Antriebstechnologien
VW mit Milliarden-Investitionen in Verbrenner - Konzern will „wettbewerbsfähig bleiben“
Reduziert VW angesichts der Marktlage die Bemühungen bei E-Autos? Eine entsprechende Meldung sorgt für Verwirrung. Ein Sprecher erklärt uns den aktuellen Stand.
Wolfsburg/München – Haben die Entwicklungen der vergangenen Monate Volkswagen zum Umdenken bewogen? Deutschlands größter Autohersteller passt Berichten zufolge seine Elektro-Strategie an und investiert auch künftig in die (Weiter-)Entwicklung von Verbrennungsmotoren. Wir erklären, was es damit auf sich hat.
Wie bei anderen Herstellern sind auch bei VW Benzin- und Dieselmotoren noch lange nicht auf dem Abstellgleis. Eine entsprechende Meldung, dass satte 60 Milliarden Euro von den Investitionen für die E-Mobilität abgezogen und umgeschichtet werden, ist jedoch falsch*.
VW: Absatz von E-Autos stagniert - Verbrenner spielen noch lange eine Rolle
Die Elektromobilität steckt zwar in einer Krise, denn überteuerte Neuwagen-Angebote und die abrupte Reduzierung staatlicher Förderung haben dem Absatz von E-Autos in Deutschland nachhaltig geschadet.
Dazu hat sich der zeitliche Rahmen für den Umstieg von Benzin- und Dieselmotoren hin zu Elektroaggregaten als straff herausgestellt: Denn Modelle mit Verbrennungsmotor erfreuen sich nach wie vor einer hohen Beliebtheit und viele Autokäufer haben auch 2024 Bedenken hinsichtlich eines Umstiegs.
Nicht zuletzt auch die erstarkte E-Auto-Konkurrenz aus China hat einen Anteil daran, dass hiesige Autokonzerne wie VW und auch Mercedes-Benz mittlerweile die ambitionierten Ziele ein Stück weit heruntergeschraubt haben und Verbrennermotoren eine längere Daseinsberechtigung, als ursprünglich geplant.
Volkswagen verschreibt sich noch länger der Technologie-Offenheit
Dabei gilt Volkswagen bereits seit der Entwicklung des Modularen Elektro-Baukastens (MEB) zu den klaren Verfechtern der E-Mobilität und ließ daran bislang keinen Zweifel aufkommen. Wie Auto Motor und Sport erläutert, waren die Wolfsburger noch 2023 davon überzeugt, dass bis 2030 etwa 80 Prozent aller Neuwagen in Europa elektrisch fahren.
Für dieses ambitionierte Ziel haben die Niedersachsen bis 2027 Investitionen von 180 Milliarden Euro geplant, aber nicht nur: Dass ein Teil in Richtung Verbrenner „umgeschoben“ wird, ist laut einem VW-Sprecher ein Missverständnis. Stattdessen ist bereits seit dem vergangenen Jahr klar, dass zwei Drittel dieser Summe in die Geschäftsfelder Digitalisierung und Elektrifizierung fließen, wird auf Nachfrage von IPPEN.MEDIA erläutert.
In der Realität kämpft VW zwar mit Absatzproblemen, Stromer wie der ID.3 oder ID.4 bleiben Berichten zufolge unter den ursprünglichen Erwartungen. Günstigere Modelle wie der VW ID.2 (2026) und ID.1 (vermutlich 2027) lassen derweil auf sich warten. Dennoch lässt der Sprecher uns gegenüber keinen Zweifel an der ausgewiesenen Elektrostrategie.
VW-Investitionen: Rund 60 Mrd. Euro für die Zukunft von Verbrennern
Die im Netz kursierende (Falsch-)Meldung beruht auf Äußerungen von VW-Finanzchef Arno Antlitz bei einer Veranstaltung, wonach laut Reuters „Verbrenner-Autos in Zukunft wettbewerbsfähig“ bleiben sollen. „Es ist ein Drittel und wird ein Drittel bleiben“, sagte der Manager aber auch. Volkswagen rückt also nicht von der Maxime ab, dass Mobilität langfristig elektrisch wird.
Mit den Geldern für die traditionelle Antriebstechnologie sollen VW-Modelle, aber auch jene von Tochtermarken wie Porsche, Audi oder Skoda auf den globalen Märkten flexibler bleiben, im Kampf gegen die internationale Konkurrenz.
Volkswagen verpflichtet Deutschland-Chef von Konkurrent Ford
Derweil justiert Volkswagen in anderen Bereichen die Stellschrauben: Der Deutschland-Chef von Konkurrent Ford wechselt nach Wolfsburg. Martin Sander übernimmt laut einer Mitteilung das wichtige Vertriebsressort und verantwortet ab Juli den Bereich Vertrieb, Marketing und After Sales. Bei der Kernmarke VW Pkw löst der 57-Jährige Imelda Labbé ab, die das Unternehmen verlässt.
Sander leitete zuletzt bei Ford die Entwicklung der Elektrofahrzeuge, Volkswagen kennt er jedoch aus seiner Zeit bei der Premiumtochter Audi, wo er mitunter im Europa-Vertrieb arbeitete. (PF)
*Das berichteten auch wir in einer ersten Version des Artikels.
Rubriklistenbild: © Malte Ossowski/SVEN SIMON/Imago
