Bei gleichem Lohn
Viele Volksbanken setzen auf Vier-Tage-Woche – Sieht so die Zukunft der Branche aus?
Voller Lohnausgleich bei weniger Arbeitszeit? Darauf setzen bereits einige Volksbanken. Doch während einige Genossenschaftsbanken von der Vier-Tage-Woche schwärmen, gibt es auch Kritik an dem Modell.
Frankfurt – Das Modell der Vier-Tages-Woche wird in Deutschland schon länger in vielen Politik- und Unternehmenskreisen diskutiert. Länder wie Belgien oder Großbritannien machen es vor und berichten von positiven Auswirkungen der verkürzten Arbeitswoche: produktivere Arbeitstage, weniger Stress und seltenere Ausfälle wegen Krankheit. Während 50 deutsche Unternehmen das Modell als Pilotprojekt derzeit testen, setzen diverse Genossenschaftsbanken in Deutschland bereits länger auf die Vier-Tages-Woche. Doch auch Skepsis macht sich breit.
81 Prozent der Deutschen wünschen sich Vier-Tage-Woche: Viele Volksbanken setzen Modell bereits um
Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung fand heraus, dass 81 Prozent der Befragten eine Vier-Tage-Woche der normalen „9 to 5“-Woche bevorzugen würden. Die Beschäftigten gaben an, sich mehr Zeit für sich selbst und die Familie zu wünschen. Während Angestellte eine bessere Work-Life-Balance möchten, brauchen einige Genossenschaftsbanken vor allem eins: neue Fachkräfte. Um diese zu gewinnen, wurde dem Wunsch der deutschen Erwerbstätigen nach einer verkürzten Arbeitswoche nun nachgegangen. Auf einen freien Freitag setzt unter anderem die Volksbank Kaiserslautern, wie Handelsblatt berichtet. Bereits im Sommer 2022 führte die Bank eine 34,5-Stunden-Woche ein und senkte die Arbeitszeit somit um 4,5 Stunden wöchentlich. Der Lohn blieb gleich.
Verkürzte Arbeitswoche bei gleichem Lohn – Banken werden für Bewerber attraktiver
Das Ergebnis: Die Bank scheint für Bewerber attraktiver geworden zu sein. Vor allem bei jungen Arbeitnehmern komme die gekürzte Arbeitswoche gut an. Auch die Fluktuation sei zurückgegangen. Die Filialen der Volksbank sind freitags nun geschlossen, Kunden können sich bei Anliegen per Mail oder Telefon melden. Die Volksbank Kaiserslautern ist mit diesem Modell jedoch nicht alleine. Auch Mitarbeiter der PSD Bank Braunschweig und Volksbank Euskirchen bei Köln dürfen freitags ausschlafen. Andere Banken, die auf die Vier-Tage-Woche oder Senkung der wöchentlichen Arbeitszeit, setzen, sind laut Handelsblatt die Volksbank Düsseldorf Neuss oder die Sparda-Bank Berlin.
Worauf die meisten Beschäftigten mit einer Vier-Tages-Woche in einer der Genossenschaftsbanken jedoch verzichten müssen, ist der volle Urlaubsanspruch. Während das Gehalt unverändert blieb, sanken die Urlaubstage bei der Volksbank Euskirchen beispielsweise von 30 auf 24 im Jahr. Bei der Auricher Raiffeisen-Volksbank dürfen sich die Mitarbeiter entscheiden, ob sie weiterhin fünf Tage die Woche oder nur vier arbeiten möchten und damit auch weniger Urlaub haben. So kann die Bank auch an Freitagen weiter öffnen.
Nicht alle sehen Vier-Tage-Woche bei Volksbanken als rein positive Entwicklung
Die Genossenschaftsbanken, die verkürzte Arbeitszeit-Modelle anbieten, sehen positive Entwicklungen. Mehr Bewerber auf offene Stellen, zufriedene Mitarbeiter und Kunden, die überwiegend verständnisvoll auf die Änderungen reagieren. Doch es gibt auch Kritik an dem Modell der Vier-Tages-Woche. So etwa von Tanja Müller-Ziegler, Vorständin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Die demografische Entwicklung erlaube es nicht, immer weniger zu arbeiten, sagt sie dem Handelsblatt. Die Vier-Tage-Woche könne bei einzelnen Banken funktionieren, jedoch nicht für den ganzen Sektor. Befürchtet wird auch, dass der Fachkräftemangel durch die Vier-Tage-Woche eher verschärft als ausgeglichen werden kann.
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