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F-Gase-Verordnung greift ab 2027

Neue EU-Regeln: Beliebte Wärmepumpen-Typen und Klimaanlagen bald vor dem Ende

Ab 2027 greift eine neue Verordnung der Europäischen Union, die die Wärmepumpenbranche zu einer Umstellung zwingt. Doch für bestimmte Geräte ist das Ende damit so gut wie sicher.

Brüssel/München – Die Wärmepumpenbranche leidet noch immer unter den Debatten um das Heizungsgesetz (Gebäudeenergiegesetz, GEG) aus dem vergangenen Jahr. Trotz politischer Zielvorgaben, jährlich 500.000 Wärmepumpen in Deutschland einzubauen, kommt die Wärmewende nur schleppend in Fahrt. Die Branche erwartet nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) für 2024 keine 200.000 abgesetzten Geräte mehr. Ein herber Schlag, da die Branche erst massiv in die Produktion investiert hat, um eben jene 500.000 Wärmepumpen pro Jahr auch bedienen zu können.

Neue Verordnung der EU: Wärmepumpen müssen mit natürlichen Kältemitteln wie Propan laufen

Noch dazu kommt eine neue EU-Verordnung, die Verbraucher und Installateure weiter verunsichern könnte. Die neue F-Gase-Verordnung verfolgt das Ziel, klimaschädliche fluorierte Treibhausgase (F-Gase), die in vielen Geräten wie Wärmepumpen und Klimaanlagen, aber auch Kühlschränken, verwendet werden, verschwinden zu lassen. Ab 2027 sollen F-Gase verboten werden, die ein Treibhausgaspotenzial (GWP) von über 150 haben (siehe Infokasten). Zudem sollen ab 2035 alle nicht-natürlichen Kältemittel aus Wärmepumpen und Klimaanlagen gänzlich verboten sein – auch solche, die einen niedrigen GWP-Wert haben.

Was sind F-Gase?

Wärmepumpen funktionieren mit einem sogenannten Kältemittel. Doch viele dieser Kältemittel gelten als umweltschädlich. Die meisten derzeit verbauten Wärmepumpen nutzen hierfür sogenannte fluorierte Treibhausgase (F-Gase), welche sogar deutlich klimaschädlicher sind als CO₂. Um das darzustellen, wird bei F-Gasen das sogenannte Treibhausgaspotenzial (GWP) ausgewiesen. Der Wert beschreibt die Erderwärmungswirkung über einen bestimmten Zeitraum, im Vergleich zu CO₂. Konkret also: Wenn ein F-Gas den GWP-Wert 150 trägt, heißt das, dass ein Kilogramm dieses Gases über 100 Jahre ungefähr 150-mal wirksamer als ein Kilogramm CO₂ wäre.

Für die Branche bedeutet das eine Umstellung der Produktion auf Geräte, die natürliche Kältemittel wie Propan oder Ammoniak verwenden. Da Propan ein brennbares Gas ist, müssen Installateure und Verbraucher außerdem dafür sensibilisiert werden, es braucht Sicherheitskonzepte, die das berücksichtigen. Das erklärt Sjacco van de Sande vom Wärmepumpenhersteller ait Deutschland GmbH im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. „Wärmepumpen mit Propan haben einen ganz anderen Aufbau im Kältekreis“, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens, das schon seit 1998 propanbasierte Wärmepumpen verkauft.

Wärmepumpen-Hersteller will schon ab 2026 nur noch natürliche Kältemittel verwenden

Die ait Deutschland Group hat nach Angaben des Geschäftsführers das hinter sich, was vielen Herstellern nun bevorstehe. „Es kommt darauf an, wie vertraut sie sind mit natürlichen Kältemitteln. Es sind aber schon große Investitionen, in die Umstellung der Produktion, in die Entwicklung neuer Produkte, möglicherweise auch in neues Personal“, so van de Sande. Ab 2026 werde ait Deutschland – nach eigenen Angaben „Bayerns größter Wärmepumpenhersteller“ – für seine Marken alpha innotec und Novelan nur noch Wärmepumpen mit natürlichen Kältemitteln anbieten – ein Jahr früher, als es die EU-Verordnung im ersten Schritt vorsieht.

Diese Wärmepumpen sollen auch weiterhin „wettbewerbsfähig“ im Preis bleiben, so der Geschäftsführer. Ob andere Hersteller die Umstellungskosten, die durch die F-Gas-Verordnung auf sie zukommen, an die Kunden weitergeben werden, könne er natürlich nicht sagen. „Aber klar, es sind große Investitionen und vielleicht müssen sie dann Preise erhöhen“.

F-Gase-Verordnung der EU: Verbraucher müssen bestehende Wärmepumpen nicht austauschen

Die neue F-Gase-Verordnung sieht vor, schrittweise bis 2050 F-Gase aus dem Verkehr zu ziehen. Verbraucher und Verbraucherinnen müssen aber keine bestehenden Geräte austauschen. Wer also jetzt eine Wärmepumpe mit F-Gas betreibt, kann diese getrost weiter einsetzen. Allerdings warnt Sjacco van de Sande vor steigenden Wartungskosten: „Die Kältemittel werden teurer werden, das ist absehbar. Das wird sich dann auf Reparaturen niederschlagen.“ Eine Umrüstung von einem der F-Gase auf ein natürliches Kältemittel sei nicht möglich.

Ein Techniker wartet eine Wärmepumpe. Für viele Installateure stehen Änderungen an.

Ebenfalls nicht mehr möglich sein werden dem ait-Chef zufolge sogenannte Split-Geräte, besonders bekannt bei Klimaanlagen. Das sind Geräte, die aus zwei Modulen bestehen, einem Inneren und einem, das an der Außenwand angebracht wird und die mit einem Schlauch durch die Mauer verbunden werden. Viele Wärmepumpenhersteller haben im letzten Jahr auch damit geworben, Split-Wärmepumpen anzubieten, die im Sommer als Klimaanlage funktionieren können. „Die lassen sich aber nicht auf Propan umstellen. Das wird aus meiner Sicht das Aus für Splitgeräte bedeuten“, schätzt van der Sande. Stattdessen werden Verbraucher und Verbraucherinnen künftig also nur noch Monoblock-Geräte kaufen, glaubt er.

Propan hat auch Vorteile: Wärmepumpen im unsanierten Altbau dadurch kompatibel

Van de Sande betont aber auch, dass natürliche Kältemittel gegenüber den F-Gasen deutliche Vorteile haben, abgesehen von der Klimafreundlichkeit. „Man kann eine Wärmepumpe mit Propan zum Beispiel sehr gut im unsanierten Altbau einbauen, weil durch die Eigenschaften natürlicher Kältemittel höhere Vorlauftemperaturen erreicht werden können“, sagt der Geschäftsführer. Trotzdem versteht er, dass die neue Verordnung für Frust in der Branche sorgt. „Installateure und Hersteller müssen ja jetzt auch ihre Kunden neu beraten, müssen sich auf was Neues einstellen.“

Das sieht auch der Europäische Wärmepumpenverband so, der sich direkt nach der Einigung in Brüssel zu Wort meldete. „Während wir immer ein Auslaufen [von F-Gasen] bis 2050 unterstützt haben, stellen die neuen Regeln eine Belastung für die Branchen dar“, so die EHPA in einer Stellungnahme im Oktober. Um die EU-Ziele im Gebäudesektor zu erreichen, arbeite die Branche schon daran, ihre Produktionskapazitäten massiv auszubauen. Das neue Verbot werde vermutlich diesen Ausbau zunächst verlangsamen, heißt es weiter, da die komplette Produktion erneut umgestellt werden müsste. Das wirkt sich zumindest kurzfristig auch auf das Angebot an Wärmepumpen aus.

F-Gase sind klimaschädlich: Neue EU-Verordnung soll 500 Millionen Tonnen Emissionen einsparen

Fluorierte Gase sind vom Menschen erzeugt und machen laut Brüssel etwa 2,5 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU aus. Sie werden unter anderem in Wärmepumpen, Brandschutzmitteln und Schaumstoffen verwendet. Eine zusätzliche Verringerung der F-Gas-Emissionen sei erforderlich, um einen Beitrag zu den Klimazielen der EU zu leisten und der Änderung des Montrealer Protokolls über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen, nachzukommen, teilte das Parlament mit.

Die Einigung geht auf einen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zurück. Nach Angaben der Brüsseler Behörde verhindern die nun vereinbarten Verordnungen weitere Emissionen in Höhe von fast 500 Millionen Tonnen bis 2050.

Rubriklistenbild: © IMAGO

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