ölpreise: Kein Wettbewerb zwischen den Raffinerien

Eine Rolle spielt auch der derzeit niedrige Wasserstand des Rheins, der für den Transport von Rohöl, Kohle und Erdgas von großer Bedeutung ist. Je niedriger der Wasserstand, desto weniger können die Schiffe laden. Dadurch steigen die Transportkosten, da für die gleiche Ladung mehr Schiffe benötigt werden.

Aber auch der Wettbewerb zwischen den Raffinerien scheint nicht zu funktionieren. Laut Bundeskartellamt gibt es auf der Großhandels- und Tankstellenebene Verflechtungen und Abhängigkeiten zwischen den wenigen Anbietern. So betreiben verschiedene Produzenten gemeinsam Raffinerien. In Deutschland sind dies die MIRO (Shell, Esso245 , Rosneft und Phillips 66), die PCK Raffinerie (Shell246 , Rosneft und Eni) und die Bayernoil (Varo, Rosneft und Eni). Auch Pipelines werden teilweise gemeinsam betrieben. Dies führt nach Auffassung des Bundeskartellamtes zu einem System gegenseitiger Kooperation und Rücksichtnahme, zum Beispiel im Hinblick auf die jeweiligen Produktionskapazitäten oder die Verteilung der durch die Pipeline transportierten Mengen.

Hohe Benzinpreise trotz sinkender Ölpreise: „Rocket-Feather-Effekt“ ist mitverantwortlich

Hinzu kommen eine hohe Markttransparenz durch die verbreitete Nutzung von Preisinformationsdiensten und eine Homogenität der raffinierten Mineralölprodukte. Dies begünstigt eine einheitliche beziehungsweise koordinierte Preissetzung der Mineralölkonzerne, von Wettbewerb kann keine Rede sein.

Autofahrer aufgepasst: Die 15 besten Tipps zum Spritsparen

Zu den richtigen Zeiten tanken
Zu den richtigen Zeiten tanken: Die Kraftstoffpreise schwanken täglich und können sich je nach Tageszeit deutlich unterscheiden. Besonders abends zwischen 18 und 19 Uhr sind die Preise an vielen Tankstellen am günstigsten, da zu dieser Zeit weniger Pendler tanken. Wer zur richtigen Zeit tankt, kann pro Jahr spürbar sparen und die Haushaltskasse schonen. © Imago/Manfred Segerer
Reifendruck messen
Reifendruck regelmäßig prüfen: Ein zu niedriger Reifendruck erhöht den Rollwiderstand, wodurch der Motor mehr Leistung aufbringen muss. Bereits ein geringer Druckverlust kann den Spritverbrauch um 1 bis 2 % ansteigen lassen. Um dies zu vermeiden, sollte der Reifendruck mindestens einmal im Monat und vor längeren Fahrten kontrolliert werden. © Imago/Burkhard Schubert
Das richtige Gangschalten
Das richtige Gangschalten: Frühes Hoch- und spätes Runterschalten verringert die Drehzahl und spart so Sprit. Insbesondere im Stadtverkehr zahlt sich eine vorausschauende Fahrweise aus, da ständiges Beschleunigen und Abbremsen den Verbrauch in die Höhe treibt. Der optimale Verbrauch liegt meist bei mittleren Drehzahlen und moderatem Gasgeben. © Imago
Auf unnötige Lasten verzichten
Auf unnötige Lasten verzichten: Jedes zusätzliche Kilogramm kostet beim Fahren mehr Energie. Entfernen Sie Dachgepäckträger, Fahrradhalter und schwere Gegenstände aus dem Kofferraum, wenn sie nicht gebraucht werden. Schon 100 kg extra Gewicht können den Verbrauch um 0,1 Liter pro 100 km erhöhen. © Imago/Evgenii Lashchenov
Rekuperation nutzen (bei Hybrid- und E-Autos)
Rekuperation nutzen (bei Hybrid- und E-Autos): Bei Hybrid- und Elektroautos wird beim Bremsen Energie in die Batterie zurückgespeist. Sanftes Bremsen und Ausrollen lassen ermöglicht es, diese Energie optimal zurückzugewinnen und so die Reichweite zu verlängern. Eine vorausschauende Fahrweise hilft, häufiger in den Genuss dieser „kostenlosen“ Energie zu kommen. © Imago/Filippo Carlot
Konstant fahren statt Gas geben
Konstant fahren statt Gas geben: Ständige Geschwindigkeitswechsel belasten den Motor und steigern den Spritverbrauch. Eine gleichmäßige Fahrweise im mittleren Drehzahlbereich sorgt hingegen für einen optimalen Verbrauch. Besonders auf der Autobahn zahlt es sich aus, eine konstante Geschwindigkeit zu halten. © Imago/Christoph Hardt
Richtig heizen und kühlen
Richtig heizen und kühlen: Klimaanlagen und Heizungen sind echte Spritfresser, da sie zusätzliche Energie benötigen. Eine vernünftige Einstellung, wie z.B. eine moderate Temperatur im Sommer und eine kurze Heizphase im Winter, reduziert den Mehrverbrauch. Nutzen Sie die Lüftungssysteme nur dann, wenn sie wirklich gebraucht werden. © Imago
Motor im Stand nicht laufen lassen
Motor im Stand nicht laufen lassen: Bei längeren Wartezeiten, etwa an Bahnübergängen oder im Stau, sollte der Motor ausgeschaltet werden. Bereits wenige Minuten im Leerlauf können den Verbrauch merklich erhöhen und schaden der Umwelt durch unnötige Abgase. Moderne Fahrzeuge mit Start-Stopp-Automatik übernehmen das für Sie automatisch. © Imago/Gottfried Czepluch
Elektrische Verbraucher sparsam einsetzen
Elektrische Verbraucher sparsam einsetzen: Sitzheizung, Navigationsgeräte und Co. sind praktisch, aber jeder elektrische Verbraucher erhöht den Spritverbrauch. Nutzen Sie diese Funktionen daher gezielt und nur, wenn es notwendig ist. Besonders bei Kurzstrecken lohnt es sich, auf unnötige Verbraucher zu verzichten, um den Verbrauch niedrig zu halten. © Imago/Bernd Leitner
Vorausschauend fahren
Vorausschauend fahren: Eine vorausschauende Fahrweise, die den Verkehr frühzeitig beobachtet, verhindert ständiges Abbremsen und Beschleunigen. So lässt sich im Stadtverkehr bis zu 15 % Kraftstoff sparen, da weniger Energie für das Bremsen verschwendet wird. Rollen Sie zum Beispiel bei einer roten Ampel einfach aus, anstatt abrupt zu bremsen. © Imago/Manuel Kamuf
Aerodynamik verbessern
Aerodynamik verbessern: Offene Fenster, Dachträger und Dachboxen erhöhen den Luftwiderstand und treiben den Spritverbrauch in die Höhe. Ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h sollte das Fenster lieber geschlossen bleiben und unnötige Aufbauten entfernt werden. Eine bessere Aerodynamik hilft, den Verbrauch zu reduzieren und die Fahrt effizienter zu gestalten. © Imago
Langsam anfahren
Langsam anfahren: Ein sanftes Anfahren an der Ampel spart nicht nur Sprit, sondern schont auch den Motor und die Reifen. Statt das Gaspedal voll durchzutreten, sollte man moderat beschleunigen und das Fahrzeug sanft auf Tempo bringen. Dies senkt den Verbrauch besonders im Stadtverkehr, wo häufiges Anfahren üblich ist. © Imago
Regelmäßige Wartung des Autos
Regelmäßige Wartung des Autos: Ein gut gewartetes Auto verbraucht weniger Kraftstoff, da der Motor und die Technik effizienter arbeiten. Regelmäßige Inspektionen, bei denen Luftfilter, Zündkerzen und Öl geprüft und ausgetauscht werden, tragen zur Langlebigkeit des Fahrzeugs bei. Schon ein verstopfter Luftfilter kann den Verbrauch spürbar erhöhen. © Imago
Auf Tempolimits achten
Auf Tempolimits achten: Bei höheren Geschwindigkeiten steigt der Luftwiderstand erheblich, was den Spritverbrauch in die Höhe treibt. Fahren Sie deshalb im moderaten Geschwindigkeitsbereich, idealerweise zwischen 80 und 120 km/h, um den Verbrauch zu optimieren. Jedes Auto hat eine optimale Geschwindigkeit für die beste Effizienz, die oft bei den gesetzlich vorgeschriebenen Tempolimits liegt. © Imago/Martin Schroeder
Tempomat nutzen
Tempomat nutzen: Der Tempomat sorgt für eine konstante Geschwindigkeit, was auf längeren Strecken den Verbrauch verringert. Gerade auf der Autobahn oder Landstraße können Tempowechsel vermieden werden, wodurch der Motor gleichmäßiger und sparsamer läuft. Zudem fördert der Tempomat eine entspanntere Fahrt, da ständiges Beschleunigen und Bremsen entfällt. © Imago

Problematisch ist auch, dass die Mineralölkonzerne gleichzeitig Raffinerien und Tankstellen betreiben. „Der Anbieterseite steht auch keine wirksame Nachfragemacht gegenüber, die die Verhaltensspielräume der Anbieter auf Raffinerie- und Großhandelsstufe wirksam einschränken würde“, heißt es im Bericht des Kartellamts.

Eine Rolle spielt vermutlich auch der in vielen Branchen verbreitete „Rocket-Feather-Effekt“. Steigen die Kosten, erhöhen die Unternehmen wie eine Rakete schnell die Preise. Fallen die Kosten wieder, sinken die Preise langsam wie eine Feder.

Rubriklistenbild: © Patrick Pleul/dpa

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